Oberliga Hamburg
17. Spieltag


FC Süderelbe

2

:

2


TuS Osdorf

Anpfiff

Fr - 28.10. 19:00 Uhr

Spielstätte

Kiesbarg

Zuschauer

--

Schiedsrichter

Lasse Holst

Oberliga

Zum Abschied das volle Programm für Gümüs: „Habe den Fußball in Osdorf wieder lieben gelernt"

Die in Rot gekleideten Gäste aus Osdorf erkämpften sich am Kiesbarg ein rassiges 2:2-Unentschieden. Foto: Brussolo

„Um es vorweg zu nehmen: Es war mein letztes Spiel für Osdorf in offizieller Funktion“, bestätigte Koray Gümüs unmittelbar nach Spielende seinen Abschied vom zuletzt kriselnden Oberligisten. Gümüs war - nachdem sich der Verein zuerst von Co-Trainer Daniel Lopez und dann auch von Chefcoach Philipp Obloch getrennt hatte - der letzte übrig gebliebene Mohikaner aus dem Trainerteam. Ab kommender Woche übernehmen Bennet Krause, Cousin Torben Krause und Antonio Ude das Ruder beim Tabellenvorletzten und sollen den Absturz in die Landesliga verhindern.

Der Kiesbarg erlebte eine tolle Stimmung, viele rassige Zweikämpfe und ein furioses Finish ihres FCS. Foto: Brussolo

Doch bevor es so weit ist, setzte Gümüs noch einmal alles daran, sich mit einem Erfolgserlebnis vom Blomkamp zu verabschieden. „Ich war heiß und motiviert, habe Süderelbe gegen Altona beobachtet“, verriet der Interimscoach, der „eine Woche, die eine Achterbahnfahrt der Gefühle war“, hinter sich hat. "Erst bin ich davon ausgegangen, nur die Einheit am Montag zu leiten. Dann hat es sich doch anders entwickelt.“ Zusammen mit Videoanalyst Thorsten Köhn stimmte Gümüs die Mannschaft auf das Auswärtsspiel beim FC Süderelbe ein. „Wir haben die Köpfe zusammengesteckt und einige Änderungen vorgenommen, am System und auch an der Art und Weise, wie wir Fußball spielen können und vielleicht auch müssen“, sprach er vor allem darauf an, dass der Respekt vor dem Gegner groß war. Sehr groß sogar. „Süderelbe gehört für mich von der Qualität zu den Top-Drei-Mannschaften in dieser Liga.“

"Der Matchplan ist voll aufgegangen"

Koray Gümü? gab zum Abschied noch einmal 100 Prozent an der Seitenlinie und pushte den TuS ans Limit. Foto: Brussolo

Aber: Osdorf startete furios am Kiesbarg. „Wir waren gut auf den Gegner eingestellt, standen relativ tief gestaffelt und wollten Süderelbe durch eigene Fehler bestrafen.“ Und so kam es dann auch. Nach einem Ballgewinn in Folge einer Süderelbe-Ecke (!) wurde blitzschnell umgeschaltet. Mats Lahrtz schob zur Führung ein (26.)! Keine 120 Sekunden überlief Christopher Grünewald seine Widersacher nach einerm herrlichen „Diago“ von Georg Demircan - 0:2 (28.)! „Der Matchplan ist voll aufgegangen, es lief richtig gut“, strahlte Gümüs, dessen Mannen drauf und dran waren, den Bock umzustoßen,

Doch dann traf das ein, „was uns die ganze Saison über schon so ein bisschen das Genick bricht: Die Endphase des Spiels. Wir mussten wechseln, kamen dann nicht mehr gut in die Zweikämpfe und in die Laufwege rein. Und Süderelbe verfügt nun mal auch über enorme Qualität.“ Nico Reinecke läutete die Aufholjagd und eine absolut furiose Schlussphase ein (82.)! „Danach verfallen wir in alte Muster. Aber es ist dann natürlich auch schwierig, die letzten Wochen einfach so aus den Köpfen zu bekommen“, konnte ein 90 Minuten lang überaus engagierter und unter Dampf stehender Gümüs seinen Mannen nichts vorwerfen.

