Oberliga HH Abstiegsrunde
5. Spieltag


TuS Osdorf

6

:

0


Meiendorfer SV

Anpfiff

Fr - 18.03. 19:30 Uhr

Spielstätte

Blomkamp

Zuschauer

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Schiedsrichter

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Oberliga-Abstiegsrunde

Ercetin ärgert die „Ex“: Osdorf feiert Tor-Gala – In Meiendorf liegen die Nerven blank!

Der TuS Osdorf feiert einen 6:0-Kantersieg gegen den Meiendorfer SV und den dritten Sieg im dritten Abstiegsrundenspiel. Archivfoto: noveski.com

32 Minuten lang absoluter Einbahnstraßenfußball, ein Spiel auf ein Tor – und Treffer am laufenden Band: Dem Meiendorfer SV drohte am Blomkamp die nächste Schmach! Dann aber meldete Atef Zakerwal die hoffnungslose unterlegenen und vom TuS Osdorf vorgeführten Gäste in der Partie an. TuS-Torsteher Tjorven Foerste – vertrat die abermals verletzten sowie etatmäßigen Keeper Tjark Grundmann und Nick Schmidt – parierte den Schuss aber stark und verhinderte den Einschlag. Das Privatduell gegen Zakerwal entschied der Schlussmann, der eigentlich das Gehäuse der U23 hütet, auch in der Folge ganz klar und glänzend für sich (36., 42.).

Felix Spranger eröffnete den Torreigen mit seinem Freistoß zur Führung. Archivfoto: noveski.com

Fast anderthalb Jahre lang schnürte er seine Stiefel für den Meiendorfer SV. Seit vergangenem Sommer war er zudem als Sportlicher Leiter an der B75 tätig. Doch im Winter verließ Mustafa Ercetin das sinkende Schiff und heuerte beim TuS Osdorf an. Nun traf er mit seinem neuen Team zum ersten Mal auf den Ex-Club und etliche Akteure, die er selbst zum MSV gelotst hatte. Und in der 24. Spielminute trat „Musti“ erstmals entscheidend in Aktion: Sein punktgenaues Zuspiel jagte Jeremy Wachter unter die Latte! Es war nicht etwa das längst überfällige 1:0, sondern bereits der dritte Streich der Hausherren, die den Kontrahenten in der ersten halben Stunde förmlich überrannten.

Wachter netzt - Ercetin trumpft auf

Und nicht nur Ercetin, sondern auch der in die Startelf zurückgekehrte Torjäger vom Dienst hatte daran maßgeblichen Anteil. Aber der Reihe nach. Denn den Anfang machte Felix Spranger, der nach einem Foulspiel an Prince Hüttner den fälligen Freistoß aus 17 Metern herrlich in die Maschen zirkelte (17.). Dem Kunstschuss folgte eine Slapstick-Aktion im Meiendorfer Strafraum. Vom unglücklichen Klärungsversuch profitierte Kevin Trapp, der Wachter das 2:0 auf dem Silbertablett servierte (20.). Nach Wachters bereits beschriebenem zweiten Streich (24.) war es Hüttner, der eine Hereingabe des gänzlich ungedeckten Goalgetters ins Netz nickte (30.). Vier Tore binnen 13 Zeigerumdrehungen!


Dass Osdorf nun einen, wenn nicht gar zwei Füße vom Gaspedal nahm, konnte den Obloch-Mannen wohl kaum einer verdenken. Aber: Durch das deutliche Herunterschalten kam der Gast aus dem Nichts zu drei Top-Chancen durch Zakerwal, der seinen Meister stets im herausragenden Foerste fand.

"Es fühlt sich nicht so geil wie gegen einen anderen Verein an"

Jeremy Wachter glänzte als Doppeltorschütze und Vorbereiter. Archivfoto: noveski.com

Die zweiten 45 Minuten standen dann ganz im Zeichen des Mustafa Ercetin. Erst ließ er mit seinem 18-Meter-Schuss Ex-Teamkollege Sulejman Hoxha ganz schlecht aussehen (57.). Dann machte er kurz vor Ultimo das halbe Dutzend voll und schoss seinen ehemaligen Verein gedemütigt nach Hause (86.). Nach den 90 Minuten entgegnete er gegenüber „AFH“ – angesprochen auf eine gewisse Genugtuung: „Es schmeckt nicht so sehr und fühlt sich auch nicht so geil wie gegen einen anderen Verein an. Denn da spielen viele meiner engen Freunde und es ist ja alles noch recht frisch. Aber letztendlich bin ich jetzt hier, glücklich, dass wir gewonnen haben – und auch froh, dass ich mit meinen zwei Toren etwas dazu beisteuern konnte“, sei er „nicht heißer als letzte Woche“ gewesen. Aber: „Osdorf ist einfach ein Verein, der einen mitzieht und mitreißt.“

