Landesliga Hammonia
21. Spieltag


HEBC

2

:

1


Eintracht Lokstedt

Anpfiff

So - 01.03. 10:45 Uhr

Spielstätte

Reinmüller

Zuschauer

90

Schiedsrichter

Devin Wengorz (TuS Hamburg)

Landesliga Hammonia

HEBC taumelt, fällt aber nicht - Josipovic übt sich in purem Sarkasmus

Vor dem Spiel stellten sich beide Teams noch gegen Rassismus - auf dem Platz ging es zwischen dem HEBC und Lokstedt heiß her. Foto: Stefan Knauß

Mit Beifall schritt Anto Josipovic nach dem Schlusspfiff über den Platz. Der Trainer von Eintracht Lokstedt applaudierte seinen Jungs zu - dabei mussten diese wenige Sekunden zuvor der bitteren Realität ins Auge blicken. Denn trotz einer starken Vorstellung und eines sehr beherzten Auftritts stand der Tabellenfünfte beim Liga-Primus am Ende mit leeren Händen da. Eine Tatsache, die Josipovic mit einer gehörigen Portion Häme quittierte: "Die klar bessere Mannschaft hat gewonnen. Man hat ja gesehen, dass HEBC heute spielerisch richtig stark war, uns über 90 Minuten klar dominiert hat und wir gar nicht ins Spiel kamen. Ich glaube, die hatten auch eine Spielidee - die hat funktioniert. Ich bin überrascht, wie stark sie heute gegen uns waren. Und deshalb haben sie klar verdient gewonnen", entgegnete er auf die Frage, ob die bessere Mannschaft als Verlierer vom Platz gegangen sei.

Früh im Spiel hatten die in Rot gekleideten Gäste allen Grund zum Jubeln nach dem Führungstreffer durch Luis Gleich. Foto: Kormanjos

Auf nochmalige Nachfrage hin, musste der Coach der Eintracht erst einmal kurz innehalten: "Was soll ich dazu sagen?!", suchte er noch immer nach den richtigen Worten. "Wir hatten etwas vor, das hat super funktioniert", ehe er präzisierte: "Wir wussten, dass sie im Zentrum stark sind. Trotzdem wollten wir sie bewusst dorthin spielen lassen, das Zentrum dann komplett zumachen und die Zweikämpfe gewinnen. Das hat unfassbar gut funktioniert", befand Josipovic, der es außerdem zulassen wollte, dass der Gegner die Außen anspielt. "Auch das hat super funktioniert, damit kamen sie nicht klar", erklärte er. Dennoch musste man schlussendlich als unterlegenes Team das Grün am Reinmüller verlassen. "Am Ende des Tages gibt es einfach Sachen, die man nicht beeinflussen kann. Die haben heute leider gegen uns gespielt." Was Josipovic damit genau meinte? "Wir reden zurzeit ganz viel über die Schiedsrichter. Aber was soll man dazu sagen, wenn dieser das Spiel während der 90 Minuten komplett beeinflusst?! Dann ist es halt schwer. Aber das soll die Leistung von HEBC nicht schmälern. Die haben das richtig gut gemacht und am Ende extrem verdient gewonnen", quittierte er letztere Aussage eher mit einem Schmunzeln.

Hat die bessere Mannschaft verloren? "Auf gar keinen Fall!"

Josip Pajcic (re.) versucht, vor dem heranstürmenden Tjorven Köhler zu klären. Foto: Kormanjos

In der Tat verlebte Referee Devin Wengorz einen überaus ereignisreichen Vormittag in Eimsbüttel. Und tatsächlich fielen etliche Fifty-Fifty-Entscheidungen eher in Richtung des Tabellenführers aus. Doch HEBC-Coach Özden Kocadal konnte den Lokstedter Ärger überhaupt nicht nachvollziehen: "Ehrlich gesagt kann ich es nicht verstehen. Klar gab es die eine oder andere Fifty-Fifty-Entscheidung. Das hat man im Fußball aber immer. Im Endeffekt finde ich, dass Lokstedt sehr hart gespielt hat und meine Jungs überhaupt nicht hart gespielt haben, auch wenn ich das immer einfordere. Insofern kann ich es auf gar keinen Fall verstehen." Auch die Nachfrage, ob denn die bessere Mannschaft verloren habe, verneinte er deutlichst: "Auf gar keinen Fall! Dafür hat Lokstedt viel zu wenig investiert. Sie haben sich eher auf ihre Defensivtugenden verlassen und versucht, übers Umschaltspiel zu kommen. Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt eine richtige Torchance gesehen habe - vielleicht eine Möglichkeit, ja. Aber keine 100-prozentige Torchance. Das Tor ist nach einer Ecke entstanden, wo wir doof aussehen und der Ball in der Mitte einschlägt", machte er auch seinem Torsteher Moritz Junge, der bei diversen ruhenden Bällen daneben griff, einen Vorwurf, dass er den Kopfball von Luis Gleich nach einer Ecke von Konrad Janta passieren ließ (7.). "Ansonsten würde ich das auf gar keinen Fall unterstreichen. Wir hatten viel mehr vom Spiel, viel mehr Torchancen und haben viel mehr dsfür gemacht, zu gewinnen", konstatierte Kocadal.

"Nur, weil sie gut verteidigt haben, heißt das nicht, dass sie das bessere Team waren"

„Lokke“-Coach Anto Josipovic übte sich nach dem Spiel in Sarkasmus und war stolz auf seine Jungs. Foto: Kormanjos

Wenngleich der Übungsleiter der "Veilchen" dem Gegner "auch Respekt zollte" - und meinte: "Sie haben das richtig gut gemacht, standen in ihrem Abwehr-Pressing wirklich sehr gut und haben es vorne mit zwei Stürmern verteidigt. Wir haben die ganze Zeit keine Lösungen gefunden, das stimmt schon. Aber nur, weil sie gut verteidigt haben, heißt das ja nicht, dass sie auch das bessere Team waren." Dennoch hatte Lokstedt insgesamt mehr Abschlüsse zu verzeichnen - während der erste ernstzunehmende Torschuss der Kocadal-Kicker bis zur 56. (!) Minute auf sich warten ließ. Und auf der Bank der Gäste schien sich bereits eine böse Vorahnung breit zu machen, was nun passieren würde. HEBC-Zugang Nikola Kosanic brachte einen Freistoß aus 21 Metern halblinker Position aufs Tor. Der Versuch wirkte harmlos, wurde jedoch von Alexander Gäde so entscheidend abgefälscht, dass das Leder gegen die Laufrichtung von Jan Giesecke im Tornetz einschlug. 1:1! Die Partie blieb offen, wurde allerdings immer hitziger. Lokstedt fühlte sich in unzähligen Situationen vom Schiedsrichter-Gespann benachteiligt - so auch vor dem 1:2 aus Eintracht-Sicht, als ein Einwurf auf Höhe der Mittellinie von den Hausherren blitzschnell ausgeführt wurde. Auf einmal stand der erst zur zweiten Halbzeit eingewechselte Top-Torjäger Janosch Rinckens blank - und blieb wie gewohnt eiskalt (71.)! Doch den vorangegangenen Einwurf wollte der Gast zugesprochen bekommen und echauffierte sich über die Entscheidung des Gespanns lautstark. Erst recht, als der Ball in den eigenen Maschen lag.

"Darauf kann HEBC stolz sein, dass sie mit Abstand die cleverste Mannschaft der Liga sind"

Als dann auch noch Mario Beslic für ein vergleichsweise harmloses Foulspiel die Ampelkarte sah (84.), während Juro Julardzija bei den Eimsbüttelern nach früher Gelber Karte (17.) ein uns andere Mal davor verschont blieb, befanden die Gäste endgültig, dass der Unparteiische mit zweierlei Maß messen würde. Nichtsdestotrotz: "Wir hatten sogar mit Zehn gegen Elf noch ein paar Chancen. Vielleicht hätten wir da noch den Ausgleich machen können", hoffte Josipovic noch auf einen Luckypunch - vergeblich. "Trotzdem hat es mir wirklich Spaß gemacht, meinen Jungs zuzugucken. Vielleicht hat es auch Spaß gemacht, dass eine Mannschaft einfach durch Cleverness ein Spiel gewinnt. Darauf kann HEBC stolz sein, dass sie in dieser Saison mit Abstand die cleverste Mannschaft der Liga sind und das immer wieder für sich nutzen können, um bestimmte Spiele zu gewinnen. Dazu Glückwunsch!"

"So haben wir einen guten Schritt gemnacht in Richtung..."

Luis Gleich (am Ball) brachte den Außenseiter in Front und war stets gefährlich. Foto: Kormanjos

Damit nutzte der HEBC auch den Patzer von Haupt-Konkurrent TuRa Harksheide (1:2 gegen den ETV) im Kampf um die Meisterschaft. "Wir haben es auf jeden Fall einmal kurz angesprochen, aber es war kein zentraler Punkt in meiner Mannschaftsansprache. Ich habe die Jungs nur nochmal daran erinnert, dass wir heute einfach Bigpoints sammeln können und nach dem Spiel nicht nach hinten gucken wollen, und sagen müssen: Schade, es hätte klappen können. So haben wir auf jeden Fall einen guten Schritt gemacht in Richtung...", zögerte Kocadal kurz, um dann hinterherzuschieben: "Ich sage mal lieber, Aufstieg. Aber die Saison ist noch lang. Und man hat heute gesehen, dass man gegen jeden Gegner in dieser Liga Punkte lassen kann." Der Sieg würde trotzdem "nur drei Punkte - nicht mehr und nicht weniger" bedeuten. Denn "der Konkurrent ist sehr hartnäckig. Wir hatten schon mal einen solchen Vorsprung und dann haben sie uns kurz überholt. Von daher ist es noch zu früh, um etwas zu sagen", sieht Kocadal längst noch keine Vorentscheidung.