Landesliga Hansa

Vom Chefcoach zum Sportlichen Leiter bei der HT 16: Markus Puder gibt sein „Baby“ in neue Hände

Der 3:0-Sieg gegen Lohbrügge war das letzte Spiel von Markus Puder als Cheftrainer der HT 16. Allerdings bleibt er dem Verein erhalten. Foto: Nicky Bude

Die Bilanz liest sich ziemlich eindrucksvoll: Von 49 Spielen als Liga-Trainer bei der Hamburger Turnerschaft von 1816 hat er 36 Partien gewonnen, fünf Unentschieden eingefahren und lediglich achtmal den Kürzeren gezogen. Im Schnitt gab es pro Begegnung fast vier Tore von seiner Mannschaft zu bestaunen (180:78). Aber nicht nur das. Seit seinem Amtsantritt im Sommer 2020 hat er den ältesten durchgängig existierenden allgemeinen Sportverein der Welt - nach der Corona-bedingten Abbruch-Saison 2020/21 - zum Aufstieg in die Landesliga geführt. Und zwar mit einer makellosen, perfekten sowie außergewöhnlichen Ausbeute von 20 Siegen in 20 Spielen!

Markus Puder wird beim Hansa-Landesligisten die Aufgabe als Sportlicher Leiter einnehmen. Foto: Nicky Bude

Auch in der Landesliga hat Markus Puder mit seiner HT 16 unter Beweis gestellt, dass man sich inzwischen zu einer ernstzunehmenden, unbequemen, angesehenen und überaus respektierten Adresse gemausert hat. Umso überraschender kommt die Nachricht daher, dass Puder seinen Trainerstuhl an der Legienstraße per sofort räumen wird!

Dank der Tore von Gökhan Iscan, Özgür Bulut und Emrah Ates gewann die HT 16 den Rückrunden-Auftakt gegen den Oberliga-Absteiger VfL Lohbrügge souverän mit 3:0. Für Chefcoach Puder „war es eigentlich ein Spiel, wie jedes andere“. Aber auch nur eigentlich. Denn: Der 41-Jährige nahm zum (vorerst) letzten Mal auf einem Trainerstuhl Platz. Eine Entscheidung, die beim „Erfolgsmacher“ der Hamburger Turnerschaft schon im Vorfeld feststand. Und dennoch sei es für ihn kein spezielles Spiel gewesen. Der Grund: „Ich wusste ja, dass ich auch danach nicht weg sein werde. Ich gehöre weiterhin zum Team“, verriet er - und gestand uns gegenüber: „Ich war auch ein Stück weit erleichtert, mit dem einen Kapitel jetzt abschließen zu können.“

"Sehe das mit einem weinenden, aber auch mit einem lachenden Auge"

Puders Bilanz mit der HT 16 in der vergangenen Aufstiegssaison: 20 Spiele, 20 Siege! Foto: Nicky Bude

Ein überaus erfolgreiches Kapitel. Aber: Wie Puder bereits ankündigte, wird er dem Verein in anderer Funktion die Treue halten. „Markus hat für sich die Entscheidung getroffen, kein Trainer mehr sein zu wollen. Ich glaube, die letzten 20 Jahre auf diesem Gebiet haben viel Kraft gekostet“, so Fußball-Abteilungsleiter Ahmet Sahin, der gleichzeitig verkündet: „Markus wird uns als Sportlicher Leiter erhalten bleiben und die Mannschaft von außen formen, der Mann hinter dem Trainer sein und junge Spieler scouten. Diesem Wunsch haben wir schweren Herzens entsprochen, weil wir natürlich froh und glücklich sind, dass er uns im Verein erhalten bleibt“, sieht er den freiwilligen Abschied von Puder „mit einem weinenden, aber auch mit einem lachenden Auge“. 


Denn: „Natürlich ist es schade, dass er nicht als Trainer weitermacht. Aber ich kann seine Beweggründe verstehen und freue mich, dass er uns weiterhin in seiner neuen Aufgabe unterstützen wird. Ich vertraue ihm auch auf der Position zu 100 Prozent und bin mir sicher, dass er in dem Bereich genauso viel Erfolg haben wird. Man hat seine Handschrift als Trainer gesehen - und wird sie auch in der Funktion des Sportlichen Leiters sehen“, ist sich Sahin sicher.

"Habe nach dem Aufstieg gemerkt, dass Zeit für eine Veränderung ist"

Markus Puder (re.) wird von seinem Torschützen Özgür Bulut am Wochenende beim 3:0-Sieg gegen Lohbrügge geherzt. Foto: Nicky Bude

Während Markus Puder nun an die Seite seines Bruders Thorsten (Teammanager) rückt, wird Sahin interimsmäßig das Traineramt bekleiden. So lange, bis ein Nachfolger gefunden wurde. „Wir befinden uns bereits in sehr konkreten Gesprächen“, hofft Sahin, dass Markus Puder schon bald einen Nachfolger für sich selbst finden wird. Eine Konstellation, die irgendwie paradox klingt - und dann doch ganz viel Sinn ergibt, wenn man sich mit Puder unterhält. Er habe bereits unmittelbar nach seiner Ankündigung, als Chefcoach aufzuhören, die Verwunderung aus vielen Ecken wahrgenommen. Aber der Entschluss sei schon länger in ihm gereift. „Nachdem ich mit HT 16 in die Landesliga aufgestiegen bin, habe ich für mich schon gemerkt, dass es vielleicht an der Zeit für eine Veränderung ist. Ich mache das ja schon ein bisschen länger“, blickt er auf seine Engagements in der Jugend beim SC V/W Billstedt und beim MSV Hamburg zurück.

"Habe mich davon nicht mehr abbringen lassen"

Bereits nach dem Erklimmen des Bezirksliga-Throns habe er „mit der Aufgabe im Management geliebäugelt“. Aber: Sahin und sein Bruder wollten ihn nicht als Trainer ziehen lassen. Doch der Gedanke, der sich im Kopf festgesetzt hat, ließ Markus Puder nicht mehr los. „Ich habe einfach mehr und mehr gemerkt, dass wir das im Verein auch brauchen. Hinzu kam, dass das genau mein Ding ist“, ließ er sich davon auch „nicht mehr abbringen“. Das Feuer als Trainer war zwar nicht gänzlich erloschen, aber „ich wollte mal etwas anderes machen“, so Puder, der allerdings auch klarstellt: „Ob das für immer so sein wird, das weiß man nicht. Erstmal schließe ich damit ab. Aber es kann und wird bestimmt auch so sein, dass ich irgendwann mal wieder auf der Bank sitzen werde. Jetzt konzentriere ich mich aber erstmal auf die neue Aufgabe und habe da auch voll Bock drauf!“

"Das ganze Paket muss einfach stimmen"

Nach fast 20 Jahren als Trainer will Markus Puder (li.) einer neuen Aufgabe nachgehen - als Sportlicher Leiter bei HT 16. Foto: Nicky Bude

Obwohl es Anfragen von anderen Vereinen gab, stand für ihn fest, seiner HT 16 erhalten zu bleiben. „Ich bin sehr loyal und für mich kam etwas anderes nicht in Frage.“ Apropos andere Vereine: Wenn er auf seine Highlights als Cheftrainer zurückblickt, kommt Puder „am Sieg mit dem MSV Hamburg gegen Dassendorf im Pokal“ nicht vorbei. Aber auch mit der HT 16 erwies er sich als Pokalschreck: „Der Sieg gegen Concordia oder das Spiel gegen Teutonia - das waren schöne Momente.“ Gekrönt natürlich vom Aufstieg mit dem Club im vergangenen Sommer.

Nun übergibt er sein „Baby“ in andere Hände und begibt sich selbst auf die Suche nach einem neuen Übungsleiter. „Das ganze Paket muss einfach stimmen“, spricht Puder darauf an, dass der neue Mann auf der Kommandobrücke mit den aktuellen Co-Trainern ein eingespieltes Team abgeben und bilden muss. Abschließend betont er: „Wenn ich was mache, dann stecke ich auch wirklich 100 Prozent rein und versuche immer, das Bestmögliche für das Team rauszuholen!“