Oberliga HH Meisterrunde
7. Spieltag


Niendorfer TSV

1

:

0


TuS Dassendorf

Anpfiff

So - 27.03. 14:00 Uhr

Spielstätte

Sachsenweg

Zuschauer

264

Schiedsrichter

Marco Kulawiak (SC Teutonia 10)

Oberliga-Meisterrunde

Historisch: „Bohne“ ist die Kirsche auf der Torte gegen „träge“ Dassendorfer!

NTSV-Coach Ali Farhadi (Mi.) hatte nur ein verschmitztes Grinsen über, als ein völlig erschöpfter Daniel Brückner (re.) bei seiner Auswechslung hochgradig aufgebracht war über eine Gelbe Karte. Foto: Kormanjos

Seine Mannschaft hatte sich bereits im Kreis versammelt, als Christian Gruhne noch immer niedergeschlagen im eigenen Sechzehner am Boden saß und von seinem Torwart-Trainer Jan Dreßler aufgebaut werden musste. Der Schlussmann der TuS Dassendorf verlebte einen ruhigen, entspannten und vor allem sonnigen Nachmittag am Sachsenweg – bis zur 82. Spielminute (alle Highlights im LIVE-Ticker)...

Der starke Außenverteidiger Theo Behrmann (li.) im Duell mit Rinik Carolus. Foto: Kormanjos

Der Niendorfer TSV spielte einen Angriff schnell aus. Martin Fedai fand mit einem herrlichen „Diago“ den ansonsten komplett wirkungslosen Michael Gries, der wiederum für Lennart Merkle durchsteckte. Der Angreifer des NTSV nahm an Fahrt auf, drang rechts in den Strafraum ein und wurde dann, eigentlich vom Tor wegziehend, von Gruhne zu Fall gebracht. Schiedsrichter Marco Kulawiak (SC Teutonia 10) zögerte nicht lange, sondern zeigte direkt auf den Punkt. Elfmeter! „Eine unglückliche Aktion, wo wir in der Zuteilung einfach keinen Zugriff auf den Gegner haben. Und im Endeffekt sind wir zu spät...“, haderte Dassendorf-Trainer Jean-Pierre Richter mit der Situation. Auch Top-Torjäger Martin Harnik war außer sich, machte seinem Unmut über das unnötige Vergehen an der Bank lautstark Luft.

Brückner verwandelt zum Sieg

Lennart Merkle (li.) und Sven Möller im Infight um den Ball. Foto: Kormanjos

Einem war dies herzlich egal: Daniel Brückner schnappte sich den Ball, führte diesen zum Elfmeterpunkt, pustete einmal kräftig durch – und verwandelte schließlich zum umjubelten sowie historischen Sieg (84.)! Denn: Für Niendorf war es der erste Heimsieg der Geschichte gegen die „Wendelwegler“! Während „Bohne“ vor Freude die Faust ballte, blieb Gruhne das Pech treu. Der Torsteher hatte die Hand am Ball dran, konnte den halbhohen Einschlag aber nicht verhindern. „Glückwunsch an Niendorf“, waren die ersten Worte, die Richter nach dem Spiel zu entlocken waren.

"Es klingt hart: Aber nicht Niendorf hat das Spiel gewonnen, wir haben es verloren"

Die anschließende Analyse von „JPR“ fiel jedoch deutlich ernüchternder aus: „Wir hatten viel Ballbesitz und haben, so glaube ich, das Spiel auch beherrscht und wenig zugelassen. Die Umschaltmomente beim Gegner waren da. Aber ansonsten war es ja nicht so, dass sie ansatzweise eine spielerische Linie hatten, wo wir in Druck- oder Pressing-Situationen kommen konnten.“ Umso erschreckender, dass sein Team offensiv nahezu nichts zustande brachte. „Wir waren nicht zwingend genug und haben es sehr träge gespielt. Die vereinzelten Möglichkeiten, die wir hatten, waren nicht gut genug. Die Standardsituationen waren zu unsauber und vielleicht auch nicht überzeugend. Am Ende war es ein 0:0-Spiel, weil uns vorne die Ideen nicht geglückt sind“, befand Richter. Und weiter: „Am Ende haben wir nicht die richtigen, sondern eher viele falsche Wege gemacht und einfach keine zwingenden Aktionen rausgespielt. Es klingt hart: Aber nicht Niendorf hat das Spiel gewonnen, sondern wir haben es verloren.“

"Dieser Sieg ist schon etwas Besonderes"

Dassendorfs Marcel Lenz (li.) bewacht Niendorf-Angreifer Michael Gries. Foto: Kormanjos

Auch einige Zeit nach der Partie standen die beiden ehemaligen Profis Daniel Brückner und Martin Harnik im Mittelkreis und fachsimpelten über die 90 Minuten sowie vergangene Tage. An der Trainerbank stand derweil Ali Farhadi den Pressevertretern zum historischen Coup seiner Elf Rede und Antwort: „Es ist schon etwas Besonderes“, gestand er – und führte aus: „Es wäre gelogen, wenn man sagt, es wäre ein Sieg wie jeder andere. Da spielen lauter Ex-Profis, die man noch vor einiger Zeit im Fernsehen gesehen hat.“ Bis zu jenem Tag habe man es „hier zu Hause gegen diese Top-Mannschaft nie so gut hinbekommen“, blickte Farhadi zurück. Doch nun scheint der Knoten geplatzt zu sein.

"Hülle würde jetzt vor Freude einen Handstandüberschlag machen"

„Wir haben schwierige Wochen hinter uns. Wenn ich aber von anderen Trainern höre, was da los ist und war, dann ist das Kinder-Geburtstag dagegen“, ging Farhadi noch einmal auf seine kleine „Brandrede“ nach dem Paloma-Spiel (1:3) ein. „Es war nervig. Aber die Jungs haben die Woche über schon darauf hingefiebert und waren heiß, etwas gutzumachen. Das hat man gemerkt. Ich war ein bisschen skeptisch und habe dem Braten noch nicht so ganz vertraut. Aber es war cool! Nach so einem Auftritt bist du eigentlich Fan von deiner eigenen Mannschaft. Die Jungs haben alles reingehauen und das geil gemacht. Das sind wir wieder!“

Man wollte geschlossen auftreten. Genau das habe man getan. Vor allem in der Defensivarbeit funktionierte das Konstrukt hervorragend. „Ein 1:0-Sieg schmeckt immer am besten. ‚Hülle‘ (Ex-NTSV-Coach Frank Hüllmann, Anm. d. Red.) würde jetzt durchdrehen vor Freude und einen Handstandüberschlag machen“, witzelte Farhadi, dessen Mannen nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder auf dem Naturrasenplatz, der inzwischen den Maßen des Kunstrasen-Geläufs angepasst/verkleinert wurde, um Punkte kämpfen durften.

"Den hält er in Weltklasse-Manier!"

Der Niendorfer TSV bejubelt den historischen ersten Heimsieg gegen die TuS Dassendorf. Foto: NTSV/facebook

Dass man den Kontrahenten über nahezu die komplette Spieldauer fast ausnahmslos vom eigenen Tor weghalten konnte, hätte auch Farhadi in der Form nicht für möglich gehalten. „Mit Sicherheit nicht. Nicht bei dieser Qualität, die auf der anderen Seite steht. Man sieht ja auch, was das ausmacht, wenn man sich mal rauslocken lässt. Aber wir haben es dem Gegner schwer gemacht“, weil „die Jungs begriffen haben, wie das funktioniert: Nämlich nur dann, wenn man als Team auftritt und jeder seine Aufgabe erfüllt.“ Einmal musste Gian-Luca Graefe sein ganzes Können aufbieten, als er unmittelbar nach dem Führungstreffer einen Strahl von Rinik Carolus „in Weltklasse-Manier“ entschärfte. Ansonsten verbrachte der Grubba-Ersatz einen ähnlich beschäftigungslosen Nachmittag wie sein Gegenüber – bis zu eben jener 82. Spielminute…

Der Niendorfer Siegtreffer im Video: