Bittere Pille: Kapitän Leßmann zum Karriereende gezwungen

Hiobsbotschaft für den ASV Bergedorf 85 kaum zu verkraften

26. Januar 2018, 14:00 Uhr

Eine schwerwiegende Verletzung verhindert, dass Norman Leßmann (li.) seine Karriere fortführen darf. Foto: Mathias Merk

Es ist das Schlimmste für jeden Sportler, wenn er aufgrund einer Verletzung zu seinem vorzeitigen Karriereende gezwungen wird. In den Reihen des ASV Bergedorf 85 befinden sich mittlerweile zwei Spieler, denen das widerfahren ist. Nachdem sich Mittelfeldspieler Patrik Koßatz vor kurzer Zeit in einem Testspiel seinen dritten Kreuzbandriss zuzog und somit seine Schuhe an den Nagel hängen musste, traf es jetzt auch noch Kapitän Norman Leßmann. Bei einem Routineeingriff stellten die Ärzte fest, dass sich im Knie des Führungsspielers noch eine viel schlimmere Verletzung verbarg, weshalb auch er ab sofort nicht mehr aktiv gegen das runde Leder treten darf: „Die Mannschaft und ich sind sehr traurig darüber. Es war ein richtiger Schock!“

Selten ging Leßmann (li.) einem Zweikampf aus dem Weg. Der Kapitän des ASV Bergedorf hatte stets den Erfolg seines Teams im Sinn. Foto: Mathias Merk

Bisher war Norman Leßmann (30) nicht nur fester Bestandteil des Kreisligisten ASV Bergedorf 85 (Staffel 3), sondern auch Kapitän der Mannschaft. Als Führungsspieler hat der Offensivakteur einen großen Anteil daran, dass die Truppe von Coach Jörg Franke derzeit auf dem ersten Tabellenplatz steht und sich mit dem möglichen Aufstieg in die Bezirksliga beschäftigen darf. In der laufenden Saison kam der Antreiber 18 Mal zum Einsatz und erzielte dabei insgesamt zwölf Tore. Doch nun ist plötzlich alles vorbei. Wie der Club bereits am Mittwoch auf seiner Vereinshomepage bekannt gab, verkündete Leßmann Anfang der Woche sein sofortiges Karriereende. