LOTTO-Pokal
3. Spieltag


Eimsbütteler TV

1

:

2


FC Eintracht Norderstedt

Anpfiff

Mi - 28.09. 19:00 Uhr

Spielstätte

Lokstedter Steindamm

Zuschauer

808

Schiedsrichter

Adrian Höhns (TuS Dassendorf)

LOTTO-Pokal

„Haben gegen einen gestandenen Regionalligisten so gespielt, als würden wir auch in dieser Liga spielen!“

Emre Töremis (2. v. re.) versucht, Elias Saad mit allen Mitteln vom Ball zu trennen. Foto: noveski.com

Auf der einen Seite war es für Michael Igwe und Noel Denis ein ganz besonderes Wiedersehen. Problem: Die ehemaligen Norderstedter standen dem Eimsbütteler TV im Pokal-Drittrunden-Duell mit dem Ex-Club (alle Highlights im LIVE-Ticker zum Nachlesen) nicht zur Verfügung. Während Igwe in der laufenden Pokalsaison bereits für die Garstedter zum Einsatz kam, fehlte Denis verletzungsbedingt. Noch einzigartiger, fast schon kitschig und einmalig war die Konstellation hingegen für Jasper Hölscher. Nach insgesamt sechs Jahren beim ETV wechselte der 24-Jährige im Sommer 2021 zum Regionalligisten, kickt seitdem für die Eintracht, ist aber gleichzeitig hauptamtlicher Jugendkoordinator bei den Eimsbüttelern und Sportlicher Leiter der Liga-Mannschaft. Ein Mann – zwei Vereine! Doch auch Hölscher war zum Zuschauen verdammt, konnte weder der einen noch der anderen „Liebe“ helfen...

Unbändiger Jubel bei Leon Bolz (li.) nach dessen Kunstschuss zum 1:0. Foto: noveski.com

Die ersten 45 Minuten hatten alles, was ein Fußballspiel ausmacht! Der „Underdog“ kam zur ersten Chance der Partie, als der Ex-Norderstedter Dominik Akyol nach einem kapitalen Bock von Hamajak Bojadgian aus der zweiten Reihe Stefan Rakocevic zur ersten Parade zwang (7.). Nicht nur das. Als Henok Tewolde die Kugel von rechts – vorangegangen war ein ganzes starkes Solo von Tyrese Boakye, der Juri Marxen auf dem linken Flügel wie eine lästige Fliege abschüttelte – in den Rückraum passte und Leon Bolz aus 20 Metern einen herrlichen Schlenzer auspackte, der Rakocevic angewurzelt stehen ließ, führte der Oberligist (23.)!

Norderstedt-Neuzugang trifft glücklich - Yago mit noch mehr Glück

Elfmeter! Idrissa Sambou (vo.) kommt gegen Jonas Behounek wohl zu spät... Foto: noveski.com

Der ETV bastelte eifrig an der nächsten Überraschung, am neuerlichen Ausrufezeichen. Trotz der angespannten Personalsituation. Aber: Norderstedt schlug zurück, weil Idrissa Sambou links an der Strafraumgrenze zu ungestüm gegen Jonas Behounek zu Werke ging und Referee Adrian Höhns (TuS Dassendorf) zurecht auf den Punkt zeigte. Der frisch verpflichtete Cemal Sezer scheiterte aus elf Metern zwar mit seinem schwach getretenen Versuch an Viktor Weber, brachte den Abpraller aber im Eckigen unter – 1:1 (32.)!

Und keine 180 Sekunden später kochten die Emotionen am „Loki“ endgültig über. Mit Anlauf und gestreckten Beinen sprang Malik Yago an der Seitenauslinie in Behounek hinein. Die komplette Norderstedter Mannschaft stürmte auf den „Übeltäter“ zu, auch Eintracht-Chefcoach Olufemi Smith war außer sich. Nach langer Unterbrechung zückte Höhns für jenes Vergehen zum großen Erstaunen „nur“ Gelb für Yago (35.).

