Regionalliga Nord
11. Spieltag


FC Eintracht Norderstedt

2

:

2


SC Weiche Flensburg 08

Anpfiff

So - 23.09. 14:00 Uhr

Spielstätte

Edmund-Plambeck-Stadion

Zuschauer

410

Schiedsrichter

Patrick Schwengers (TSV Travemünde)

Nach einem „Scheiß-Jahr“: Höckers Heldentaten sind Norderstedts Glück!

Kaum zu glauben, aber Johannes Höcker entschärfte das eigentlich sichere 3:1 für Flensburg mit einem sensationellen Doppelreflex. Foto: KBS-Picture.de

Ungläubig reckte er die Arme in die Höhe, fast schon konsterniert blickte er drein: Torge Paetow konnte selbst kaum glauben, was ihm seinen widerfuhr. Der Verteidiger des SC Weiche Flensburg hatte in Minute 66 das 3:1 für seine Farben erst auf dem Kopf, dann auf dem Fuß. Doch Paetow scheiterte zunächst aus vier Metern an der Faustabwehr von Johannes Höcker, der sich ihm entgegenwarf, dann an dessen unglaublichem Fußreflex aus gefühlt zwei Metern. Kein Wunder, dass auch die Fans von Eintracht Norderstedt nach Spielschluss (alle Highlights im LIVE-Ticker) ganz genau wussten, bei wem sie sich zu bedanken haben. Mit lautstarken „Höcki“-Sprechchören wurde der Schlussmann gebührend gefeiert – und das völlig zurecht.

Mats Facklam köpft den Ball vor dem zu spät kommenden Florian Kirschke zum 1:2 in die Maschen. Foto: KBS-Picture.de

„Nein, der Held bin ich nicht“, gab sich Johannes Höcker ganz bescheiden. „Klar war ich in der zweiten Halbzeit bei den zwei, drei Aktionen hintereinander voll da. Aber da hatte ich auch ein bisschen Glück gehabt.“ Ob’s auch Glück war, dass der mittlerweile 33-Jährige schon früh im Spiel nach einem Kopfball von Kevin Schulz eine spektakuläre Parade auspackte (12.)? Oder in der 64. Minute einen Schuss von Dominic Hartmann aus dem Kreuzeck kratzte? „Man muss ganz klar sagen: Höcki hat ein scheiß letztes Jahr gehabt! Jetzt hatte er eine wunderbare Vorbereitung, sicher auch angestachelt von den beiden jungen Torhütern, die Druck machen. Und jetzt ist er wieder da, wo er schon mal war – und so, wie ich ihn eigentlich kenne. Er hat das ganz toll gemacht und ich hoffe natürlich, dass es so weitergeht“, war auch sein Trainer Dirk Heyne voll des Lobes. Höcker selbst erklärte: „Ich war nicht angeschlagen in der Vorbereitung, konnte fünf Wochen voll durchtrainieren und bin vier, fünf Kilo leichter als letzte Saison. Das macht mit Sicherheit auch etwas aus. Da fällt nicht mehr so viel Gewicht“, musste er Schmunzeln, um anzufügen: „Dadurch bin ich ein bisschen athletischer und spritziger. Das zahlt sich jetzt natürlich aus. Als ich den einen Ball in der ersten Halbzeit ganz ordentlich gehalten habe, wusste ich, dass ich heute gut drin bin im Spiel.“

„Richtig trainieren kann man das nicht - ich bin da einfach mal volle Pulle reingegrätscht“

Johannes Höcker (Mi.) hielt wie ein Weltmeister. Foto: KBS-Picture.de

So gut, dass ein absolut einseitiges Spiel lange Zeit offen blieb. Denn der Gast aus Flensburg führte nach Toren von Marvin Ibekwe – erst nach einer Flanke von Ilidio Pastor Santos per Volleyabnahme erfolgreich (17.), dann nach einem Traum-Konter über Kevin Schulz und Jonas Walter (50.) – „nur“ mit 2:0 vor 410 Zuschauern im Edmund-Plambeck-Stadion. „Was wir in der ersten Halbzeit nicht gemacht haben, haben wir in der zweiten Halbzeit komplett anders gemacht. Wir hatten mehr Zug zum Tor, von außen wurden Flanken reingebracht und wir waren viel präsenter“, so Höcker, der nichtsdestotrotz immer wieder sein ganzes Können aufbieten musste und sein Team im Spiel hielt. Nicht zuletzt in der eingangs bereits erwähnten 66. Spielminute. „So richtig trainieren kann man das nicht. Das sind Reflexe, die durch das jahrelange Torwart-Training oder durch die Erfahrung zustandekommen, dass man da einfach mal volle Pulle reingrätscht. Da habe ich heute wirklich Glück gehabt, dass ich da noch irgendwie rangekommen bin. Aber es hat heute ganz gut funktioniert.“

„Mit ein bisschen Glück schießt du noch das 3:2 - aber das wäre unverdient gewesen“

Der Ausgleich! Per Kopf lässt Felix Drinkuth (li.) das EPS beben. Foto: KBS-Picture.de

Letzten Endes auch für seine Teamkollegen. „Ich bin froh, dass sich die Mannschaft noch belohnt hat“, jubelte „Höcki“ – und führte aus: „Mir wäre es zwar lieber gewesen, wenn wir hinten weniger zugelassen hätten. Aber so muss man sagen, dass sich die Mannschaft hintenraus den Punkt richtig erkämpft hat.“ Erst profitierte der ansonsten eher unglücklich agierende Mats Facklam, der zusammen mit Jan-Philipp Rose – vor allem in der ersten Hälfte – auf der linken Seite massive Probleme mit der quirligen Weiche-Offensive hatte, von einem Torwartfehler von Florian Kirschke, der nach einem Brisevac-Eckball und kurzzeitigem Getümmel zu zaghaft rauskam und von Facklam „überköpft“ wurde (57.)! Dann ließ Felix Drinkuth vier Minuten vor Ultimo eine Hereingabe des eingewechselten Tayfun Can über den Scheitel zum 2:2 ins lange Eck gleiten (86.)! Apropos Tayfun Can: Es lief bereits die Schlussminute, als Johann von Knebels Querpass an der Torlinie entlang rollte, Sinisa Veselinovic den Ball knapp verpasste und Can aus sechs Metern zum Abschluss kam. Aber Patrick Thomsen warf sich in den Schuss und verhinderte mit seinem Tackling auf der Linie den Einschlag.

„Wenn man ehrlich ist: Mit ein bisschen Glück schießt du noch das 3:2, putzt den Mund ab und nimmst die drei Punkte mit. Aber das wäre unverdient gewesen, so ehrlich muss man sein“, bilanzierte Höcker, der dieses Szenario mit seiner „Paraden-Show“ überhaupt erst möglich machte.

Was beide Trainer nach dem Spiel zu sagen hatten, warum Weiche-Coach Jurgeleit total bedient war, und wie Dirk Heyne die Leistung seines Keepers beurteilt - hier gibt's die Antworten im Video: