Oberliga Hamburg 02
5. Spieltag


TuS Osdorf

2

:

1


Niendorfer TSV

Anpfiff

Fr - 17.09. 19:30 Uhr

Spielstätte

Blomkamp

Zuschauer

250

Schiedsrichter

Alexander Nehls (SC Eilbek)

Oberliga 02

Emotionen, Leidenschaft und ein „doppelter Fingerzeig“: Blomkamp-Boys dank Spranger-Standards auf Platz eins!

Der TuS Osdorf kann auch ohne ein Tor von "Lebensversicherung" Jeremy Wachter (re.) gewinnen. Dafür belohnte sich Kay-Fabian Adam (li.) für einen starken Auftritt. Foto: Kormanjos

Tim Jobmann warf sich mit aller Macht in den Passweg, Nick Schmidt war hellwach und auf der Hut bei der letzten Hereingabe nach turbulenten 97 Zeigerumdrehungen. Dann ertönte er, der Schlusspfiff von Schiedsrichter Alexander Nehls (SC Eilbek) – und der Jubel beim TuS Osdorf kannte keine Grenzen mehr (alle Highlights im LIVE-Ticker). Coach Philipp Obloch streckte vor Freude beide Zeigefinger gen Himmel und brachte es symbolisch auf den Punkt: Die „Blomkampler“ verteidigten in einem hochintensiven Spiel gegen den Niendorfer TSV die Tabellenführung in der Oberliga 02! „Solche Spiele...“, musste der TuS-Trainer erst einmal kurz durchpusten, ehe er in Anlehnung an seine Jubelpose erklärte: „Der Tabellenplatz war nicht der Hintergedanke, es hätte auch genauso gut die Faust sein können“, schmunzelte er. „Es war einfach die Erleichterung. In solchen letzten zehn Minuten wird man sehr alt. Das merke ich morgen. Da fällt dann sehr viel Anspannung von einem ab, es schmeckt aber natürlich auch umso besser.“

Zwei Freistöße aus nahezu identischer Position von Felix Spranger führten zum Erfolg. Foto: noveski.com

Am Ende machten die ruhenden Bälle den Unterschied vor voller Hütte am Blomkamp aus. „Beide Mannschaften haben individuelle Qualität auf dem Platz. Und es sind nicht nur die Einzelspieler, sondern auch die guten Standards und die Zielspieler“, die vor allem Oblochs Osdorfer an diesem Abend in den eigenen Reihen hatten. Gleich zweimal schlug Felix Spranger die Kugel aus nahezu identischer Position – aus dem rechten Halbfeld – in Richtung Niendorfer Gefahrenzone. Einmal bedankte sich Kay-Fabian Adam, nachdem die Gäste das Spielgerät nicht klären konnten (58.). Dann war es Tim Jobmann, der nach einer Faustabwehr von Tobias Grubba goldrichtig stand und den Schlappen reinhielt (72.). Führungstorschütze Adam belohnte sich damit für unheimlich emsige Auftritte und viele Vorlagen in den vorangegangenen Wochen. „Ich habe vor dem Spiel schon kurz mit Kay gesprochen und ihm gesagt, dass momentan die ganzen Schlagzeilen ‚Jerry‘ (Torjäger Jeremy Wachter, Anm. d. Red.) gehören. Aber: ‚Ihr seid ein gutes Duo. Und es werden die Spiele kommen, wo du uns die Punkte holst.‘ Dass es heute gleich so funktioniert, ist natürlich super! Denn Stürmer brauchen nun mal Tore – und es entlastet auch Jeremy ein wenig.“

"Die Tore schießt auch ein Kreisligist gegen uns!"

Niendorf-Keeper Tobias Grubba hielt in der ersten Halbzeit zweimal glänzend, nach dem Spiel ließ er seinem Frust freien Lauf. Foto: noveski.com

Die Farhadi-Mannen kamen nur noch zum Anschluss – ebenfalls nach einem Freistoß. Lennard Speck zirkelte das Leder aus 23 Metern herrlich in den rechten Knick und gab dem bärenstarken Nick Schmidt im TuS-Tor das Nachsehen (78.). Zu mehr sollte es am Ende nicht mehr reichen. „Wir sind Mitte der ersten Halbzeit richtig gut ins Spiel gekommen und haben es auch so angenommen, wie wir es wollten. Unterm Strich ist es einfach so, dass wir momentan nicht gut verteidigen. Und ich muss es so deutlich sagen: Die Tore schießt auch ein Kreisligist gegen uns. Da ist keine hohe Kunst dabei“, ärgerte sich Ali Farhadi über das Abwehrverhalten bei den ruhenden Bällen. „Es ist das ‚Schema F‘, was Osdorf spielt: Die Bälle lang auf Wachter oder Freistöße mit viel Geschrei rausholen. Das machen sie gut. Und wenn sie ein Tor mehr schießen, dann haben sie es mit Sicherheit auch verdient, als Sieger vom Platz zu gehen. Für uns ist es schade, weil wir von meinem Gefühl her richtig gut drin waren“, befand Farhadi – und brachte es anschließend auf den Punkt: „Vorne sind wir nicht effektiv genug und hinten zu anfällig.“

