„Ich möchte mich mit gestandenen Regio-Spielern messen und raus aus der Komfortzone“

Die sportliche Perspektive ist für Nick Brisevac der Grund für seinen Wechsel. Foto: KBS-Picture.de

Die Momente sind noch in bester Erinnerung: Sein Freistoß-Tor im Spiel gegen den Premier League-Club West Ham United in der Sommervorbereitung. Die Worte von Trainer Berkan Algan, dass Nick Brisevac einer wäre, der sogar dem Bundesliga-Dino HSV helfen würde. Oder aber die Aufstiegsfeierlichkeiten nach dem Sprung in die Regionalliga, bei denen „Brise“ den Stimmungsmacher gab und sich auch nicht zu schade war, die Leder-Maske eines Fans überzustreifen. Mit dem letzten Spieltag der laufenden Saison endet nun die Ära Brisevac bei Altona 93. Der 25-Jährige wechselt zu Ligakonkurrent Eintracht Norderstedt, wo er bis 2020 unterschrieben hat. Wir haben mit dem AFC-Kapitän über seinen bevorstehenden Abschied und die Gründe gesprochen.

„Eigentlich“, sagt Brisevac, „möchte ich nicht groß über dieses Thema reden. Es hat ein Gespräch mit Berkan Algan (Trainer des AFC, Anm. d. Red.) und Andreas Klobedanz (Manager des AFC, Anm. d. Red.) gegeben. Das mit dem Trainer fand sogar schon Anfang des Jahres statt. Es war für mich klar, dass ich in der nächsten Saison in der Regionalliga spielen werde.“ Auch, wenn er keine langen Reden schwingen will, bezieht Brisevac Stellung. Unter anderem, damit die Fans, bei denen die Gerüchte über einen Transfer und nun auch die Vollzugsmeldung seines Wechsels den Eindruck erweckt haben, dass er das sinkende Schiff verlasse. „Für mich ist es so, dass ich diesen Gedanken nicht nachvollziehen kann. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich einfach immer alles gebe. Ich habe in den zweieinhalb Jahren, die ich bis jetzt hier bin, das Beste für den Verein, die Mitspieler und die Fans gegeben. Ich hatte und habe immer ein Ohr für alle, die etwas wollen. Es ist schade dass die Fans meinen Wechsel negativ sehen“, erklärt Brisevac.

„Es ist schade, dass die Fans den Wechsel negativ sehen“

Bis zum Saisonende will Nick Brisevac alles für den AFC geben. Foto: KBS-Picture.de

Dabei ist es eigentlich legitim, dass sich Brisevac – mit 25 Jahren im besten Fußballer-Alter – Gedanken über seine Zukunft macht. Und auch, dass in diesen Gedanken angesichts der prekären Lage des AFC mit dem drohenden Abstieg in die Oberliga andere Vereine eine Rolle spielen. „Das ist jetzt meine dritte Saison beim AFC. Ich habe mit Altona Höhen und Tiefen erlebt. Nach dieser Zeit liegt einem viel an diesem Verein. Ich habe mir lange Gedanken gemacht. Man überlegt viel und beratschlagt sich mit der Familie und mit Freunden. Auch mit guten Kollegen aus dem Team“, erläutert Brisevac. Von dem Mitspielern habe er ein positives Feedback bekommen: „Es war keiner sauer, sie haben mir gratuliert“, so Brisevac, der auch verrät, wie Coach Berkan Algan den Wechsel zur neuen Saison aufnahm: „Mit Berki habe ich ein sehr gutes und freundschaftliches Verhältnis. Auch deswegen ist mir das Ganze nicht leicht gefallen. Aber er weiß, wie das Geschäft läuft und konnte meine Entscheidung nachvollziehen.“

Warum ausgerechnet Norderstedt? „Ich habe für mich entschieden, dass ich etwas anderes machen möchte. Die Entscheidung ist auf die Eintracht gefallen, weil ich das Gefühl habe, dass dort vor Ort richtig gute Regionalliga-Bedingungen herrschen. Es geht mir um die sportliche Perspektive. Ich möchte mich mit gestandenen Regionalliga-Spielern messen und raus aus meiner Komfortzone, die ich beim AFC habe“, verdeutlicht Brisevac, der an der Adolf-Jäger-Kampfbahn gesetzt war und ist. „Ich hatte mehrere Angebote aus der Regionalliga Nord. Ich will in Hamburg bleiben, deswegen kam etwas anderes für mich absolut nicht in Frage. Aufgrund der vielen Anfragen war für mich jetzt der Zeitpunkt, das Ganze dingfest zu machen. Die Vereine treiben ihre Planungen voran und auch ich habe am Ende des Tages noch andere Dinge zu tun, als mich nur mit Anfragen zu beschäftigen. Es ist gut, dass das Thema jetzt vom Tisch ist“, erklärt Brisevac.

„Klar erhoffe ich mir, dass ich dort so gut einschlage, wie beim AFC“

Daran, dass er in den zehn noch ausstehenden Spielen des AFC alles geben wird, um den Verein doch noch in der Liga zu halten, bestehet für Brisevac keinerlei Zweifel. „Ich bin keiner, der in Floskeln redet, aber: Ich bin dem Verein, den Verantwortlichen und den Fans vollen Einsatz bis zum Schluss schuldig. Der AFC ist ein super Verein“, so Brisevac, der noch nicht groß in die Zukunft schauen will. „Ich blicke noch nicht auf die Zeit in Norderstedt. Klar erhoffe ich mir, dass ich dort so gut einschlage, wie beim AFC. Aber noch bin ich in Altona und wir haben noch ein Ziel, das wir erreichen wollen“, erklärt der 25-Jährige, der mit Blick auf die laufende Serie im Altona-Dress und seine Zukunft abschließend noch einen weiteren Grund für den Wechsel nennt. Einen mit rein sportlicher Natur: „Ich habe beim AFC in dieser Saison 18,19 Spiele auf einer Position gemacht, die nicht meine ist. Ich möchte gerne wieder mehr am Spiel teilhaben, ihm meinen Stempel aufdrücken und nicht weiterhin vorne drin stehen und ein Zielspieler wie Peter Crouch sein.“

Jan Knötzsch