Oberliga Hamburg
30. Spieltag


TSV Sasel

1

:

1


Niendorfer TSV

Anpfiff

So - 05.03. 15:00 Uhr

Spielstätte

Parkweg

Zuschauer

170

Schiedsrichter

Björn Lassen (Barsbütteler SV)

Oberliga

Sasel mit „zu wenig Qualität“, Zankl sieht Rot: Niendorf nach der Pause „sexy“ - aber ohne finalen Punch!

Semir Demirovic (re.) und seine Saseler mussten sich im Titelkampf der Oberliga mit einem Punkt gegen Niendorf begnügen. Foto: Kormanjos

Als der Abpfiff ertönte, herrschte zunächst eine ungemeine Stille, ehe Jean-Lucas Gerken seinem Ärger mit drei kräftigen Schlägen auf den Kunstrasen so richtig Luft machte. Der Frust saß tief beim TSV Sasel - und inbesondere beim Mittelfeld-Motor der „Parkwegler“. Denn: „Jonny“ brachte sein Team nach einer kurz ausgeführten Ecke, einer Hereingabe von Semir Demirovic und einer Klärungsaktion von Fynn Huneke mit einem satten Abschluss in Front (29.). Aber auch am Ausgleichstreffer der Niendorfer war Gerken beteiligt - und das gänzlich ungewollt (alle Highlights im LIVE-Ticker)…

Niendorf-Angreifer Ante-Akira Kutschke behauptet den Ball unter Bedrängnis. Foto: Kormanjos

„Es geht schon bei der Entstehung los“, haderte Danny Zankl - und erklärte: „Das sind fünf, sechs Fehler, die sich aneinander reihen. Das kann man viel ruhiger und klarer lösen. Aber dazu muss man auch im Spiel drin sein.“ War der Tabellenführer über weite Strecken allerdings mal so gar nicht. Und so führte eine Verkettung unglücklicher Umstände zu zwei (verdienten) Punktverlusten. Zunächst landete eine gedachte Kopfball-Rückgabe von Tolga Celikten bei Gegenspieler Leandro Casale. Als sich dieser gegen zwei Widersacher festgelaufen hatte, spielte Gerken einen unbedrängten und völlig harmlosen Rückpass zu seinem Keeper Anton Lattke. Im Kopf wohl schon einen Schritt weiter, ließ er das Spielgerät bei der missglückten Annahme in die eigenen Maschen huschen (63.)!

"In der zweiten Halbzeit hat nur eine Mannschaft gespielt - das war Niendorf"

Es passte so ein bisschen zum Saseler Slapstick-Nachmittag. Am Ende war man mit dem einen Zähler sogar noch gut bedient. NTSV-Coach Ali Farhadi brachte im Mannschaftskreis seine Zufriedenheit über die vor allem in der zweiten Halbzeit starke Leistung seiner Schützlinge deutlich zum Ausdruck: „Wir sind sexy! Wir müssen das 3:1 oder sogar 4:1 gewinnen!“ Die Möglichkeiten - zumeist nach regelrechten Geschenken der zum Teil abwesend wirkenden Hausherren - waren da. Zu verschwenderisch ging man damit jedoch um. Nichtsdestotrotz: „Ich muss meiner Mannschaft ein riesen Kompliment machen. In der zweiten Halbzeit hat hier nur eine Mannschaft gespielt - das war Niendorf! Und das auch noch richtig gut. Ich glaube, das kam bei Sasel wahrscheinlich auch nicht so gut an, dass wir die auf einmal in ihrer Komfortzone ein bisschen geärgert haben.“

Farhadi will "Kirche im Dorf lassen" und verteilt Sonderlob

Leon Meyer (Mi.) spürt den Atem der Saseler Defensive, leitet den Ball aber per Kopf weiter. Am Ende ärgerte er mit seinen Niendorfern den Primus gewaltig. Foto: Kormanjos

Unterm Strich sei es „ein bisschen schade und ärgerlich“, so Farhadi weiter, dass man sich nicht mit einem Sieg belohnt habe. „Aber gegen den Tabellenführer einen Punkt zu holen, das ist schon gut. Da muss man auch mal die Kirche im Dorf lassen.“ Denn: „Man muss ja auch sagen, dass Nico Zankl kurz nach der Halbzeit freistehend das zweite Tor hätte machen können. Das wäre dann in unserer Euphoriephase vielleicht schon der Genickbruch gewesen“, mutmaßte der NTSV-Coach - und sprach auf die 50. Spielminute an. Dennoch: „Das hat richtig Spaß gemacht!“ Zumindest aus Sicht der „Sachsenwegler“, die „am Anfang noch nicht so mutig aufgetreten sind, wie du das gegen solche Mannschaften eigentlich machen musst. Und Sasel geht gleich mit der ersten Chance in Führung“, konstatierte Farhadi. Aber: „Wir haben Qualität und sind auch nicht so weit weg von denen da oben. Das ist Fakt.“

Dabei musste er vor allem im Defensivverbund nach den Ausfällen von Tim Krüger, Jesse Osei und Falk Gross kräftig umbauen. Daniel Brückner feierte hingegen nach längerer Verletzungspause sein Comeback. Einer, der dafür in die Startelf rückte: Clifford Aniteye, der mit einem herrlichen Fallrückzieher das vermeintliche 2:1 für Niendorf erzielte, aber im Abseits stand. „Clifford hat lange nicht gespielt und das heute richtig gut gemacht. Darüber bin ich sehr froh, dass der Junge so professionell ist, dass er in den Wochen, in denen er nicht gespielt hat, nicht in eine Depression verfallen ist“, lobte Farhadi den Innenverteidiger. Und auch seinen flinken Stürmer „Leo“ Casale, der zwar ein ums andere Mal etwas zu ungestüm zu Werke ging, aber immer ein Unruheherd war. „Es war das zweite Spiel in Folge, wo er einigermaßen performt hat. Das hatten wir lange nicht mehr bei ihm. Normalerweise wäre heute der Tag gewesen, wo er eine 6- ist. Ich freue mich über seine Entwicklung.“

Sasel "nicht am Limit" und "zu schlampig"

Den Vorwärtsgang fand Sasel zu selten - vor allem in den zweiten 45 Minuten. Foto: Kormanjos

Wenngleich Farhadi auch forderte: „Er muss zusehen, dass er die Sachen anders verwertet.“ Damit meinte der Übungsleiter zwei Szenen, in denen die Gäste einen Elfmeter haben wollten. „Das war ein bisschen zu dünn. Ich bin ja Niendorfer durch und durch. Aber wenn ich Schiedsrichter gewesen wäre, hätte ich die Dinger auch nicht gepfiffen. Das war zu wenig für einen Strafstoß.“

Zu wenig war auch das, was der TSV Sasel aufs Parkett brachte. Das sah auch Zankl so: „In einer vernünftigen Form und Verfassung hätten wir heute mehr holen können, haben den Gegner aber immer stärker gemacht, weil wir heute ein paar Spieler auf dem Feld hatten, die nicht die Qualität erreicht haben, die man sich wünscht. Und dann wird es schwer in der Oberliga. Der Gegner hat auch peu à peu gemerkt: Sasel spielt heute nicht am Limit. Vielleicht sind die verwundbar“, kritisierte er seine Mannen - und führte aus: „Hinzu kommt, dass wir eine sehr schlampige Rest-Verteidigung gespielt haben. Da hatten wir wenig Zugriff. Und wenn wir mal Zweikämpfe geführt haben, haben wir die schlecht und schlampig geführt und viele Eins-gegen-Eins-Duelle verloren.“

"Da kann sich kein Spieler rausnehmen"

Ein paar mehr Spieler mit Qualität hätten seinem Team an diesem Tag gutgetan, so Zankl, der damit das frühe verletzungsbedingte Ausscheiden von Deran Toksöz oder auch die fehlenden Marc-Oliver Timm und Andranik Ghubasaryan in zentraler Position meinte. „Da kann sich heute auch kein Spieler rausnehmen. Es gab Jungs, die sehr bemüht waren, alles reingeworfen, alles gegeben und auch versucht haben, am Limit zu spielen. Aber keiner hat diese Qualität erreicht.“ Bereits in der ersten Halbzeit habe man ein paar Sachen mit Ball nicht gut gemacht. „Das haben wir alles in der Halbzeit angesprochen. Aber einige haben auch in der zweiten Halbzeit den Gang nicht gefunden. Niendorf hat dadurch immer mehr Blut geleckt.“

Zankl sieht Rot - Sasel bleibt Farhadis Meister-Tipp

20 Minuten vor dem Ende kam Daniel Brückner (Mi.) nach längerer Verletzungspause zu einem etwas verfrühten Comeback . Foto: Kormanjos

Abgerundet wurde der verpatzte Saseler Fußballtag 60 Sekunden vor Ultimo, als Trainer Zankl die Rote Karte sah und damit gegen den HSV III gesperrt ist. „Natürlich ärgere ich mich darüber. Ich will ja in der Coachingzone sein. Aber im Endeffekt ist der Ball zu mir gekommen und ich habe ihn mit dem Fuß dort hingetickt, wo der Einwurf war. Ich muss es akzeptieren. Aber ich glaube, ich habe mich da nicht grob unsportlich oder schlecht verhalten. Deswegen finde ich das ein bisschen hart.“ Farhadi sprang seinem Gegenüber zur Seite: „Ich weiß nicht, wofür er da Rot bekommen hat. Ja, er hat den Ball weggepiekt - aber mein Gott“, empfand er die Entscheidung auch als zu hart.

Und obwohl die Mannen vom Parkweg etwas Federn im Titelkampf lassen mussten, hat der Niendorf-Dompteur eine klare Meinung zu diesem Thema: „Wir haben letztes Jahr zweimal den Meister geschlagen. Dieses Jahr gehe ich davon aus, dass wir gegen den Meister zumindest nicht verloren haben.“ Das Hinspiel hat man gegen Sasel gewonnen, nun ein Remis erkämpft. Also: Macht der TSV das Rennen? „Die Truppe ist echt gut und spielerisch top. Ich glaube, es wird zwar eng, aber nicht gefährlich“, sieht er den aktuellen Spitzenreiter auch am Ende ganz oben stehen.