Oberliga Hamburg
13. Spieltag


SV Curslack-Neuengamme

5

:

1


FC Türkiye

Anpfiff

Sa - 21.10. 15:00 Uhr

Spielstätte

Gramkowweg

Zuschauer

114

Schiedsrichter

Torben Kunde

Jubel am Gramkowweg: Fünf Volltreffer nach Vorwochen-Vollkatastrophe

Doppeltorschütze: Collins Folarin (vo.) erzielte zwei der fünf Curslacker Treffer. Foto: KBS-Picture

Die „Fünf“ ist derzeit Trumpf, wenn es um den SV Curslack-Neuengamme geht. In der letzten Woche bei der 0:5-Niederlage der Equipe von Coach Torsten Henke im Auswärtssspiel an der Kreuzkirche beim FC Teutonia 05 sehr zum Leidwesen der Kicker vom Gramkowweg, am heutigen Samstag zugunsten des SVCN. Denn: Diesmal schlugen die „Deichkicker“ selbst fünffach zu und sicherten sich beim 5:1 gegen den FC Türkiye damit nicht nur einen „Dreier“, sondern ließen nach dem Spiel auf der Pressekonferenz auch einen merklich mitgenommenen Dennis Kreutzer zurück... 

„Wir möchten eigentlich nur noch nach Hauser“, gestand der Trainer der Gäste am Ende des Nachmittags im Vereinshaus des SVCN ganz offen, und machte, während sein Mitstreiter Gökhan Acar neben ihm saß, aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Aktuell ist die Saison sehr schwierig für uns. Wir befinden uns in einer Talfahrt. Wenn du nicht gewinnst, dann nimmt das eine Eigendynamik. Das ist etwas anderes, wenn du den FC Türkiye trainierst als den SV Curslack-Neuengamme. Das Hauptproblem ist, dass wir uns selbst schaden. Da müssen wir ansetzen“, befand Kreutzer und schob dann fast schon entschuldigend nach: „Aber wir können auch nicht zaubern.“

Kreutzer: „In der zweiten Hälfte verlieren wir komplett die Ordnung und Struktur“

Türkiye-Trainer Dennis Kreutzer (vo.) war mit dem Auftritt seiner Equipe am Gramkowweg nicht zufrieden. Foto: KBS-Picture

Am Gramkowweg war eher das Gegenteil der Fall: der FC Türkiye wurde entzaubert. „Bis auf die erste Hälfte, in der wir vernünftig dagegen gehalten haben, war das ein enttäuschender Gesamtauftritt von uns. Wenn wir die eine oder andere Situation besser ausspielen, dann können wir vielleicht auch ein paar Tore mehr erzielen. Aber stattdessen schenken wir zwei Tore her, laufen einem Rückstand hinterher und verlieren in der zweiten Halbzeit dann komplett die Ordnung und die Struktur“, so Kreutzer. Aus genau diesen Gründen sei die Niederlage „auch in der Höhe verdient. So wird man kein Oberliga-Spiel gewinnen. Das ist aktuell auch für uns persönlich ein Tiefpunkt. Es ist keine Selbstverständlichkeit, in der Oberliga Spiele zu gewinnen. Die Liga ist eng beieinander, man muss von Spiel zu Spiel immer wieder an gute Leistungen anknüpfen.“ Genau das aber habe seine Equipe nicht getan: „Wenn wir funktionieren, dann können wir jeden schlagen, aber auf vielen Positionen und auch im Gesamtgerüst funktioniert es nicht. Und dann kriegen wir Probleme. Wir kassieren dumme Tore und patzen oft individuell. Es ist derzeit nicht eine, sondern es sind sehr viele Baustellen“, gab Kreutzer zu Protokoll.

Die erste im Spiel gegen den SVCN kam nach 19 Minuten hinzu: Türkiye hatte eigentlich recht verheißungsvoll begonnen, doch dann brachte Keeper Tobias Braun im Strafraum Mike Beldzik zu Fall. Niklas Hoffmann griff sich die Kugel und verwandelte den anschließenden Elfmeter zum 1:0 (19.). Auch der zweite Treffer resultierte aus einer für die Gäste verhängnisvollen Situation: Beldzik hatte einen langen Ball per Kopf verlängert. Zunächst sah es nicht so aus, dass Abiola Collins Folarin an die Kugel kommen würde, doch dann waren sich Braun und Abdulah Beckmann uneins und Curslacks Stürmer ging dazwischen, setzte seinen Körper klug ein, schirmte das Spielgerät ab und schoss es schließlich nach 25 Minuten zum 2:0 über die Linie. Danach kamen die Gäste besser ins Spiel, konnten jedoch zunächst durch Sascha de la Cuesta (31.) und Boris Shtarbev (34.) noch keinen Nutzen aus ihren Gelegenheiten erzielen. Das aber holte Serhat Yapici dann nach: Curslacks Florian Rogge produzierte einen Fehlpass, den Shtarbev gedankenschnell in ein Zuspiel auf Yapici umsetze – und Türkiyes Nummer 18 ließ SVCN-Keeper Gianluca Babuschkin mit seinem Schuss keine Chance. Auf der anderen Seite vergab Stjepan Radic nach 38 Minuten das 3:1.

Radic' Platzverweis in der Schlussminute ist „ärgerlich, unnötig und überflüssig“

Curslacks Stjepan Radic sah in der Schlussminute die Rote Karte. Foto: KBS-Picture

Das sollte dann aber im zweiten Durchgang fallen – und das unter ziemlich einfachen Voraussetzungen. Hatte zuvor Hoffmann noch vergeben (46.), so landete Vitali Wilhelms Ecke zehn Minuten später genau auf dem Kopf von Sebastian Spiewak, der am zweiten Pfosten sträflich freistand uns so keinerlei Probleme hatte, den Ball über die Linie zu schädeln. Fast hätte sich für Ozan Gencel nach einer nahezu perfekten Flanke von Yapici nach 65 Minuten die Chance zum 2:3 aus Sicht der Wilhelmsburger ergeben, doch nachdem Türkiyes Stürmer den Ball zunächst annahm, wurde er dann im Abschluss von Patrik Papke erfolgreich geblockt. Und so fielen die weiteren Treffer der Begegnung beide auf der anderen Seite: Erst startete Hoffmann auf der linken Bahn vehement durch und flankte so zielgenau nach innen, dass Folarin in der Mitte nur noch in den Ball gehen musste, um ihn zum 4:1 zu versenken (76.), drei Minuten später gab es dann fast eine Kopie des 3:1: Wieder trat Wilhem eine Ecke, wieder flog der Ball bis in die Höhe des zweiten Pfostens und wieder stand dort ein Curslacker. Diesmal war es Tom Bober – und der war, anders zuvor Spiewak, auch nicht mit dem Kopf zur Stelle, aber im Abschluss genauso erfolgreich – 5:1 (79.).

„Die Art und Weise, wie wir in der Vorwoche auswärts bei Teutonia verloren haben, war eine Vollkatastrophe. Das muss man so sagen. Deshalb war es umso wichtiger, dass gegen Türkiye eine Reaktion gekommen ist. Da sieht man: Wenn man gewisse Sachen aufarbeitet und bespricht, sind personelle Schwierigkeiten nicht so ganz entscheidend. Wichtig ist, dass die Leute auf dem Platz funktionieren“, analysierte Torsten Henke nach dem Match. Seine Spieler hätten es, so der „CN“-Coach, verstanden, „die Grundvoraussetzungen abzurufen. Wir waren aggressiv, haben Druck nach vorn gemacht, Zweikämpfe gewonnen und sind mannschaftlich geschlossen aufgetreten. Sicher hatten wir den einen oder anderen Ballverlust, der unnötig war, aber wir haben uns auch durch das 1:2 nicht aus der Bahn werfen lassen, sondern haben als Team auch in der zweiten Hälfte sehr gut weiter funktioniert.“ Einziges Ärgernis: die Rote Karte gegen Stjepan Radic, der in der 90. Minute im Duell mit Sascha de la Cuesta die Notbremse zog. „Das ist ärgerlich, unnötig und überflüssig“, konstatierte Henke und verriet, dass Radic „mit Sicherheit“ für dieses Vergehen ein paar Euros für die Mannschaftskasse abdrücken müsse.

Henke: „Es war wichtig, dass Collins alles abgerufen hat, nachdem es zuletzt nicht gepasst hat“

Mike Beldzik wurde vorm 1:0 des SVCN im Strafraum gefoult und bereitete den zweiten Treffer der Gastgeber vor. Foto: KBS-Picture

Positiver klangen da schon die Worte, die sich Abiola Collins Folarin abholen durfte. „Ich bin ein geduldiger Mensch, aber irgendwann ist die Geduld auch mal aufgebraucht. Ich bin sehr froh, dass es mit Collins diesmal so gut funktioniert hat“, erklärte Henke im Hinblick auf seinen Stürmer, der klar zu den Besten im SVCN-Dress gehörte und vorweg ging. „Mit ihm“, so verriet der Curslack-Coach, „haben wir unter der Woche über seine Leistungen zuletzt gesprochen. In den vergangenen Wochen waren die nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Auch er selbst hat ja einen Anspruch an sich. In den letzten Spielen hat das nicht gepasst, insofern war es wichtig, dass er diesmal alles abgerufen hat.“ Letzteres konnte man derweil nicht von allen Kickern im Türkiye-Trikot behaupten, wie Dennis Kreutzer befand: „Bei uns funktionieren die Leistungsträger, die vorangehen sollen, derzeit nicht. Dann ist es auch für 19-Jährige, von denen wir heute drei in der Abwehrkette hatten, schwierig, ihre Leistung zu bringen.“

Er habe, so Türkiyes Trainer weiter, aufgrund der Ausfälle von Devran Barlak, Bilyal Mustafov und Mekan Barlak zwar die komplette Viererkette ersetzen müssen, „aber das ist keine Ausrede. Vielleicht müssen wir im Winter personell nachlegen, wir müssen vor allem aber die passenden Spieler von der Einstellung und von ihrem Charakter her finden. Charakterlich passt es bei uns derzeit nicht. Wir haben einen Gesamtkader, in dem individuell gute Leute stehen. Aber aktuell läuft es nicht. Auch wenn wir uns nicht selbst als Geheimfavoriten rausposaunt haben: Wir müssen uns Gedanken machen, wo wir ansetzen. Wir haben vieles schon probiert. Wir werden viel sprechen müssen und gucken, dass wir das Ruder rumreißen. Auf jeden Fall ist eine 1:5-Niederlage in einem Spiel, dass du wegen deiner derzeitigen Situation gewinnen musst, nicht gut, Das war deutlich zu wenig von unserer Seite.“

Jan Knötzsch