Oberliga Hamburg
4. Spieltag


USC Paloma

1

:

4


HEBC

Anpfiff

So - 20.08. 10:45 Uhr

Spielstätte

Brucknerstraße

Zuschauer

130

Schiedsrichter

Andre Heinrich (FSV Harburg-Rönneburg)

Oberliga

„Krasse“ Kocadal-Kicker überrollen „bodenlose“ Pokal-Helden!

Mit einem Tor und einer Vorlage war Johann Buttler (li.) der Mann der ersten Halbzeit - und hätte im zweiten Abschnitt weitere Treffer folgen lassen können. Foto: Hellwig/USC Paloma

„Ich muss erstmal durchatmen und realisieren, was wir hier heute abgebrannt haben“, geriet selbst der eher als Pessimist bekannte Özden Kocadal nach der Gala seiner Jungs beim USC Paloma (alle Highlights im LIVE-Ticker) ins Schwärmen. „Das sage ich voller Demut und mit voller Hochachtung vor Marius (Nitsch, Anm. d. Red.) und seiner Truppe“, ehe der Cheftrainer des HEBC ausführte: „Wir sind auch ein bisschen dank denen so stark, wie wir aktuell sind. Die haben uns schon ein paar Mal richtig verhauen und vermöbelt – und uns damit Arbeit mit auf den Weg gegeben, die wir in den letzten Jahren richtig gut gemacht haben. Umso mehr freut mich das, dass ich rückblickend sagen kann: Auch durch diese Niederlagen haben wir uns krass entwickelt.“

Auch Tjorven Köhler (re.) - hier im Kampf um den Ball mit Felix Spranger - zeigte mal wieder eine starke Leistung und trug sich ebenfalls in die Torschützenliste ein. Foto: Hellwig/USC Paloma

So krass, dass Kocadal am Sonntagvormittag den vermutlich komplettesten Auftritt – sowohl defensiv als auch offensiv – von seiner Mannschaft unter seiner Regie sah. „Gegen einen Gegner auf diesem Niveau von der Konstanz her definitiv. Ich weiß ehrlicherweise gar nicht, ob wir überhaupt eine Torchance zugelassen haben“, entgegnete er. „Ich ziehe meinen Hut vor dieser Mannschaft!“ Er hebe äußerst selten und auch nur „sehr ungern Spieler heraus“, so Kocadal. „Aber das, was Allan heute abgebrannt hat, das war der Wahnsinn“, lobhudelte er einen gewissen Allan Muto, der die Linien wie ein Duracell-Häschen rauf und runter marschierte, ein beeindruckendes Solo nach dem anderen hinlegte und die Hintermannschaft des USC Paloma reihenweise schwindelig spielte.

Elfmeter rausgeholt und getroffen: Buttler glänzt

Doch Muto war nicht allein, wie Kocadal anschließend auch betonte. „Was die Jungs läuferisch geleistet haben, war wirklich top!“ Hinten räumte Janek Wrede alles ab und gewann nahezu jeden Zweikampf. Und dann war da ja auch noch ein gewisser Johann Buttler. Er marschierte, er ackerte – und er war maßgeblich an der Pausenführung seines HEBC beteiligt. Erst holte der Angreifer nach einem etwas zu langen Ball von Robin Schmidt gegen den etwas zu ungestümen Quincy Adjei einen umstrittenen Strafstoß heraus, den Erciyes Palo sicher verwandelte (17.). Dann schockte Buttler die Hausherren quasi mit dem Pausenpfiff, als er nach einem Steckpass von Fabian Lemke zur Stelle war und Adjeis Klärungsversuch zu spät kam (45. +1).

"Ist mir viel zu einfach und gar keine Entschuldigung oder Ausrede"

Janek Wrede (Mi.) zeigte eine bockstarke Leistung in der Innenverteidigung. Auch Erciyes Palo (2. v. re.) überzeugte mal wieder als Torschütze. Foto: Hellwig/USC Paloma

Zwischenzeitlich hatte Lasse Blöcker einen Freistoß von Moritz Niemann mit dem Hinterkopf zum Ausgleich für den USC ins lange Eck verlängert (38.). Der Weckruf für bis dato überaus flügellahme „Tauben“, die im Vergleich zum Pokal-Highlight gegen Eintracht Norderstedt überhaupt nicht wiederzuerkennen waren? Mitnichten! Dabei wechselte Chefcoach Nitsch im Vergleich zum Norderstedt-Spiel auf einigen Positionen durch. „Wir hatten Jungs mit frischen Beinen in der Startaufstellung.“ Frisch wirkte jedoch nur der Gast.

