Oberliga Hamburg
31. Spieltag


SC Victoria Hamburg

7

:

0


SC Condor

Anpfiff

Fr - 03.05. 19:30 Uhr

Spielstätte

Hoheluft

Zuschauer

223

Schiedsrichter

Björn Krüger (SV Börnsen)

Oberliga

Kein Kampf, keine Einstellung: „So verabschiedest du dich aus der Oberliga!“

Fand nach der sportlichen Schmach seiner Mannschaft deutliche Worte: Condor-Coach Florian Neumann. Foto: KBS-Picture.de

Etwas über 25 Minuten hielt sich der SC Condor schadlos und dem Druck des SC Victoria stand. Beinahe wäre der personell arg gebeutelte Abstiegskandidat mit dem allerersten Angriff des Spiels sogar in Führung gegangen, wenn Damian Ilic nach wenigen Augenblicken etwas mehr Zielwasser getrunken hätte (1.). Stattdessen brach jene 26. Spielminute an und das Unheil der „Raubvögel“ nahm seinen Lauf – und das in fast schon gewohnter Manier (alle Höhepunkte im LIVE-Ticker). „Ich habe vor dem Spiel explizit darauf hingewiesen, wenn wir ein Gegentor bekommen, dass wir dann nicht wieder einen Doppelschlag kriegen“, warnte SCC-Coach Florian Neumann vergeblich. Denn: „Das hat gut geklappt für ungefähr zehn Sekunden...“

André Monteiro Branco sorgte mit seinem traumhaften Freistoßtor für das Highlight. Foto: KBS-Picture.de

Weil Max Alec Grablewski von Dennis Bergmann düpiert wurde und Tom Dornick dem Gegner den Ball leichtfertig herschenkte, hieß es binnen 30 Sekunden auf einmal 2:0 für den Vize-Meisterschafts-Anwärter. Erst spazierte Bergmann selbst über die linke Seite durch und schloss sein Solo zur Führung ab (26.), dann servierte er Klaas Kohpeiß den zweiten Treffer auf dem Silbertablett (27.). Es passierte also genau das, wovor Neumann im Vorfeld gewarnt hatte. Das, was den „Raubvögeln“ in den vergangenen Wochen bei den Niederlagen gegen Niendorf, Meiendorf oder auch Teutonia 05 bereits das Genick brach. Ein Doppelschlag innerhalb kürzester Zeit! „Sofort gehen die Köpfe runter“, kritisierte Neumann. „Ich würde mal behaupten, dass da mehrere Spieler fehlen, die mal das Zepter in die Hand nehmen und Typen, die vorangehen.“ Hinzu komme die fehlende Erfahrung im Abstiegskampf, so Neumann. Allerdings müsse „man diesen auch annehmen“. Genau das kam seinen Akteuren auf dem Platz jedoch gänzlich abhanden. Von Kampf war – mit Ausnahme der Anfangsphase – rein gar nichts zu sehen. Stattdessen ergaben sich die Gäste ihrem Schicksal und ließen sich sportlich abschlachten. „Man muss nicht glänzen, sollte aber zumindest in jedem Spiel kämpfen und eine gewisse Einstellung an den Tag legen. Das sind die Grundtugenden im Fußball – und die verschwinden bei uns nach den ersten beiden Gegentoren, wo sich dann gegenseitig angemacht wird“, bemängelte der Condor-Coach – und mutmaßte: „Ich habe das Gefühl, dass bei vielen Spielern heutzutage eine andere Auffassung von Fußball herrscht. Denn Fußball geht aus meiner Sicht über den Kampf.“

„So verabschiedest du dich aus der Oberliga!“

Hatten allen Grund zum Jubeln: Dennis Bergmann (re.) und André Monteiro Branco. Foto: KBS-Picture.de

Noch vor der Pause folgten drei weitere Streiche. Für das Highlight sorgte ohne jeden Zweifel André Monteiro Branco, der einen Freistoß aus 27 Metern mit unheimlich viel Effet, Drall und Präzision in den rechten Giebel schlenzte (38.)! Condor-Keeper Maximilian Richter konnte einem wahrlich leidtun – bei so wenig Gegenwehr seiner Vorderleute, die abermals nur zuschauten, als Kohpeiß mustergültig für Alexander Borck auflegte. 4:0 (41.). Jener Borck verlängerte in der Nachspielzeit ohne Bedrängnis einen Monteiro Branco-Eckball auf den im Fünfmeterraum allein gelassenen Felix Schuhmann – 5:0 (45. +1). Sieben Zeigerumdrehungen nach Wiederanpfiff machte Len Aike Strömer das halbe Dutzend voll, als er mutterseelenallein stehend ein Kohpeiß-Zuspiel im Eckigen unterbrachte (52.), ehe Lorenz Lahmann-Lammert scheinbar die Lust verging, er sich wegen Meckerns die Ampelkarte abholte (66.) und der Assistgeber des sechsten Tores eine Stafette über Strömer, Schmid und Bergmann zum 7:0 abschloss (75.). Condor konnte von Glück sagen, dass die Hausherren einige Gänge rausnahmen und trotz dessen weitere Top-Chancen ausließen. „So verabschiedest du dich aus der Oberliga!“, fand Neumann nach der Schmach deutliche Worte.

„Natürlich wäre es schade, wenn diese Institution nicht mehr in der Oberliga stattfinden wird“

Vicky-Coach Fabian Boll taten seine Ex-Spieler nach der Partie leid. Foto: KBS-Picture.de

So betrübt die Stimmungslage auf der einen Seite war, so glücklich und zufrieden zeigte sich Vicky-Trainer Fabian Boll, der in der Hinserie noch als Co-Trainer von Olufemi Smith bei den Farmsenern fungierte und nun erstmals auf seinen Ex-Club traf. „Auch wenn ich eingestehen muss, dass mir die Spieler von Condor noch immer am Herzen liegen und es mir schon ein bisschen leid tut, die vielen hängenden Köpfe zu sehen“, meinte er – und wollte nichts von einer gewissen Genugtuung wissen. „Die wäre völlig fehl am Platz. Klar ist es gegen den Ex-Verein immer etwas Besonderes, auch wenn ich nicht so lange da war. Insofern habe ich meine Jungs darauf hingewiesen, dass es für mich persönlich schon wichtig ist, dass wir hier einen seriösen Auftritt hinlegen. Das haben sie mit Bravour umgesetzt.“ Trennungen gehören im Fußball dazu, wenn man andere Vorstellungen hat, so Boll. „Letztlich ist es für mich ja auch durchaus positiv gelaufen. Mit so einer Truppe zu arbeiten, macht natürlich mega Spaß.“ Wenngleich er diesen auch beim SCC hatte, wie er sagte. „Es tut mir tatsächlich leid, weil ich in den paar Monaten, die ich da war, aber auch vorher schon mitbekommen habe, dass der SC Condor natürlich eine Institution in der Oberliga ist. Insofern ist es natürlich schade, dass dieser Verein aller Voraussicht nach in der Oberliga nicht mehr stattfinden wird.“

Die Pressekonferenz mit beiden Trainern in voller Länge im Video