Oberliga Hamburg
31. Spieltag


HSV Barmbek-Uhlenhorst

4

:

2


FC Süderelbe

Anpfiff

So - 29.04. 14:00 Uhr

Spielstätte

Dieselstraße

Zuschauer

274

Schiedsrichter

Christian Okun

„Einige sollten sich mal hinterfragen, ob sie den Ansprüchen der Oberliga gerecht werden!“

Die Spieler des HSV Barmbek-Uhlenhorst freuten sich über einen hochverdienten 4:2-Erfolg über den FC Süderelbe, der auch deutlich höher hätte ausfallen können. Foto: Kormanjos

Während Frank Pieper-von Valtier aufgrund der Vielzahl an hochkarätigen Torchancen gar nicht mehr hinterherkam („Wir haben eben auch schon überlegt, was das für ein Chancenverhältnis gewesen sein muss“), entschuldigte sich dessen Gegenüber, Markus Walek, bei der anwesenden Journaille für den Auftritt seiner Jungs. „Einige sollten sich mal hinterfragen, ob sie den Ansprüchen in der Oberliga gerecht werden, und die Schuld nicht immer bei anderen suchen, sondern sich an die eigene Nase fassen. Jeder, der das hier gesehen hat, hat gesehen, wie schlecht das war!“, nahm der Übungsleiter des FC Süderelbe kein Blatt vor den Mund, wenngleich er auch – zu Recht – betonte: „Im Moment gehen wir einen harten Weg. Wir haben nicht mal elf fitte Spieler - und die, die dabei sind, spielen auf Positionen, auf denen sie noch nie gespielt haben.“

Es war symptomatisch für die augenblickliche Situation des FC Süderelbe: nicht einmal 45 Sekunden waren gespielt, da griff sich Abwehrchef Martin Sobczyk bereits an den Oberschenkel und fluchte vor Wut. Für den Routinier ging es nicht weiter, sodass die Gäste – ohnehin nur mit drei Feldspielern auf der Bank angereist – bereits das erste Mal wechseln mussten. Nico Reinecke ersetzte Sobczyk – und musste dann mit ansehen, wie sich auch McCash Davis einige Zeit später behandeln lassen musste. Zwar hielt dieser noch eine Weile durch, aber fünf Minuten vor der Pause musste auch Davis die Segel streichen und Nico Groh schlüpfte in dessen Rolle. „Es ist momentan sehr schwierig“, so Walek, der aber auch anmerkte: „Wenn man so viele individuelle Fehler macht und die Tore so herschenkt, dann hat man es auf diesem Niveau auch nicht verdient, zu gewinnen!“

„SBD“ veredelt Traum-Angriff

Foto: Kormanjos

Womit wir auch schon beim Spielgeschehen wären – und dieses wurde vor allem von Akteuren, die den HSV Barmbek-Uhlenhorst am Saisonende verlassen werden oder deren Zukunft zumindest noch ungewiss ist, geprägt. Den Führungstreffer erzielte Sebastian Clausen, der den Club wohl verlassen wird, als er nach einer kurz ausgeführten Ecke die darauffolgende Flanke von Chris Heuermann unter Yalcin Ceylani hindurch einköpfte (10.)! Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich – Nico Reineckes Kopfball nach einem Mucunski-Freistoß soll die Torlinie überschritten haben (15.) – betrieb BU zunächst ein gewaltiges Chancenwucher, ehe ein sensationell vorgetragener Angriff zum 2:1 führte: eingeleitet wurde dieser Spielzug von einem haarsträubenden Murtezani-Fehlpass im Aufbau – und dann ging es ganz schnell. Der bärenstarke Cedric Stoppel, wechselt zum Bramfelder SV, spielte einen sensationellen Diagonalpass auf die rechte Seite zu Nico Schluchtmann, dessen Flanke aus vollem Lauf heraus von der Grundlinie Ivan Sa Borges Dju, der seine Laufbahn beenden wird, am ersten Pfosten unter die Latte köpfte (35.)! Dass es zur Pause „nur“ 2:1 stand, lag einerseits an Yalcin Ceylani, der allein in der 42. Minute gegen die freistehenden Sa Borges Dju und Lipke parierte, sowie am Unvermögen der Barmbeker, das Runde bei etlichen weiteren aussichtsreichen Situationen ins Eckige zu befördern.