„Natürlich ist es vom Kopf nicht ganz so einfach, wenn du ein solches Highlight-Spiel hast. Aber es ist auch einfach, wenn‘s gut läuft, dann da zu sein, Verantwortung zu übernehmen und laut zu sein. Aber sobald du Gegenwind kriegst und ein Gegner da ist, der auch eklig und laut ist, mit den Gegentoren so zusammen zu sacken und gar nicht mehr die Ärmel hochzukrempeln – das ist mir viel zu einfach und auch gar keine Entschuldigung oder Ausrede“, stellte ein „extrem ernüchterter“ Nitsch unmissverständlich klar.

Zweite Halbzeit: "Bodenlos und eines Heimspiels nicht würdig!"

Hendrik Diekmann (li.) und Moritz Niemann im Kopfballduell. Der HEBC behielt fast immer die Oberhand. Foto: Hellwig/USC Paloma

Der „Tauben“-Dompteur sprach Klartext – und legte nach: „Es sieht so aus, dass wir aktuell zwei Gesichter haben. Ich bin sehr erschrocken über die Art und Weise der Leistung. Klar kann man sagen, die Phase vor der Halbzeit war in Ordnung. Und natürlich kann man auch darüber diskutieren, dass das kein Elfmeter ist. Aber damit möchte ich gar nicht anfangen, weil wir am Ende ein ganz schlechtes Spiel machen und kollektiv keine gute Leistung gezeigt haben. Wir haben uns doof angestellt, naiv verteidigt und nach vorne auch nicht viel auf die Kette gekriegt.“ Insbesondere die zweite Halbzeit sei „bodenlos und eines Heimspiels nicht würdig gewesen“, brachte es Nitsch auf den Punkt.

Man habe sich „fest vorgenommen, mit aller Macht unser Tor zu verteidigen – egal gegen welchen Gegner. Und ich habe es selten so einfach wie heute gesehen, um zu Torerfolgen gegen uns zu kommen. Ich glaube, HEBC war selbst ein bisschen erschrocken. Wären sie das Spiel schon von Anfang an ein bisschen offensiver angegangen, geht das Ganze wahrscheinlich noch höher aus“, mutmaßte der 30-Jährige. „Vielleicht war da das Ergebnis vom Dienstag ein wenig angsteinflößend. Denn wenn die das am Ende normal ausspielen, gehen wir hier mit sieben, acht Gegentoren raus. Und das ist schon brutal, sich das eingestehen zu müssen“, sah Nitsch von seinen Mannen „keine Leidenschaft und keine Emotionen. So machst du es jedem Gegner in dieser Liga leicht, gegen uns zu gewinnen.“

Muto krönt famose Leistung, Köhler einen tollen Spielzug

Mit seinem Treffer zum 4:1 stellte Tjorven Köhler (li.) den Endstand für bockstarke Eimsbütteler bei flügellahmen "Tauben" her. Foto: Hellwig/USC Paloma

Einen kapitalen Fehlpass von Colin Blumauer bestrafte Muto mit einem seiner unnachahmlichen Sololäufen zum 3:1 für die Gäste (57.), ehe Tjorven Köhler nach einer herrlichen Stafette über Friedemann Schott und Jorma Eggers den Endstand herstellte (79.). Ein Ergebnis, mit dem die Uhlenhorster sogar noch gut bedient waren. „Wir müssen tunlichst schauen, dass wir nicht weiter diese zwei Gesichter zeigen, sondern konstanter werden. Dass wir es anders können, das haben wir in dieser Woche gezeigt. Das ist dann auch eine Mentalitätsfrage und eine Kopfsache, wie du an dieses Spiel herangehst. Daran sind wir heute kläglich gescheitert“, zog Nitsch ein äußerst offenes und ehrliches Fazit.

Süderelbe-Klatsche bringt HEBC zur Basis zurück

Sehr ehrlich gab sich auch Kocadal nach dem Spiel. Der HEBC-Übungsleiter gab unumwunden zu, dass die 1:6-Niederlage vor über zwei Wochen beim FC Süderelbe „bis eben gerade immer noch sehr tief bei mir drin saß“. Aber im Nachhinein habe die Klatsche wohl „mal wieder dafür gesorgt, dass wir uns ein bisschen gestrafft haben und wieder da hingekommen sind, was uns eigentlich stark gemacht hat. Dieser Zusammenhalt, dieser unbändige Wille zu Arbeiten und die Basis wieder zu erlangen. Das ist für uns die Defensivarbeit.“ All jene Attribute haben seine Jungs auf den Platz gebracht. „Umso cooler, dass wir aus dieser Niederlage gelernt und die richtigen Lehren gezogen haben. Mich freut es ungemein, diese Entwicklung mitgegangen zu sein und ich bin unfassbar stolz auf die Truppe.“