„Pauli bleibt eher drin, als dass wir Meister werden“

Bald ein Meister-Trainer? Allein Fischer fehlt der Glaube. Foto: KBS-Picture.de

Während die Oberliga bereits am Freitagabend mit der prestigeträchtigen Begegnung zwischen Vicky und Altona 93 den Spielbetrieb wieder aufnimmt, findet das tabellarische Spitzenspiel am Samstag in Pinneberg statt, wenn der Tabellenzweite den amtierenden Meister begrüßt. Obwohl die Gastgeber mit einem Sieg zumindest bis zum Sonntag, wenn Halstenbek-Rellingen auf BU trifft, die Tabellenspitze erklimmen kann, schiebt Michael Fischer die Favoritenrolle der TuS zu: „Dassendorf ist der absolute Favorit, wir sind noch nicht so weit.“

Bewusste Tiefstapelei könnte man meinen. Für seine Einschätzung hat er trotz der sechs Punkte Vorsprung seiner Truppe auf die Elf von Jan Schönteich jedoch stichhaltige Argumente: „Man muss nur die Neuzugänge vergleichen. Wir holen etwa Nils Reuter; über die Neuen von Dassendorf müssen wir uns gar nicht unterhalten. Ein kleiner Unterschied ist es schon noch, ob Spieler von Lüneburg oder von Appen kommen.“ Selbst beim Rennen um die Meisterschaft sieht er den Titelverteidiger noch längst nicht abgeschlagen: „Bei solchen Neuzugängen hat Dassendorf sicher hohe Ziele, die wollen ihre Krone verteidigen. HR hat dazu etliche Verletzte. Eigentlich müssten sie sich bei ihrer Qualität durchsetzen. Auch Vicky ist noch einen Tick weiter als HR oder wir.“ Mit Blick auf seinen Lieblingsverein zieht er daher einen eher pessimistischen Vergleich: „Eher bleibt St. Pauli drin, als dass wir Meister werden.“ Hoffen wird Fischer dennoch auf beides.

„Dassendorf und Vicky einen Tick weiter“

Verstärkt nach Elmshorns Rückzug den VfL: Philipp Werning (re.). Foto: KBS-Picture.de

Die Huldigung des Meisters will er nämlich keineswegs als ein Hissen der weißen Fahne verstanden wissen: „Natürlich heißt das nicht, dass wir mit einem 0:4 zufrieden sind. Wir wollen gewinnen. Wir ziehen den Kopf nicht ein. Aber die wollen etwas von uns, deswegen haben wir keinen Druck. Außerdem reißt uns hier keiner den Kopf ab, wenn wir am Ende nur Vierter statt Zweiter werden.“ Richtungsweisend werden dabei die nächsten Spiele sein. Das Programm des VfL liest sich wie ein Who-is-Who des Hamburger Amateurfußballs: Dassendorf, Condor, Altona, HR, Meiendorf, Niendorf, Rugenbergen. Auch Fischer weiß, wie schnell es in der Oberliga gehen kann: „Meiendorf ist das beste Beispiel. Die haben erst sechs Spiele in Folge gewonnen, nach der Niederlage gegen uns aber fünf Spiele gar nicht mehr. Genauso könnte es uns passieren, dass wir von den sieben Spielen fünf verlieren. Dann sind die sechs Punkte Abstand auf Platz Drei ganz schnell wieder weg.“

„Testspiele sind Quatsch, wir brauchen Druck“

Um das zu verhindern, haben aber auch die Verantwortlichen des VfL im Winter nicht geschlafen. Mit den Neuzugängen Marvin Baese, Philipp Werning (beide FC Elmshorn), Nils Reuter (TuS Appen) und Zakaria Chergui (TBS Pinneberg) sieht Fischer sein Team gut verstärkt: „Sie machen uns in der Breite und in der Spitze stärker.“ Während Reuter nach einer vor kurzem auskurierten Blinddarmentzündung für das Spiel gegen Dassendorf noch nicht infrage kommt, stehen die drei anderen mindestens im Kader: „Werning und Baese können sich berechtigte Hoffnungen auf ein Debüt machen, vielleicht sogar in der Startelf. Auch Chergui könnte beginnen, weil Norman Baese zuletzt angeschlagen war. Das wird sich aber frühestens Freitagabend entscheiden.“ Von den zuletzt enttäuschenden Testspielergebnissen lässt er sich derweil keine Sekunde beunruhigen. „Freundschaftsspiele sind Quatsch, die tangieren meine Jungs nur peripher, wie man so sagt. Jetzt merkt man aber schon im Training, dass die Anspannung steigt. Wir brauchen den Druck.“

Wenn es dann am frühen Samstagnachmittag zum Duell mit dem Meister kommt, hofft Fischer trotz des HSV-Gastspiels beim FC Bayern um 15:30 auf zahlreiche Zuschauer. „Für unser Spiel spricht, dass es eine Begegnung auf Augenhöhe ist, während der Nord-Süd-Schlager eine tendenziell eher einseitige Angelegenheit ist. Außerdem spielen wir um 14 Uhr, zum Hamburger Debakel kann man dann ja mit etwas Verspätung einschalten.“