"Hatte ein bisschen Sorge, dass wir uns vom Tabellenstand einlullen lassen"

Ercetins neuer Cheftrainer Philipp Obloch bilanzierte nach dem Kantersieg kurz und trocken: „Ungefähr so hatten wir uns das vorgestellt“, ehe er gestand: „Ich hatte ein bisschen die Sorge, dass wir uns ein wenig von dem Tabellenstand einlullen lassen. Aber das haben wir ganz gut abgeschaltet, weggedrückt – und über weite Strecken sehr seriös gespielt. Es freut mich auch, dass wir es zu Null über die Bühne gebracht haben – vor allem für Tjorven, der daran mit vier, fünf Paraden einen großen Anteil hat“, lobte er seinen Fänger. Der Sieg gegen das abgeschlagene Schlusslicht sei für ihn auch „keine Randnotiz, weil ich genau vor diesen Spielen immer viel Respekt habe und angespannt bin. Das sind die Spiele, in denen du eigentlich nur verlieren kannst“, wusste Obloch.

Handfeste Auseinandersetzung, Tanovic nimmt auf der Bank Platz

Mustafa Ercetin - hier noch im Trikot des Meiendorfer SV - trumpfte gegen seinen Ex-Club als zweifacher Torschütze und Vorlagengeber auf. Archivfoto: noveski.com

Stattdessen schoss man einen angeknockten Gegner noch tiefer ins Schlamassel. Und „angeknockt“ ist in diesem Fall nicht mal nur sinnbildlich gemeint. Denn nach der Partie kam es in der Meiendorfer Kabine noch zu einer handfesten Auseinandersetzung. Die Nerven liegen blank! Schon vor dem Spiel überraschte Chefcoach Hakan Yavuz mit der Personalie Edin Tanovic, der als vermeintlicher Führungsspieler mit reichlich Ober- und sogar Regionalliga-Erfahrung nur auf der Bank Platz nahm. „In den vergangenen Wochen konnte er – auch aufgrund von Trainingsdefiziten – nicht das abrufen, was er kann. Andere sind einfach an ihm vorbeigezogen, was das Training und die Fitness betreffen. Und es ist ja nichts fairer, als dass man die Jungs, die wochenlang ackern und auf ihre Chance warten, dafür auch belohnt“, nahm Yavuz kein Blatt vor den Mund. „Und das ist heute passiert. Nicht mehr und nicht weniger.“

Dass es zwischen Spieler und Trainer im Vorfeld wohl zu Reibereien gekommen sein soll, wollte Yavuz nicht bestätigen, sondern erklärte: „Ich würde niemals Differenzen mit Spielern dazu führen lassen, dass ich diesen nicht aufstelle, weil ich damit der Mannschaft schaden würde. Sowas mache ich nicht. Es hatte aufgrund der Trainingseindrücke rein sportliche Gründe.“

"Mit so einer geschlossen engagierten Leistung holen wir unsere Punkte"

Edin Tanovic fand sich beim Meiendorfer SV zur Verwunderung auf der Ersatzbank wieder. Archivfoto: noveski.com

Das Spiel seiner Elf sah er derweil gar nicht so schlimm, wie es das Ergebnis vermuten ließ: „Wir haben einen guten Start hingelegt, waren bissig, präsent und haben unsere Chance gesucht. Ich kann heute auch nicht sagen, dass es einen Bruch gab nach dem ersten Gegentor. Die waren dann einfach immer eine Fußspitze schneller.“ Mehr noch. Trotz der 0:6-Packung konstatierte Yavuz überraschend: „Alles in allem nehmen wir mit, dass wir mit so einer geschlossen engagierten Leistung auf jeden Fall unsere Punkte holen werden gegen andere Mannschaften. Osdorf hat durchaus mehr Qualität als einige andere Mannschaften in dieser Liga. Das hat man heute gesehen und gespürt.“

"Die Jungs haben auf jeden Fall Bock, sonst hätten sie sich nicht den Hintern aufgerissen"

Er wolle mit seiner Equipe „diese Einstellung und Spielweise transportieren und mehr Effektivität im Sechzehner an den Tag legen. Das ist auf jeden Fall möglich. Deshalb bin ich optimistisch. Die Jungs haben auch Bock drauf, sonst hätten sie sich heute nicht 90 Minuten lang den Hintern aufgerissen, sondern sich anders präsentiert. Ich sehe, dass die Mannschaft in die richtige Richtung arbeitet.“ Und das wohlgemerkt nach einem halben Dutzend Gegentoren. Aber: „Da, wo geredet wird, ist Hoffnung. Und Reibereien erzeugen ja auch Energie. Wir hoffen, dass wir das in positive Energie umwandeln können“, so Yavuz abschließend.