Oberliga Hamburg
2. Spieltag


Eimsbütteler TV

3

:

0


TuS Dassendorf

Anpfiff

Fr - 05.08. 20:15 Uhr

Spielstätte

Lokstedter Steindamm

Zuschauer

250

Schiedsrichter

Devin Wengorz (TuS Hamburg)

Oberliga

Lupenreine Akyol-Show: „Welche Mannschaft hat Dassendorf mal so auseinandergenommen, wie wir es gemacht haben?!“

Dominik Akyol (re.) im Jubelrausch! Dem ETV-Angreifer gelang beim 3:0-Sieg über Dassendorf ein lupenreiner Hattrick. Foto: Fishing4

„Ich kann die Freude noch gar nicht richtig einordnen, weil es einfach überragend ist, was die Mannschaft hier und heute geleistet hat“, musste sich Khalid Atamimi erst einmal sammeln, ehe er anfügte: „Das soll jetzt nicht arrogant klingen – aber: Welche Mannschaft hat Dassendorf mal so auseinandergenommen, wie wir es gemacht haben?! Denn: Wir haben es einfach gemacht!“, jubelte der Cheftrainer des Eimsbütteler TV nach einem furiosen Auftritt seiner Schützlinge gegen den Oberliga-Serienmeister (alle Highlights im LIVE-Ticker) und dem Sprung an die Tabellenspitze der Hamburger Fußball-Beletage – und das als Aufsteiger!

Tyrese Boakye (li.) vs. Amando Aust. Daraus resultierend: Das vermeintliche 1:0. Doch Boakye soll den Ball mit der Hand gespielt haben. Foto: Fishing4

Die ersten 45 Minuten gehörten dem Eimsbütteler TV – und Schiedsrichter Devin Wengorz (TuS Hamburg). Der Aufsteiger machte dem Meister das Leben gehörig schwer, ging früh drauf, spielte mutig und wirkte agiler sowie spritziger. Ein Torerfolg blieb dem ETV allerdings verwehrt – wenngleich die Kugel nach nicht einmal 240 Sekunden im Dassendorfer Netz zappelte. Jephtah Asare brachte das Runde nach einem vorangegangenen Zweikampf zwischen Amando Aust und Tyrese Boakye im Eckigen unter. Referee Wengorz deutete zunächst klar und deutlich auf Tor hin, nahm die Entscheidung dann aber nach Beratung mit seinem Assistenten zurück. Warum? Das blieb lange Zeit ein Rätsel. Wengorz‘ Assistent Emil Larsen Reicherz hatte wohl ein Handspiel von Boakye gesehen. Aber: Zuvor wurde der ETV-Angreifer von Aust zu Boden befördert.

Drei Rote Karten und Akyol-Gala

Das 1:0: Dominik Akyol (Mi.) behält im Tohuwabohu im Dassendorfer Strafraum die Übersicht und schießt ein. Foto: Fishing4

Die Atamimi-Mannen blieben trotz der überaus strittigen Situation auch in der Folge äußerst griffig und ließen Dassendorf überhaupt keinen Raum zur Entfaltung. Erst in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs kamen die Gäste zum ersten nennenswerten Torabschluss: Zunächst wurde Oliver Doege, dann Kerim Carolus gerade noch entscheidend irritiert (45. +3). Zu diesem Zeitpunkt standen beide Teams allerdings nur noch zu zehnt auf dem Platz: Nach einer „Rangelei“ sahen Emre Cem Töremis (ETV) und Kristof Kurczynski (TuS) glatt Rot (40.)! Eine sehr harte Entscheidung.

In der Pause bot sich dem neuen/alten Trainerduo der „Wendelwegler“, Thomas Hoffmann und Peter Martens, die Möglichkeit, mit neuen Impulsen für ein anderes Gesicht ihrer Elf auf dem Platz zu sorgen. Aber: Der ETV rannte die TuS weiterhin in Grund und Boden. Die Folge: Boakye enteilte Tom Muhlack zum wiederholten Male. Zwar konnte Kalk noch parieren, war dann aber machtlos, als Dominik Akyol – nach einem Nachsetzen von Gianluca Scarcelli – aus dem Gewühl heraus die Oberhand behielt. 1:0 (50.)! Noch schwerer wurde die Aufgabe für den Abonnement-Champion, als Rinik Carolus – nach einem schlimmen Fehlpass von Amando Aust – wegen einer Notbremse gegen Noel Denis ebenfalls vorzeitig das Feld räumen musste. Rot (63.)!

Harnik scheitert am Pfosten - Akyol mit lupenreinem Hattrick

Das 2:0: Nach mustergültiger Vorarbeit von Niklas Bär lässt sich Akyol (li.) nicht zweimal bitten. Lennard Sowah (Mi.) kommt zu spät. Foto: Fishing4

Kurz zuvor war es Henrik Dettmann, der nach einer endlich mal schönen Stafette gerade noch am Einschuss gehindert wurde (61.). Dann setzte der eingewechselte Martin Harnik nach einem „Geschenk“ der Hausherren einen indirekten Freistoß aus 15 Metern an den Pfosten (70.). Die Chance auf den Ausgleich war da – es wäre aber zu auch zu jenem Zeitpunkt unverdient gewesen. Stattdessen legte der ETV nach und machte Sebastian Kalk im Tor der Gäste zum besten Dassendorfer. Ein ums andere Mal verhinderte der aus Bramfeld gekommene Schlussmann den Einschlag, zweimal musste er aber noch hinter sich greifen.

Im vergangenen Jahr noch für den AFC aktiv, wirbelten Niklas Bär und Dominik Akyol nun für ihren Jugendclub den Hamburger Oberliga-Champion durcheinander. Erstgenannter zündete den Turbo. Letzterer verwertete in der Mitte – 2:0 (74.)! Seinen lupenreinen Hattrick perfekt machte der 22-jährige Torjäger kurz vor Ultimo. Erneut war es Aust, der mit einem Fehlpass dafür sorgte, dass Akyol selbst für den in die Partie gekommenen Noel Denis, der der TuS-Hintermannschaft mehrfach nur die Hacken zeigte, durchsteckte. Der von Eintracht Norderstedt verpflichtete Offensivakteur zog davon und wurde vom herausstürzenden Kalk gelegt. Den Strafstoß verwandelte Akyol sicher zum 3:0-Endstand (89.)!

"Das ist einfach unglaublich"

Dominik Akyol lässt seiner Freude freien Lauf - und hatte noch nicht genug... Foto: Fishing4

„Fußballerisch war es in meinen Augen kein gutes Spiel. Aber von der Lauf- und Zweikampfintensität war das auf einem Top-Niveau! Was mich am meisten freut, ist einfach, dass Dominik zurück ist und gleich im ersten Heimspiel drei Tore gemacht hat. Das ist einfach unglaublich“, strahlte sein Chefcoach übers ganze Gesicht. Auch von der frühen Aberkennung des vermeintlichen Führungstreffers ließ man sich nicht aus der Bahn werfen. Ganz im Gegenteil. „Unser Konzept ist einfach, weiter Fußball zu spielen – unabhängig davon, wie es steht oder was auch immer vorgefallen ist. Das ist das Wichtigste – und das hat man gesehen. Selbst in der 89. Minute sind wir noch Angelaufen. Das ist unser Prinzip, wie wir Fußball spielen wollen. Und die Spieler haben Bock darauf“, so Atamimi.

"Wenn die Intensität im Training einmal nicht hoch ist, dann rappelt‘s!"

Auch vom Elfmeterpunkt behielt Akyol (Mi.) die Nerven und machte seinen lupenreinen Hattrick perfekt. Foto: Fishing4

„Diese Mannschaft ist einfach noch brutal jung. Wenn sie so weitermacht, weiß ich nicht, wo das in zwei, drei Jahren noch hinführen kann“, blickte er bereits auf die glorreiche Zukunft voraus, konnte der Tabellenführung aber „gar nichts“ abgewinnen. „Am Ende müssen wir gucken, wo wir stehen.“ Und der Plan ist klar: „Wir verlangen immer und immer wieder von den Spielern, dass sie bis zur letzten Sekunde Gas geben. Und wenn die Intensität im Training einmal nicht hoch ist, dann rappelt‘s! Dann sind wir auch nicht mehr ruhig, sondern scheuchen die Jungs von A nach B.“

Gescheucht wurde auch die TuS – und zwar über den Platz am „Loki“. Trotz der Niederlage stellte sich Peter Martens den Fragen. „Das gehört nun mal dazu. Ich hoffe aber, dass das selten vorkommt“, scherzte er nach dem Erfolg unter der Woche im Pokal in Ahrensburg (6:0). Martens‘ Fazit: „Ich fand, es war ein geiles Oberligaspiel – für alle Zuschauer. In der ersten Halbzeit war es sehr unruhig, weil beide Mannschaften versucht haben, die ganze Zeit zu pressen und drauf zu gehen. Dadurch kam eigentlich auf beiden Seiten kein großer Spielfluss auf.“ Und am Ende habe seinem Team „in einigen Momenten das Quäntchen Glück gefehlt“, befand er.

Doppel-Rot und Doppel-Verletzungs-Schock für "Dasse"

Jubelnde Gesichter auf der einen, frustrierte Mienen auf der anderen Seite. Der ETV feiert eine berauschende Heim-Rückkehr nach 17-jährige Oberliga-Abstinenz. Foto: Fishing4

Nichtsdestotrotz: „Glückwunsch zur Leistung an den ETV. Insgesamt haben sie wirklich ein gutes Spiel gemacht. Ein bitterer Auftakt für uns. Was allerdings fast noch schlimmer ist als die Niederlage, sind die Verletzungen von ‚Mölli‘ und Kerim.“ Während Sven Möller kurz vor Schluss mit dick bandagiertem Knie und auf Krücken vom Platz humpelte, musste K. Carolus bereits nach 45 Minuten mit muskulären Problemen in der Kabine bleiben. „Wir müssen jetzt mal gucken, was mit den Jungs ist. Dazu kommen die zwei Roten Karten. Das tut alles schon sehr, sehr weh! Vor allem, wenn man sieht, dass wir heute eh nur mit 14 Spielern angereist sind.“

Deshalb: „Das ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Letztendlich muss man dem Gegner aber ein Kompliment machen. Die haben alles reingehauen und hatten das Quäntchen mehr Glück. Es ist ja nicht so, dass wir spazieren gegangen sind.“ Dennoch ist der Weg noch sehr weit, „da hinzukommen, dass wir den Platz betreten und der Gegner weiß: ‚Heute holen wir keinen Punkt‘“.

Und was hatte der lupenreine Hattrick-Schütze Dominik Akyol zu sagen? Hier gibt's das Interview im Video: