Landesliga Hammonia

Zurück in der Erfolgsspur – und bald auch im Oberhaus? „Haben uns eine Punktausbeute als Ziel gesetzt“

Da geht's lang! Michael Koss hat den HSV Barmbek-Uhlenhorst wieder in die Erfolgssur geführt. Foto: noveski.com

Gegen den SV Rugenbergen hatte man etliche Chancen auf den Sieg, musste sich schlussendlich aber mit einem 1:1-Unentschieden begnügen. Gegen den Hamburger Serienmeister TuS Dassendorf feierte man unter der Woche einen eindrucksvollen 2:0-Erfolg: Irgendwie ist der HSV Barmbek-Uhlenhorst noch immer ein „Schwergewicht“ im Hamburger Amateurfußball. Zumindest in den Gedanken weiterhin ein Oberligist. Doch: Bei den Achtungserfolgen gegen die Teams aus der Hamburger Fußball-Beletage handelte es sich „nur“ um Testspiele. Denn: Nach der katastrophalen Rückrunde in der vergangenen Saison und der nicht mehr aufzuhaltenden Talfahrt in der Abstiegsrunde, kämpft BU nun in der Landesliga darum, das verloren gegangene Renommee zurückzugewinnen.

Unter der Regie von Koss (Mi.) hat BU erst ein einziges Siel verloren. Foto: noveski.com

„Ich habe der Mannschaft gesagt, dass wir diese Spiele auch machen, um zu verstehen, dass die Jungs immer da sein müssen – egal, ob in einem Testspiel oder in der Liga. Am Ende wird es auf lange Sicht darum gehen, dass man jede Woche liefert. Wir können uns keine großen Fehler erlauben oder Punkte liegen lassen“, sagt Michael Koss, der im Sommer das Ruder bei der Liga-Mannschaft übernommen und die Nachfolge von Jan Haimerl angetreten hat. Und das in einer durchaus prekären Lage. Sportlicher Absturz, Umbruch innerhalb der Mannschaft – aber auch im Umfeld. BU musste sich neu sortieren und wieder finden.

„Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg“, konstatiert Koss nach fast einem Drittel der Saison. Besonders imposant: Obwohl man nach dem Oberliga-Abstieg quasi bei null starten musste, ohne jegliches Selbstvertrauen war und das neue Konstrukt erst zueinander finden musste, hat man bis dato – sämtliche Vorbereitungs- und Testspiele einbegriffen – erst eine Partie verloren. „Und das war gegen Vicky II, weil wir einmal den Ball in die Hand nehmen und ein Eigentor schießen. Wir haben ein verdammtes Spiel in 90 Minuten verloren“, hat Koss offenbar schnell den Zugriff zur Mannschaft gefunden.

Yannick Albrecht ist einer der Leistungsträger, der trotz Abstieg an der Dieselstraße geblieben ist. Mit sieben Treffern ist er zudem bester BU-Schütze. Foto: noveski.com

„Hätte uns vor der Saison einer dieses Szenario angeboten, hätten wir gesagt, dass das absolut okay ist. Denn ich glaube eher, dass wir auf lange Sicht hin noch zulegen werden“, spricht er auf Rückkehrer wie Dominik Ulrich, Janis Korczanowski oder auch Yannik Lux an. „Das heißt, dass ich die Hoffnung habe, dass dadurch nochmal ein kleiner Punch kommt“, so der ehemalige Coach der „Zweiten“, der binnen zwölf Wochen bereits ein echtes Kontrukt, eine Einheit zusammengeschweißt hat. Allerdings warnt Koss davor, den Fokus hochzuhalten: „Es nützt dir nichts, gegen HR und Poppenbüttel zu gewinnen, wenn du gegen andere Mannschaften Punkte liegen lässt. Deshalb müssen die Jungs versuchen, immer ans Maximum zu kommen. Denn wir spielen nun mal nicht jede Woche gegen HR oder Poppenbüttel.“

BU-Trainer Michael Koss im Kurz-Interview:

Michael Koss (Mi.), hier noch als Trainer der BU-Zweitvertretung, hat den richtigen Schlüssel zur Mannschaft gefunden. Foto: noveski.com

FussiFreunde: Inwieweit bist du selbst überrascht, wie schnell es bereits so gut und erfolgreich läuft? Dass war ja nach dem Abstieg und dem riesengroßen Umbruch in der Form ja nicht zu erwarten…

Michael Koss: „Gehofft haben wir das schon, erwarten konnte man es nicht. Aber wir haben natürlich gewusst, dass wir die Qualität im Kader haben. Wir haben ja auch eine zweistellige Anzahl an Spielern aus der Oberliga gehalten. Die Jungs hatten nur einfach einen scheiß Lauf! Deshalb war das Thema zu Beginn, dass die Liga-Spieler gefühlt gar nicht mehr wussten, wie es sich anfühlt, zu gewinnen. Die haben ein halbes Jahr lang kein einziges Spiel mehr gewonnen. Deshalb war es wichtig, das hinzukriegen, dass wir als Mannschaft wieder eine breite Brust bekommen. Und die Jungs wollen halt immer mehr. Ich glaube auch, dass die Breite im Kader für uns ein kleiner Schlüssel ist. Die Jungs wollen alle spielen und geben dementsprechend Gas. Es wird sicherlich irgendwann auch wieder ein Knüppel zwischen die Beine geben – aber wir wollen alles versuchen, den möglichst lange nicht zwischen die Beine zu kriegen und weiter zu punkten. Dann wollen wir im Winter mal auf die Tabelle gucken, uns in die Augen schauen – und fragen: Was geht? Es nützt jetzt überhaupt nichts, über Platz eins oder zwei zu sprechen. Es geht einzig und allein darum, Punkte zu sammeln.“

Einer der Rekonvaleszenten: Bei BU hofft man auf die baldige Rückkehr von "Captain" Yannik Lux. Foto: noveski.com

Dennoch muss die Frage ja kommen: Vor der Saison wäre es angesichts des Abstiegs und des Umbruchs sicher unrealistisch gewesen, darüber zu sprechen, ob ihr den direkten Wiederaufstieg anpeilt. Wenn man nun aber auf den Saisonstart guckt, wen ihr geschlagen habt, was noch an Personal zurückkommt und wie ihr dasteht: Ist es inzwischen realistischer, an den Aufstieg zu denken?

Koss: „Denken kann man an Vieles (lacht). In einem viertel Jahr kann man darüber vielleicht nochmal sprechen. Was wir gemacht haben – sowohl innerhalb der Mannschaft als auch im Trainerteam: Wir haben uns eine Punktausbeute als Ziel gesetzt. Nicht tabellarisch, aber wir wollen eine gewisse Punktausbeute im Durchschnitt haben, an der wir uns orientieren können. Die Mannschaft hat sich da selbst eine noch etwas höhere Messlatte gelegt. Und ich glaube, wenn wir die am Ende einhalten, dann würden wir zumindest unter den ‚Top Drei‘ oder ‚Top Vier‘ der Liga landen. Und das ist das Ziel, was wir haben: So lange wie möglich die Option offen zu halten, bis zum Endspurt dabei zu sein. Und dann gehört immer auch eine Portion Spielglück dazu. Gegen Poppenbüttel hatten wir das auf unserer Seite. Dafür hatten wir aber auch gegen Vicky II und bei HNT viel Pech. Das gleicht sich irgendwann aus. Aber du musst auch versuchen, das Glück zu erzwingen. Dieses Momentum hatten wir jetzt zuletzt auf unserer Seite. Aber es wird auch wieder andersherum sein. Dann musst du dich einmal kurz schütteln und weitermachen. Die Mannschaft, die das am Ende am besten machen wird, die wird lange oben bleiben. Wir wollen mitmischen. Aber hier geht die Welt mit Sicherheit nicht unter, wenn wir nicht aufsteigen. Wir wollen einfach versuchen, wieder einen besseren und erfolgreicheren Fußball zu spielen.“