Regionalliga Nord
10. Spieltag


FC St. Pauli (U23)

2

:

1


VfB Lübeck

Anpfiff

So - 01.10. 14:00 Uhr

Spielstätte

Edmund-Plambeck-Stadion

Zuschauer

350

Schiedsrichter

Schönheit (Lüneburg)

Schneider spekuliert goldrichtig - „Ein Sieg für den Trainer!“

Die Situation, die zum Strafstoß führte: Andreas Gomig (Mi.) bringt Jan-Marc Schneider zu Fall. Foto: KBS-Picture

„Ich habe gesehen, dass die Innenverteidiger nicht anspielbereit waren und der Pass eigentlich nur nach vorne oder zum Torwart zurück gespielt werden kann“, verriet Jan-Marc Schneider, der in besagter Situation auf den Rückpass spekulierte und „im Nachhinein genau die richtige Entscheidung“ traf. Gerade hatte der Unparteiische drei Finger in die Höhe gestreckt, um die Nachspielzeit zu signalisieren, da sorgte der Angreifer des Kiez-Nachwuchses für das sankt paulianische Happyend! „Wir hatten die Mehrzahl an Torchancen und auch die besseren. Von daher war es ein verdienter Sieg“, bilanzierte der Matchwinner.

Doch zurück zu jener Situation, die für kollektiven Jubel bei der U23 des FC St. Pauli sorgte: Lübecks Gary Noel spielte einen haarsträubenden und deutlich zu kurz geratenen Rückpass, den Jan-Marc Schneider erlief, rechts am herauseilenden Bejamin Gommert vorbei legte und dann aus ganz spitzem Winkel ins Glück schob (90.)! Während die Hausherren den späten, aber hochverdienten Siegtreffer feierten, war „Unglücksrabe“ Noel beim Verlassen des Platzes untröstlich. Erst Himmelhoch jauchzend, dann zu Tode betrübt. Denn in der 54. Spielminute schien der Nachmittag für Noel einen ganz anderen Verlauf zu nehmen. Mit dem allerersten vernünftig vorgetragenen und gekonnt zu Ende gebrachten Angriff brachte der 27-Jährige seinen VfB nämlich in Front, als St. Paulis Florian Carstens im Aufbau den Ball verlor und Gökay Isitan links im Strafraum Noel in Szene setzte. Dieser vollendete mit einem sehenswerten Schlenzer ins lange Eck zur Lübecker Führung! Endlich konnte das bis hierhin trostlose Spiel an Fährt aufnehmen. 45 Minuten zum Vergessen – und eine zweite Spielhälfte, die für vieles entschädigte.

"Er trifft mich ganz klar mit dem Knie in der Hüfte"

Er spekuliert goldrichtig: Schneider (re.) erahnt den zu kürzen Rückpass, zieht an Keeper Gommert vorbei und trifft zum Sieg. Foto: KBS-Picture

Den Lübecker Anhängern wird es jedoch ein wenig anders ergangen sein. Denn: Je weiter die Uhr gen Ende tickte, desto mehr stellte man sich die Frage: Welche Mannschaft ist eigentlich diejenige, die sich mit Aufstiegsgedanken und Meisterschaftsambitionen auseinandersetzt(e)? „Wir haben versucht, über den Kampf und die Zweikampfpräsenz die notwendige Sicherheit zurückzugewinnen“, machte auch VfB-Coach Rolf Landerl nach zwei Niederlagen am Stück eine Unsicherheit bei seinem Team aus. „Der Mannschaft fehlt die Leichtigkeit.“ Auch die Führung gab den Mannen von der Lohmühle keinerlei Sicherheit. Stattdessen sah sich Schneider der numerischen Übermacht von Moritz Marheineke, Andreas Gomig und Daniel Halke gegenüber. Das Trio stellte sich allerdings derart ungeschickt an, dass der Kiez-Torjäger, der auch schon einige Kurzeinsätze bei den Profis vorweisen kann, von Gomig zu Boden befördert wurde. Elfmeter! Noch bevor sich der spätere Sieggarant zur Szene selbst äußerte, deutete er auf seine lädierte Hüfte. „Er trifft mich ganz klar mit dem Knie in der Hüfte“, so Schneider. „Ich spüre den Schlag – das war ein klarer Elfmeter.“ Joel Keller schnappte sich das Spielgerät und verwandelte ganz cool und sicher zum 1:1 (68.)! Es war gleichzeitig der Beginn eines regelrechten Powerplays der Elf von Chefcoach Joachim Philipkowski. Womit wir auch schon bei der nächsten Geschichte dieses Spiels wären.

Philipkowski fehlt verletzt - Zandi springt ein

„Dieser Sieg ist auf jeden Fall für den Trainer“, sagte Schneider hinterher. Worauf er damit ansprach? Philipkowski verletzte sich am vorigen Abend an der Wade, als er für die Altliga des FC St. Pauli auflief – und das ausgerechnet in Lübeck. „Wir haben es kurz vor dem Spiel erfahren, wünschen ihm natürlich gute Besserung und hoffen, dass er schnell wiederkommt“, so Schneider. Für „Piepel“ übernahm dessen Assistent Ferydoon Zandi das Ruder. „Da ich selbst mitgespielt habe, war gestern Abend schon abzusehen, dass es so kommen könnte“, erklärte Zandi, wann er selbst davon erfuhr, am heutigen Tag als „Chef“ auf der Bank Platz zu nehmen. „Der ganze Plan war ja schon unter der Woche mit ‚Piepel‘ ausgearbeitet und abgesprochen. Ich habe da nichts Großartiges geleistet“, gab sich der Ex-Profi ganz bescheiden. Jedenfalls sah auch er, wie seine „Kiezkickerchen“ nach dem Ausgleichstreffer auf das zweite Tor aus waren. Der erst wenige Sekunden auf dem Grün befindliche Irwin Pfeiffer jagte den Ball aus halbrechter Position an den linken Innenpfosten (78.), ehe er kurz darauf nach einer tollen Kombination zwischen Marcell Sobotta und Ersin Zehir am zweiten Pfosten ins Straucheln geriet (80.). Als ein Abschlag von Marvin Zimmermann – vertrat den im Kader der Profis stehenden Svend Brodersen und hatte kaum etwas zu tun – bei Schneider landete und dieser clever in den Rücken der Abwehr passte, wo Sobotta die Kugel aus elf Metern ungehindert aus dem Stadion donnerte (86.), schien der Dreier in immer weitere Ferne zu geraten. Doch dann kam Jan-Marc Schneider…

"Wir haben sie müde gelaufen"

Danach muss die Freude raus. Foto: KBS-Picture

„Wir haben von der ersten Minute an die richtige Einstellung für das Spiel gehabt. Wir wussten, dass Lübeck aggressiv nach vorne verteidigen wird und dass sie gute Einzelspieler haben. Aber wir haben super dagegengehalten und hatten selbst gute Aktionen nach vorne“, konstatierte der „Blondschopf“ und fügte an: „Wir haben sie gut bearbeitet. Und vielleicht haben sie es nicht erwartet, dass wir genauso kämpferisch und zweikampfstark dagegenhalten. Am Ende haben wir sie müde gelaufen.“ Der VfB Lübeck konnte derweil erneut nicht überzeugen. Coach Landerl bemühte im Anschluss an die Partie die Schublade der Floskeln. „Weiter arbeiten, dran bleiben, Köpfe hoch nehmen. Das sind zwar alles die typischen Floskeln, aber was anderes fällt mir zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht ein.“ Klingt schon ein wenig nach Resignation. „Unsere ambitionierten Ziele sind in weite Ferne gerückt zum jetzigen Zeitpunkt. Jetzt heißt es, erstmal wieder positive Ergebnisse zu erzielen und dann zu schauen, wohin wir noch steuern können. Aber die letzten drei Spiele waren sehr enttäuschend. Eine Niederlagenserie, mit der wir absolut nicht gerechnet haben“, gestand der Österreicher. Eine ganz andere Gemütslage herrschte bei Ferydoon Zandi vor: „Was unsere Mannschaft da heute abgeliefert und wie sie dagegengehalten hat, das war schon beeindruckend. Wir haben fast keine Torchance zugelassen – bis auf das Gegentor, was wir durch einen Fehlpass in unserem eigenen Konterspiel selbst einleiten. Vielleicht ging da nochmal ein kleiner Ruck durch die Mannschaft, die sich gesagt hat: So ein gutes Spiel können wir nicht verlieren. In der letzten Viertelstunde hatte ich schon das Gefühl, dass wir nochmal mehr Energie hatten. Da hab ich mir draußen schon gedacht, dass es eigentlich nicht Unentschieden ausgehen kann“, offenbarte er auch noch hellseherische Fähigkeiten.