Landesliga Hansa
19. Spieltag


Barsbütteler SV

1

:

1


SC Schwarzenbek

Anpfiff

Fr - 02.12. 19:30 Uhr

Spielstätte

Soltausredder

Zuschauer

40

Schiedsrichter

Robin Walser (SC Eilbek)

Heidmann vor – Tor: Last-Minute-Punkt dank „Schokos“ Schachzug

Torschützen unter sich: Barsbüttels Betim Haxihajdini (li.) und der Schwarzenbeker Fabian Heidmann. Foto: noveski.com

Lange Zeit schien es so, als sollte das Spiel zwischen den beiden Abstiegskandidaten Barsbütteler SV und SC Schwarzenbek als eines ohne wirkliche Höhepunkte in die Geschichte der Landesliga Hansa eingehen. Am Ende gab es dann aber doch noch nennenswerte Szenen: Einen „doppelten“ Elfmeter, einen „einfachen“ Strafstoß, zwei Platzverweise und zwei Tore, die sich auf beide Seiten verteilten.

Frederik Jess wollte gar nicht hinsehen. Der Co-Trainer des Barsbütteler SV griff sich rechts und links an den Kopf, zog die Kapuze seiner dicken, schwarzen Trainingsjacke über das Gesicht. Doch das reichte ihm noch nicht. Jess machte an der Seitenlinie kehrt, drehte dem Tor den Rücken zu und faltete dann die Hände, so als ob er beten würde. Das war in der 63. Minute. Außerhalb der Sichtweite von Jess lief Betim Haxihajdini in diesem Moment zum Elfmeter an.

Hasan Kurt tritt nach – und muss runter

Betim Haxihajdini nach seinem verwandelten Elfmeter zur 1:0-Führung des BSV. Foto: noveski.com

Das hatte Barsbüttels Stürmer Sekunden vorher schon einmal getan – und war an Schwarzenbeks Keeper Lucas Scheunemann gescheitert. Doch Referee Robin Walser ließ den Strafstoß noch einmal wiederholen. Weil sich Keeper Scheunemann der Auffassung des Spielleiters nach wohl zu früh bewegt und bei der Ausführung des Strafstoßes schon vor der Linie im Feld gestanden haben soll (62.). So also durfte Haxihajdini noch einmal ran. Statt der rechten visierte er diesmal die linke Seite an und traf. Damit stand es 1:0 für Barsbüttel – und lange Zeit schien es so, als sollte Frederik Jess ausgerechnet den Siegtreffer der Gastgeber nicht gesehen haben. Doch dazu später mehr.

Zunächst einmal gilt es, noch die Frage zu klären, warum Schiri Walser überhaupt auf den Elfmeterpunkt zeigte: Der Ball hatte den Strafraum der Schwarzenbeker in der 61. Minute schon wieder verlassen. Die Kugel wurde nach vorne geschlagen, wo Peer Stenner ans Spielgerät zu kommen versuchte. Doch im eigenen Strafraum, ein paar Meter weg vom Geschehen, trat SCS-Abwehrspieler Hasan Kurt gegen einen Barsbütteler nach. Das Schirigespann, genauer gesagt einer von Walsers Assistenten, hatte die Szene allerdings mitbekommen. Neben dem Elfmeter gab's die Rote Karte für Kurt – und jede Menge kritische Worte von den Mitspielern für diese Dummheit.

Stirl vergibt die Vorentscheidung, dann fliegt Grosche-Müller

„Aha, dahin willst du den Heidmann also schieben...“: Schwarzenbeks Sportlicher Leiter Frank Flatau (re.) im Gespräch mit SCS-Coach Erdinc Özer. Foto: noveski.com

Nach der Führung verpasste es Barsbüttel, den berühmten Sack zuzumachen. Die Hausherren beschworen in Überzahl die eine oder andere gefährliche Situation in Tornähe herauf, im Netz allerdings konnten die Mannen von Trainer Aydin Taneli die Kugel nicht mehr unterbringen. Die größte Gelegenheit vergab nach 69 Minuten Felix Stirl, der knapp am langen Pfosten vorbei zielte. Die Gäste versuchten alles, um noch zu einem Zähler zu kommen. So stellte Coach Erdinc Özer um, beorderte eine Minute nach Stirls Chance Torben Krauel auf den Platz, stellte danach hinten auf eine Dreierkette um und schob Fabian Heidmann etwas weiter nach vorne.

