Landesliga

Kein Dersim-Zusammenbruch: Bislang nur vier Abgänge

Muss bislang vier Abgänge hinnehmen und arbeitet an Neuverpflichtungen: Dersim-Manager Baris Dogan. Foto: Bode

Die Zwischenbilanz fällt alles andere als wohlwollend aus. Aber nicht, weil Dersimspor vor dem Jahreswechsel das letzte Freiluft-Spiel gegen den SC Victoria mit 1:3 verlor und aus dem ODDSET-Pokal ausschied. Auch nicht, weil das Team von Trainer Sven Siebert in der Landesliga Hansa „nur“ auf dem sechsten Platz überwintert – mit stolzen 15 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Hamm United. Nein, wer bei Dersim auf die Hinrunde zurückblickt, der kommt nicht umhin: Im Mittelpunkt steht das „Drumherum“ mit dem langwierigen Streit zwischen dem Verein und dem Bezirksamt Harburg um die Nutzung des Sportplatzes an der Baererstraße, dem daraus resultierenden zwangsweisen Umzug auf den Platz des FC Viktoria Harburg und die mangelnden Trainingsmöglichkeiten.

„Jeder hat für jeden gekämpft. Alle, die gespielt haben, haben mitgezogen und es super gemacht. Dass nicht mehr drin war, ist einfach unserer aktuellen Situation geschuldet. Dafür haben wir uns gut aus der Affäre gezogen“, konstatierte Baris Dogan nach dem „Aus“ im Achtelfinale des ODDSET-Pokals am 15. Dezember 2018. Nur 13 einsatzbereite Spieler hatte der Dersim-Manager, der damals den verhinderten Coach Siebert an der Seitenlinie vertrat und aus Personalmangel sogar selbst als Auswechselspieler auf dem Spielberichtsbogen stand, zur Verfügung. Letztlich konnte er immerhin Karim Derouiche und Onur Capan noch einwechseln. Davon, sich quasi selbst auf den Rasen zu schicken, blieb Dogan verschont. Und doch war das Match gegen den SCV so etwas wie das Spiegelbild der gesamten bisherigen Situation.

Neuer Vorstand am vergangenen Freitag gewählt

Vedat Barlak (re.) verlässt Dersimspor in Richtung Bezirksligist ASV Hamburg. Foto: Knötzsch

Dersim mühte sich an jenem Samstag redlich, doch mehr als nur der Anschlusstreffer – und der auch noch durch ein Eigentor des inzwischen vom SC Victoria zum FC Teutonia 05 gewechselten Mirco Bergmann – war bei aller Liebe nicht drin. Wie auch? Seit der Hansa-Landesligist den Streit mit dem Bezirksamt Harburg um die Nutzung des Kunstrasenplatzes an der Baererstraße verlor (wir berichteten), kann die Mannschaft nur eingeschränkt bis gar nicht trainieren. Seine Heimspiele trägt der Club bekanntlich seitdem am Kapellenweg in Harburg aus. Das soll weiterhin so bleiben. „Wir werden die Heimspiele der kompletten Rückrunde auf dem Platz von Viktoria Harburg austragen. Die Spiele sind so angesetzt“, erklärt Baris Dogan und ergänzt: „Wenigstens das können wir den Jungs anbieten.“

Man braucht kein Prophet sein: Bei den Worten klingt klar mit, dass man bei Dersim vom „Status quo“ natürlich alles andre als begeistert ist. Welche Mannschaft spielt schließlich schon gerne, ohne überhaupt richtig zu trainieren?! Die Konsequenzen sind klar – und zwar nicht nur die sportlicher Natur. Auch in personeller Hinsicht. „Ja, das stimmt. Wir haben an die Jungs appelliert, dass sie nicht gehen. Natürlich gibt es aber einige Unzufriedene, die eher weniger Interesse haben, so weiterzumachen. Das ist in unserer Situation normal“, gibt Dogan zu verstehen, dass Dersim akut wechselwilligen Spielern keine großen Steine in den Weg gelegt hat und legen will. Allerdings: „Es hat kaum einer was gesagt“, verrät Dogan.

Hoffnung auf den Verbleib von Atef Zakerwal

Ercan Demir ist neuer Jugendkoordinator bei Dersimspor. Archivfoto: noveski.com

Und so bleibt es wohl vorerst bei nur vier feststehenden Abgängen: Eren Eröksüz zieht's zu Hamm United, Vedat Barlak geht zum ASV Hamburg, Mark Osnowski schließt sich dem Buxtehuder SV an und Marco Löffke wechselt zum Harburger SC. Mit Atef Zakerwal spielte zuletzt ein Akteur beim Oberligisten HEBC vor, der Interesse an einer Verpflichtung habe soll. „Ich hoffe, dass er weiterhin für uns spielen wird. Ich kenne ihn ja auch schon jahrelang“, sagt Dogan, der mit dem 21-Jährigen schon beim SC V/W Billstedt zusammenarbeitete. Auf der anderen Seite werde sich in Sachen Neuzugänge „etwas ergeben. Wir sind in finalen Gesprächen. Es ist schwierig, die Jungs zu überzeugen, aber es gibt auch einige, die an den Verein glauben und das alles mögliche getan wird“, so Dogan, der seit der vergangenen Woche auch im erweiterten Vorstand des Vereins sitzt.

Den wählten die Mitglieder am zurückliegenden Freitag, nachdem die alte Führung im Rahmen des „Platz-Streits“ zurückgetreten war (wir berichteten). Neuer Vorsitzender ist Benjamin Thiel, als sein Stellvertreter fungiert Samir Balouch. Rainer Palm übernimmt das Amt des Kassenwartes. Zudem sind neben Dogan im erweiterten Vorstand mit dabei: Mahmut Capan, Jörg Fenske, Garip Demir, Ömer Celik, Philip Dehnbostel, Cüneyt Erbil und Ercan Demir. Letzterer, früher Trainer bei Dersim und dem FC Türkiye, wird Jugendkoordinator. „Wir wollen und müssen aufräumen. Einige Strukturen müssen verändert werden. Die Anzahl unserer Jugendteams wollen wir beibehalten. Es gibt eine Menge Ideen und Projekte, die wir auf der Agenda haben und bald genauer vorstellen werden. Was wir brauchen, sind auf jeden Fall Trainer, Co-Trainer und Helfer“, sagt Demir und hofft darauf, dass sich Interessenten telefonisch an ihn (0176-61015770) wenden.

Jan Knötzsch