"Hatte das Gefühl, dass wir nochmal einen Push brauchen"

Was dem Niendorfer Übungsleiter vor allem missfiel, war die Lautstärke von der Osdorfer Bank: „Das ist wohl einzigartig in Hamburg, was hier abgeht. Ich finde, was phasenweise von der Bank kommt, gehört sich eigentlich nicht. Aber am Ende ist es hier vielleicht auch normal. Nur irgendwann ist es einfach nur noch anstrengend, wirklich alles zu kommentieren – und teilweise auf einem Niveau, was grenzwertig ist.“ Nichtsdestotrotz richtete er die Glückwünsche zum Sieg an die Hausherren. „Sie haben zwei Standardsituationen eiskalt ausgenutzt.“ Sein Gegenüber entgegnete in Bezug auf die Hektik von draußen nur: „Genauso hat Niendorf es wohl erwartet und genau so wollten wir es haben.“ Mitte des ersten Durchgangs blickte Obloch in Richtung Manager Cemil Yavas – und konstatierte: „Ein bisschen leise, oder?“ Hinterher klärte er auf: „Ich habe den Austausch gesucht, weil es sehr konzentriert auf dem Platz zuging und ich in der Phase das Gefühl hatte, dass Niendorf ein bisschen mehr aufkommt, wir nochmal so einen gewissen Push bräuchten und hier nochmal etwas in Richtung des Publikums 'angezündet' werden könnte. Da habe ich mit Cemil ja den richtigen Experten an meiner Seite“, witzelte er.

"Es hätte heute wohl noch zwei Nächte gebraucht, bis er getroffen hätte"

Beim Führungstor stand Kay-Fabian Adam goldrichtig und setzte die Prophezeiung von seinem Trainer in die Tat um. Foto: noveski.com

Dabei mussten sich die „Blomkampler“ gar nicht über die Emotion ins Spiel kämpfen, sondern waren gleich voll da. Jeremy Wachter hatte den Torschrei schon auf den Lippen, die Rechnung aber ohne Tobias Grubba gemacht. Der Torsteher des NTSV lenkte den Abschluss des in vier Spielen bereits achtmal erfolgreichen Goalgetters in überragender Manier um den Pfosten (10.). Auch gegen den herausragenden Abdul Koudousse Saibou war Grubba zur Stelle (23.). Hinzu kam das doppelte Alu-Pech: Sowohl Robin Schmidt per Kopf (11.) als auch Josip Dilber mit einer direkten Ecke (45. +3) trafen das Gestänge. Niendorf kam schleppend in die Partie, hatte dann aber ebenfalls den Führungstreffer auf dem Fuß. Insbesondere Ante-Akira Kutschke erwischte im Abschluss jedoch einen gebrauchten Tag. „Er ist ein mega fleißiger Spieler und für unser Spiel vorne sehr wichtig. Aber es hätte heute wohl noch zwei Nächte gebraucht, bis er getroffen hätte. Das Gefühl hatte ich zumindest“, gestand Farhadi, der kurz vor Anpfiff die Startelf noch umbauen musste, nachdem Daniel Brückner erst um 19:26 Uhr die Anlage betrat. Und so waren es die Standards und mal nicht Wachter, die den Ausschlag für Osdorf gaben. „Es war ein geiles Spiel und hat Spaß gemacht“, bilanzierte selbst der unterlegene Farhadi. „Aber für uns ist das natürlich ein Schrott-Ergebnis!“

"Ich finde, wir waren auch das eine Tor besser"

Tim Jobmann sorgte mit dem 2:0 für die vermeintliche Vorentscheidung. Foto: noveski.com

Ganz anders sah das selbstredend die Führungsriege des TuS Osdorf: „Die letzten Male hat Niendorf die Punkte hier immer mitgenommen. Heute haben wir es erzwungen – genau so, wie wir es uns in der Halbzeit vorgenommen haben. Und ich finde, wir haben es auch getan“, analysierte Obloch. „Ich denke, wir waren auch das eine Tor besser“, erinnerte er an die starken Paraden von Grubba und die Aluminium-Treffer im ersten Abschnitt. Nachdem sein Team im vergangenen Jahr eine schwierige Zeit durchmachen musste steht nun die Spitzenposition für sein Team zu Buche. Ein Stück weit Genugtuung und Stolz? „Nicht unbedingt wegen der Tabellenführung, aber wegen der zwölf Punkte. Ja, es ist Amateurfußball. Aber wir investieren alle viel Zeit. Die zwölf Punkte bedeuten mir viel, weil es eine komplizierte Saison werden kann. Das fühlt sich nach Belohnung an für eine ganz harte Vorbereitung“, durften auch die „Spitzenreiter“-Sprechchöre nach Schlusspfiff nicht fehlen.

Der TuS Osdorf feiert die Tabellenführung im Teamkreis