Oberliga Hamburg
15. Spieltag


HEBC

1

:

1


Altona 93

Anpfiff

So - 29.10. 10:45 Uhr

Spielstätte

Reinmüller

Zuschauer

787

Schiedsrichter

Marco Kulawiak (SC Teutonia 10)

Oberliga

„Wir holen den Punkt für ‚Erci‘, hätten aber auch gerne drei geholt“

Die Botschaft ist klar: Tjorven Köhler (2. v. li.) reckt nach seinem Torerfolg das Trikot mit der Rückennummer "5" für den verletzten Erciyes Palo in die Höhe. Foto: noveski.com

Es hätte eine rabenschwarze Woche für den Altonaer Fussball-Club werden können. Erst das Pokal-Aus beim klassentieferen SSV Rantzau (5:6 n. E.). Dann die Bestätigung des Sportgerichtsurteils und die Umwertung des 3:0-Sieges beim FC Türkiye in eine 0:3-Niederlage. „Das sind für mich zwei völlig unterschiedliche Ebenen“, beschwichtigte Chefcoach Andreas Bergmann vor dem Oberliga-Verfolgerduell beim HEBC (alle Highlights im LIVE-Ticker). Und seine Mannen zeigten über weite Strecken die richtige sportliche Reaktion. „60, 65 Minuten lang fand ich uns richtig gut – trotz aller Problematik, die wir gerade haben. Es ist nicht einfach gegen eine Mannschaft, die im Flow ist und sich untereinander emotional stark macht. Besonders die erste Halbzeit war sehr ordentlich.“ Aber: „Dann ist so ein bisschen Unruhe reingekommen.“ Unruhe, die den Gästen von der „AJK“ mehr als nur einen Zähler kosteten…

Lange Zeit schien der Wurm drin. „Was ist denn heute los?“, rätselte HEBC-Trainer Özden Kocadal nach einer guten halben Stunde an der Seitenlinie. Wenig später fragte er sich: „Warum sind wir so unsauber?“ Die Antworten auf die Fragen über die Gründe, blieben ungeklärt – doch Kocadal führte aus: „Besonders in der ersten Halbzeit haben wir das, was uns immer stark und auch ein Stück weit ausmacht, was wahrscheinlich auch viele Trainer in der Kabine über uns erzählen, nicht abgerufen. Altona hat mehr Biss gezeigt und mehr Zweikämpfe gewonnen. Auch dieser doofe Fehler, der zum Gegentor führt, hat sich abgezeichnet. Da hatten wir uns ein bisschen was überlegt. Aber die Jungs haben das gar nicht so umgesetzt, wie wir es wollten. Das nehme ich auf meine Kappe, weil wir auch gar keine Chance haben, das zu trainieren“, sprach er auf „eine Abstoßvariante“ an. „Das ist in die Hose gegangen. Den Fehlpass muss man trotzdem nicht spielen.“

"Ich bin unglücklich darüber, dass wir so unsauber waren"

Die Führung für den AFC: Rasmus Tobinski (li.) bestraft einen kapitalen Aussetzer von Allan Muto (re., leicht verdeckt) zum 1:0. Foto: noveski.com

Ein Fehlpass mit Ansage. Denn keine 180 Sekunden vor dem verhängnisvollen Fauxpas vertändelte Allan Muto das Spielgerät bereits am eigenen Sechzehner, ehe er dem Gegner die Kugel nur wenige Augenblicke darauf per Querpass auf dem Silbertablett servierte. Über Veli Sulejmani, Minou Tsimba-Eggers und Pascal El-Nemr kam der Ball zu Rasmus Tobinski, der cool vollstreckte – 0:1 (24.)! Für Muto war die Partie nach 35 Minuten bereits gelaufen. Der „Flügelflitzer“ wurde „erlöst“. Kocadal: „Ich bin unglücklich darüber, dass wir so unsauber waren. Es gab viele Räume, die wir bespielen konnten und wo wir auch drin waren. Aber der Ball wurde unsauber gespielt oder die Annahme ist misslungen. Wir können es definitiv besser.“

Kocadal-Donnerwetter rüttelt HEBC wach

Ohne jegliche Gegenwehr kann Köhler (Mi.) zum Ausgleich für den HEBC einköpfen. Foto: noveski.com

Genau das, wofür Bergmann die Hausherren im Vorfeld lobte, dass die Lila-Weißen von hinten gepflegt rausspielen und mitzocken wollen, wurde ihnen nun zum Verhängnis. „Da ist dann immer die Frage: Guckst du auf die Tabelle, die Punkte oder auf die Entwicklung? Und wofür willst du stehen? Wir wollen halt gerne spielen. Aber manchmal ist einfacher besser“, so Kocadal, der verriet: „In der Kabine gab es auch ein Donnerwetter.“ Ein Donnerwetter mit Wirkung. Denn: „Ich bin froh und glücklich darüber, dass die Ideen, die wir für die zweite Halbzeit hatten, auch die Emotionen und Intensität, die wir brauchen, um ein Spiel in der Oberliga zu gewinnen, von den Jungs angenommen und umgesetzt worden sind.“

"Hätten das Ding eher 'safe' machen müssen"

Der erste Weg von Köhler nach seinem Torerfolg führt zum schwer verletzten Erciyes Palo. Foto: noveski.com

Großes Pech hatten die Eimsbüttler, als mit dem Pausenpfiff ein immer länger werdender Freistoß von Fabian Lemke, der im langen Toreck einschlug, wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung aberkannt wurde (45. +2). Riesenglück hingegen, als El-Nemr in einer Konterbewegung den Traumpass für Tobinski spielte – und dieser seinen Doppelpack um Zentimeter verpasste. Der Chip über Patrick Meins hinweg landete am linken Außenpfosten (69.). „Wir hatten so viele finale Chancen in einer Phase, wo der Gegner auch ein bisschen kopflos nach vorne gegangen ist. Da hättest du das Ding eher ‚safe‘ machen müssen“, befand Bergmann.

Stattdessen avancierte der für Muto eingewechselte Tjorven Köhler erst zur tragischen Figur und dann zum Punktgaranten. Mit einem misslungenen Heberversuch scheiterte der freistehende Köhler zunächst an Lohmann (66.). Zehn Zeigerumdrehungen vor Ultimo schädelte er jedoch eine Flanke von Christopher Grünewald völlig freistehend unter die Latte – 1:1 (80.)! „Wir holen den Punkt gerne für ‚Erci‘, hätten aber auch gerne drei geholt“, bilanzierte Kocadal – und meinte damit Erciyes Palo. Der Abwehrrecke, in der Vorsaison noch bester HEBC-Schütze (!), zog sich gegen Niendorf (3:3) einen Kreuzbandanriss, einen Bruch des Schienbeinkopfes und eine Meniskusquetschung zu. Nach dem Torerfolg lief die gesamte Mannschaft zur Bank und hielt das Trikot mit der Nummer „5“ für den verletzten Palo in die Luft. Ein starkes Zeichen für den Zusammenhalt!

Bergmann bemängelt "fehlende Durchschlagskraft"

Rasmus Tobinski (re.) verpasste vor dem Ausgleich die vermeintliche Vorentscheidung per Chip an den Außenpfosten. Foto: noveski.com

Das sportliche Fazit von seinem Übungsleiter: „Ehrlicherweise freue ich mich über den Punkt. Denn wir haben hier immerhin gegen Altona 93 gespielt. Da ist das keine Selbstverständlichkeit. Trotzdem bin ich über das Zustandekommen nicht so glücklich.“ Und auch Bergmann musste mit dem Remis „leben“, wie er sagte. „Unterm Strich bin ich aber aufgrund der Gesamtkonstellation mit den Jungs zufrieden. Wir sind im Moment allerdings noch nicht so durchschlagskräftig, dass wir uns bei dem, was wir uns immer wieder an Chancen erarbeiten, viel eher in ein sicheres Fahrwasser begeben.“