Lipke glänzt als Doppel-Torschütze

Der baldige Barmbeker Ian-Prescott Claus (li.) war bei seiner Auswechslung „not amused“. Foto: Kormanjos

Stattdessen vergab Tarik Cosgun unmittelbar nach Wiederanpfiff die Riesenchance zum 2:2, als er Kaspars Plendsikis, der beim ersten Gegentor noch ganz schlecht aussah, als er den Ball böse unterlief, nach einem Keisef-Zuspiel aus drei Metern nicht überwinden konnte (48.). Folglich übernahm BU jedoch wieder das Heft des Handelns, kam zu weiteren Hochkarätern – und hatte einen Benjamin Lipke in seinen Reihen, der auf seine „alten Tage“ nochmal richtig heiß läuft. Das 3:1 erzielte der langjährige Altonaer, nachdem Süderelbes Erejon Kuci mit Marcel Rodrigues, der erst in der kommenden Saison sein Teamkollege sein wird, den falschen Mann in Szene setzte. Eben jener Rodrigues, der vor der Pause einen Freistoß an den Innenpfosten setzte und auch ansonsten ein gutes Spiel ablieferte, bediente Sa Borges Dju, der am gegnerischen Sechzehner noch einmal für Lipke quer legte – und dieser schoss ganz trocken ins lange Toreck ein (54.)! Auf der anderen Seite verpasste Murtezani mit seinem „Header“ an die Unterkante der Latte den Anschluss (64.), ehe abermals Lipke zum zweiten Mal zur Stelle war: diesmal vertändelte Simon Keisef die Kugel gegen einen beherzt und robust nachsetzenden Sa Borges Dju, der dann auch noch das Auge für Lipke, dessen Zukunft noch ungeklärt ist, behielt – 4:1 (75.)!

Walek: „Wir haben unsere gute und stabile Saison in den letzten Wochen kaputt gemacht“

Viert Treffer durfte BU bejubeln. Foto: Kormanjos

Die Hausherren feuerten aus allen Rohren und kamen zeitweise zu Chancen im Minutentakt, was auch den fast schon bemitleidenswerten Ceylani zur Weißglut trieb: „Spielt ihr das erste Mal Fußball – oder was?!“, stauchte er seine Mitspieler zusammen (77.). Immerhin gelang noch das Ehrentor zum 2:4-Endstand aus Gäste-Sicht, als Vitor Cadilhe Branco einen Angriff über Mucunski und Segedi abschloss (85.). Zu mehr reicht es nicht – und mit dem Ergebnis waren die „Kiesbargler“ am Ende auch gut bedient. Übrigens: Der künftige Barmbeker Ian-Prescott Claus war an seiner baldigen Wirkungsstätte, bis auf eine Gelegenheit komplett abgemeldet. „Wir können froh sein, die 40 Punkte zu haben. Das wird morgen alles aufgearbeitet“, zog Walek ein ernüchterndes Fazit – und führte dann aus: „Dreiviertel der Saison haben wir das sehr gut gemacht. Aber ich denke einfach, dass wir zu viele Verletzte haben und das einfach nicht auffangen können. Da müssen wir uns als Verein auch hinterfragen, ob wir in Zukunft nicht mehr in die Breite investieren müssen. Aber wir haben unsere gute und stabile Saison in den letzten Wochen kaputt gemacht!“

Pieper-von Valtier: „Freue mich, dass wir den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen“

Der ganz starke Ivan Sa Borges Dju bekam seinen verdienten Abgang. Foto: Kormanjos

Ganz anders war die Stimmungslage bei den Barmbekern und Chefcoach Frank Pieper- von Valtier, der vor dem Spiel von Süderelbe-Manager Matthias Nehls ein Präsent überreicht bekam: „Wir haben einen schönen Ball gespielt, es sehr dominant gestaltet und das Spiel eigentlich auch jederzeit kontrolliert. Und wenn‘s dann irgendwie mal gefährlich wurde, dann nur, weil wir uns vorher nicht richtig entscheiden, sondern zu schnell in die Spitze gespielt haben. Aber das war schon sehr, sehr ansehnlich – und ich freue mich, dass wir den Weg, den wir jetzt in der Rückrunde gegangen sind, so konsequent weitergehen. Es hat richtig Spaß gemacht!“ Der „neue Weg“, der von der offensiver ausgelegten Spielweise ein Stück weit dem des HSV unter Christian Titz ähnelt, scheint zu fruchten. „Zumindest von der Herangehensweise ist das vergleichbar. Aber noch sind Kaspars (Plendiskis, Anm. d. Red.) oder Olli (Gaedtke) nicht unsere Innenverteidiger – und das werden sie auch in den letzten Wochen nicht sein“, scherzte Pieper-von Valtier, der dann erklärte: „Wir haben im Winter das komplette Training umgestellt und darauf ausgelegt, dass wir noch mehr Druck ausüben, noch mehr das Spiel kontrollieren und vor allem noch mehr das Heft in der Hand haben wollen – auch mit dem Wissen, dass es dann genau zu solchen Spielen kommen kann. Aber durch die Anzahl der Torchancen wird es in der Summe immer so sein, dass man eher mehr gewinnt als verliert. Entscheidend ist, dass die Mannschaft sich damit auch stark identifiziert.“