Zunächst aber sorgte Barsbüttel trotz eines mangelnden zweiten Treffers für den nächsten nennenswerten Moment: In der 77. Minute kam es zum Zweikampf zwischen André Grosche-Müller und einem Gegenspieler, der zu Boden ging. Kein harter Zweikampf. Grosche-Müller hakte zwar in seiner Bewegung noch einmal etwas nach, doch die Rote Karte, die ihm Schiri Walser anschließend zeigte, war dann doch etwas zu hart. „Da hätte man auch Gelb-Rot geben können. Das hätte gereicht“, hatte auch BSV-Trainer Aydin Taneli kein übles Vergehen des bereits verwarnten Grosche-Müller gesehen.

Taneli: „Es reicht nicht, zu hoffen, dass man ein 1:0 über die Zeit bringt“

Die richtige Ecke geahnt: Barsbüttels Torhüter Stanislaw Lenz pariert den Elfmeter von Christoph Bolz. Foto: noveski.com

In numerischer Gleichzahl war der SCS dem Ausgleich dann nach 87 Minuten näher als im ganzen Spiel zuvor: Der Ball flog in den Strafraum, Nico Sandig wurde angeschossen und an der Hand getroffen. Der Unparteiische pfiff und deutete auf den Elfmeterpunkt. Christoph Bolz lief an, zielte – und schoss so schwach, dass er es Stanislaw Lenz im BSV-Gehäuse einfach machte, zu parieren. Der Sekunden zuvor noch greifbar nahe Punkt war nun wieder meilenweit weg. Denkste: Nur eine Minute später warf der SCS noch einmal alles nach vorne, Fabian Heidmann wurde in die Tiefe geschickt, umkurvte mit dem Ball am Fuß Keeper Lenz und schob zum 1:1 ein. „War doch ein kluger Schachzug, ihn eine Position nach vorne zu ziehen...“, lächelte SCS-Coach Erdinc „Schoko“ Özer nach dem Schlusspfiff im Dialog mit Frank Flatau, dem Sportlichen Leiter der Gäste, der das Spiel angesichts der vielen Diskussionen auf dem Platz wie folgt kommentierte: „Hätte man heute einen Blinden mit zum Spiel genommen, der hätte nicht gewusst, was das hier für eine Sportart ist. Es wurde ständig nur gemeckert. Das war kein schöner Fußball.“


Noch weniger schön fand Aydin Taneli das Ende des Spiels und das Resultat. Vor allem, weil der BSV reklamierte, Heidmann habe beim Pass vorm 1:1 im Abseits gestanden. „Der Schiedsrichterassistent hat gesagt, der Pass wurde gespielt und dann hat der Ball die Hand von Lennart Wallner gestreift, weshalb er kein Abseits angezeigt hat. Sowas habe ich noch nicht gehört. Wenn der Pass gespielt wird, dann ist das Abseits und wenn mein Spieler ihn erst danach mit der Hand berührt, dann ist das egal. Wenn er das so erklärt, dass der Pass gespielt ist, dann ist das Abseits“, ärgerte sich Taneli, „aber der Assistent war unsicher, das hat man schon das ganze Spiel über gesehen.“ Der Ausgang des Spiels, so Taneli, „ist schrecklich für uns. Wir hätten siegen müssen. Das ist uns wieder nicht gelungen, so dass uns jetzt noch elf Spiele bleiben, in denen wir es richten müssen, dass wir da unten rauskommen. Das wird schwierig. Es reicht nicht, zu hoffen, dass man ein 1:0 über die Zeit bringt. Wir spielen in Überzahl zu unclever. Das sind drei verschenkte Punkte.“

Jan Knötzsch