"Der liebe Gott wollte es offenbar so"

Der TuS Osdorf führte nach turbulenten Tagen mit 2:0 bei Süderelbe, musste am Ende aber fast noch über ein 2:2 glücklich sein. Foto: Brussolo

In der Schlussminute bekam Incheol Choi einen Ball von Can Kömürcü, der schon den Anschlusstreffer vorbereitete, an die Hand. Es gab Elfmeter für Süderelbe - und Dino Fazlic behielt die Nerven (90.). 2:2! Was für ein Finish! Oder etwa nicht? Süderelbe kam noch einmal auf, drängte nun sogar auf den Sieg und hatte die Riesenchance zum Lucky Punch. Erneut zeigte Referee Lasse Holst auf den ominösen Punkt. Wieder lief Fazlic an - und fand diesmal in Nick Schmidt seinen Meister (90. +3). Wahnsinn! Osdorf verteidigte mit Leidenschaft, mit Mann und Maus, warf sich in jeden Ball und erkämpfte sich einen Punkt!

„Zwei Nackenschläge in so kurzer Zeit. Du stehst am Spielfeldrand und denkst dir einfach nur: Die Mannschaft hat alles abgerufen, was nur irgendwie ging - und innerhalb von fünf Minuten kannst du das Spiel in der Nachspielzeit noch verlieren. Aber der liebe Gott wollte es offenbar so, dass wir zumindest einen Punkt mitnehmen“, so Gümüs, der anfügte: „Es ist unfassbar, was die Mannschaft geleistet hat, was der Verein für dieses Spiel an Aufwand betrieben hat und welch eine Dynamik das Ganze genommen hat! Thorsten, Cemil und ich haben alles daran gesetzt, die Mannschaft bestmöglich einzustellen. Und die Mannschaft hat gezeigt, dass sie Qualität hat.“

Fairplay-Szene von Kömürcü - "Habe den Fußball in Osdorf wieder lieben gelernt"

FCS-Coach Stefan Arlt musste lange auf die Aufholjagd warten. Foto: Brussolo

Was Gümüs wichtig war, im Nachgang noch einmal ausdrücklich zu betonen: „Es gab in der zweiten Halbzeit beim Stand von 2:0 für uns eine Szene, wo Can Kömürcü in einer sehr aussichtsreichen Kontersitustion den Ball ins Aus gespielt hat. Das hätten in der Szene nicht viele Spieler gemacht. Dafür möchte ich ihm meinen Dank aussprechen und dieses Fairplay hervorheben!“ Zudem lobte er die Süderelbe-Anhänger, die „eine unfassbar geile Stimmung“ verbreitet hätten.

Das Fazit: „Ich bin am Ende des Tages persönlich sehr glücklich, weil ich auf keinen Fall verlieren wollte - genauso wie die Jungs! Die Mannschaft ist an ihr Limit gegangen. Und ich bin sehr stolz darüber, in so einem Verein gearbeitet zu haben - auch wenn es nur kurz war, dafür aber unglaublich intensiv. Seitdem ich den Fußball liebe, nachdem ich an der Kreuzkirche groß geworden bin und mich bei anderen Vereinen entwickelt habe, habe ich den Fußball in Osdorf wieder lieben gelernt. Von den ganzen Emotionen und der Art und Weise, wie hier Fußball gelebt wird. Es soll wohl nicht sein, dass ich hier als Offizieller weitermache, aber nichtsdestotrotz kann ich nur Gutes über den Verein sagen!“

"Nicht erst seit diesem Spiel sicher, dass der Verein nicht absteigen wird"

Süderelbe-Kapitän Can Kömürcü (Mi.) war an beiden Toren direkt beteiligt - und erhielt von Gümüs ein Sonderlob. Foto: Brussolo

Abschließend erklärte der langjährige ETV-Macher: „Das gehört zum Fußball dazu, dass es eben auch mal nicht passt. Dennoch kann ich mich nur bei allen Leuten und auch bei der Mannschaft ausdrücklich bedanken! Das hat Spaß gemacht. Ein toller Verein, in dem ich viele tolle Leute kennengelernt habe! Die Zeit mit Philipp war für mich unfassbar lehrreich. Ich bedanke mich auch beim TuS Osdorf, dass ich ein Teil dieser Geschichte sein durfte. Ich bin mir nicht erst seit diesem Spiel sicher, dass dieser Verein nicht absteigen wird! Und ich werde jetzt als Fan die Daumen drücken und Alarm machen.“


Vielen Dank an Ingo Brussolo (harburg-fussball.de) für das zur Verfügung stellen der Bilder!