"Bis zum letzten Drittel überragend gemacht"

Im Nachschuss bringt der frisch verpflichtete Cemal Sezer (li.) das Runde im Eckigen unter - 1:1. Foto: noveski.com

Die wütende Antwort der Gäste: Nils Brüning bediente Elias Saad – 1:2 (41.)! Sollte der Pokal-Fight vor über 800 Zuschauern nun den erwarteten Gang nehmen? Mitnichten! „In der ersten Halbzeit hatten wir ein bisschen Respekt, weil wir es nicht geschafft haben, kurz rauszuspielen oder hinter die Kette zu kommen. In der zweiten Halbzeit haben wir das bis zum letzten Drittel überragend gemacht, wirklich richtig, richtig gut. Wenn wir das dann cleverer gespielt hätten, wäre es zu 100 Prozent etwas anders ausgegangen. Da bin ich mir sicher“, so ETV-Trainer Khalid Atamimi.

Der Oberliga-Zweite drückte den klassenhöheren Viertligisten zeitweise sogar in die eigene Hälfte, trat zu weiten Teilen dominant auf, kam aber nur zu einer echten Ausgleichschance durch Sambou, der nach einem Freistoß von Gianluca Scarcelli per Kopf aus kurzer Distanz an Rakocevic hängenblieb (55.). Dennoch spürte der Favorit den Druck. Eine Viertelstunde vor dem Ende schrie Smith von der Seitenlinie in Richtung Brüning: „Weck sie mal auf jetzt, alle! Das ist zu wenig!“ Während Innenverteidiger Fabian Grau in der Schlussminute forderte: „Männer, alles reinhauen jetzt!“

"Es wäre möglich gewesen"

Spiel gedreht: Elias Saad (li.) lässt sich weder von Idrissa Sambou noch von Leon Bolz (re.) aufhalten - 1:2. Foto: noveski.com

Wenige Augenblicke zuvor vergab Saad die Entscheidung nach einer herausragenden Einzelaktion mit einem Abschluss an die Unterkante der Latte (89.). Norderstedt wankte, fiel aber nicht. Ein verdienter Erfolg? „Aus meiner Sicht aufgrund der Cleverness zu 100 Prozent, aufgrund der Spielanteile und wie wir aufgetreten sind nicht“, entgegnete Atamimi. „Aber am Ende des Tages haben die die Tore zur richtigen Zeit gemacht, wo wir uns individuelle Fehler geleistet haben.“ Er sei „ein bisschen traurig“, gestand Atamimi. „Man hatte eine gewisse Hoffnung, weil man nicht umsonst sagt, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat und schreibt. Wenn man das Momentum auf seiner Seite gehabt hätte, wäre es auch möglich gewesen. Aber jetzt heißt es: In der Liga weiter Vollgas geben!“

Trotz-Ausfallflut: ETV bietet Norderstedt Paroli

Die größte Chance zum Ausgleich: "Eddy" Sambou (li.) kommt völlig frei zum Kopfball, scheitert aber an Stefan Rakocevic im Eintracht-Gehäuse. Foto: noveski.com

Trotz der Ausfälle der beiden Flügelflitzer und ehemaligen Norderstedter Michael Igwe und Noel Denis, dem Fehlen von Robin Janowsky, Jephtah Asare, Hammed Nawaz, Blerim Qestai, Niklas Bär, Jan-Ole Eggers, Lukas Wenzel oder auch Fabian Hürzeler und dem frühen verletzungsbedingten Ausscheiden von Can Yildiz bot der Außenseiter dem Goliath bis zum Schluss stark Paroli. „Das ist das Besondere an dieser Mannschaft: Ob jetzt ein Spieler oder zehn Jungs fehlen – das ist völlig egal. Jeder, der spielt, gibt immer 100 Prozent“, lobte Atamimi seine Mannen – und bilanzierte abschließend: „Wir haben gegen einen gestandenen Regionalligisten so gespielt, als würden wir auch in dieser Liga spielen!“

Norderstedt-Coach Olufemi Smith nach dem Weiterkommen im Interview und zu den Pokal-Ambitionen:

Zwei Herzen in einer Brust: Jasper Hölscher nach dem Spiel im Interview: