Oberliga Hamburg
9. Spieltag


Düneberger SV

1

:

2


Concordia Hamburg

Anpfiff

Sa - 16.09. 13:00 Uhr

Spielstätte

Silberberg

Zuschauer

100

Schiedsrichter

Florian Schwarze (MSV Hamburg)

Oberliga

„Russisch Roulette“ ohne Höchststrafe: Cordi „gambled“ sich zum ersten „Dreier“

Arbes Tahirsylaj bejubelt seinen Treffer zum 2:0, vergab aber in der zweiten Halbzeit mehrfach die Vorentscheidung. Foto: Heiden

„Wir kriegen unsere vorhandene PS bisher noch nicht auf die Straße“, haderte Maik Tarnaske, Sportlicher Leiter von Concordia Hamburg, mit dem Saisonstart. Acht Spiele – und noch immer kein Sieg für den einstigen Regionalliga-Anwärter. Beim Düneberger SV sollte die Trendwende eingeleitet werden. Und um es vorwegzunehmen: Cordi hat den ersten „Dreier“ eingefahren (alle Highlights im LIVE-Ticker). Die Stimmungslage nach dem Abpfiff glich aber eher der einer Niederlage. Auch Chefcoach Thomas Runge gab auf Nachfrage, ob sich der Sieg denn wie ein Sieg anfühle, umwunden zu: „Nein!“

Ganz überlegt schießt Muhamed Ajruli (li.) nach einer nur unzureichend geklärten Ecke zur Führung für Cordi ein. Foto: Heiden

Als noch zehn Minuten auf der Uhr waren, brachte Runge seinen Unmut zum wiederholten Male lautstark zum Ausdruck: „Das ist doch zum Heulen!“, schimpfte der Cordi-Coach über das äußerst leichtsinnige Verspielen von Konterchance um Konterchance. „Wir sind in vielen Aktionen nicht präzise und druckvoll genug, ein bisschen zu leichtfertig und riskant. Manchmal ‚gamblen‘ (spielen, Anm. d. Red.) wir zu viel. Das ist wie Russisch Roulette und überheblich. Das können wir uns in der jetzigen Situation nicht erlauben.“

Eine Unachtsamkeit und ein Konter – der DSV wurde im ersten Durchgang von den Gästen eiskalt erwischt. Gänzlich unbedrängt konnte und durfte Jeffrey Agyemang eine kurz ausgeführte Ecke von Arbes Tahirsylaj am rechten Strafraumeck aufnehmen und flach ins Gewühl jagen. Die Klärungstat der Hausherren war nur unzureichend, so dass Muhamed Ajruli ganz überlegt aus 16 Metern mit der Innenseite ins lange Eck einschießen konnte – 0:1 (21.). Eine Führung, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits angebahnt hatte – und einige Zeit später verdoppelt wurde. Agyemang zog nach einem Steckpass von Tahirsylaj auf halblinks auf und davon. Zwar konnte Mark Ellenschläger den Einschlag zunächst noch verhindern, war gegen den nachsetzenden Tahirsylaj aber machtlos – 0:2 (33.)!

Cordi-Wucher und Ampelkarte bringen DSV zurück

Cordis "Flügelflitzer" Jeffrey Agyemang (re.) zieht gegen Düneberg-Kapitän Tom Muhlack auf und davon. Foto: Heiden

„Es ist einfach unerklärlich, warum wir die erste Halbzeit komplett verpennt haben“, ärgerte sich Düneberg-Trainer André Wengorra. „Wir haben uns nur auf die Defensive konzentriert, obwohl wir uns eigentlich vorgenommen haben, Offensiv-Fußball zu spielen. Bei beiden Gegentoren haben wir kategorisch geschlafen! Es fehlte die Zuordnung, gab Schuldzuweisungen und kein positives Coachen untereinander, sondern man hatte mehr die Angst, Fehler zu machen“, befand Wengorra, der in der Pause die Marschroute vorgab: „Wir müssen es genau entgegengesetzt machen. Und siehe da: Es funktioniert.“

Aber auch nur, weil Cordi riesige Kontermöglichkeiten regelrecht verschenkte. Ajruli (59.), Agyemang (63.) und insbesondere Tahirsylaj (66., 71., 83.) ließen das vorentscheidende dritte Tor liegen. Und so wurde es am Ende nochmal spannend, weil Nikola Prom nach einem völlig unnötigen Foulspiel die Ampelkarte sah (81.) und die bis dato nahezu völlig harmlosen Geesthachter in der Schlussminute zum Anschluss kamen. Tarik Cosgun führte einen zweifelhaften Eckstoß flach in den Rücken der Abwehr aus. Kein Concorde hatte Yoshinori Nomura auf dem Zettel. Dessen 16-Meter-Schuss wurde noch entscheidend abgefälscht und schlug unter der Latte ein (90.)!

Düneberger Aufbäumen zu spät

Dünebergs Top-Torjäger und offensiver Wirbelwind Tarik Cosgun (li.) wird von Cordi-Rechtsverteidiger Dennis Baffour bearbeitet. Foto: Heiden

Plötzlich drohte die Partie zu kippen. Und auf einmal war Düneberg wach. Der eingewechselte Valentin Zalli, der deutlich für Belebung sorgte, zwang Jan Hoffelner aus 22 Metern zu einer Glanzparade, ehe Marvin Möller an einer Nomura-Hereingabe knapp vorbei rutschte (90. +2). Aber warum erst in den letzten fünf Minuten so ein Aufbäumen? „Ich würde nicht sagen, dass das erst in den letzten fünf, sondern schon in den letzten 30 Minuten der Fall war. Wir haben einfach ein Stück weit gebraucht, um das Spiel ‚step by step‘ immer weiter nach vorne zu verlagern – und haben es verpasst, frühzeitig den Anschlusstreffer zu erzielen“, so Wengorra.

Die Chancen dazu waren allerdings kaum bis gar nicht vorhanden. Dennoch befand der DSV-Übungsleiter: „Ich habe zu ‚Schoko‘ (Co-Trainer Erdinc Özer, Anm. d. Red.) gesagt, dass in der 70. oder 75. Minute der Anschlusstreffer hätten fallen müssen. Dann geht das Spiel noch unentschieden oder sogar mit einem Sieg für uns aus. So haben wir das Spiel definitiv in der ersten Halbzeit verloren.“

"Müssen drei, vier oder sogar fünf Tore mehr machen"

Der Düneberger Anschlusstreffer in der Schlussminute durch einen abgefälschten Schuss von Yoshinori Nomura (Mi.) kam im Endeffekt einfach zu spät. Foto: Heiden

Und das alles in allem auch zurecht. „Wir machen das in der ersten Halbzeit gut, lassen aber auch ganz viele Chancen liegen oder der letzte Pass kommt nicht. Aus meiner Sicht müssen wir drei, vier oder sogar fünf Tore mehr machen“, konstatierte Runge. „Düneberg hat sich gewehrt – und hintenraus wird es natürlich nochmal spannend. Auch aufgrund der Gelb-Roten Karte und natürlich, weil wir die Tür offen gelassen haben. Aber das Gute ist: Die Jungs haben gekämpft, sich reingehauen – und jetzt haben wir mal diese drei Punkte.“ Ausgelassen gefeiert wurde aber nicht. „So richtig freuen tut sich keiner, weil die Jungs auch mit ihrem eigenen Anspruch nicht zufrieden sind. Manchmal stehen wir uns selbst im Weg. Aber wichtig sind die drei Punkte. Und auch, wenn wir am Ende nochmal unter Druck geraten sind, ist das völlig verdient.“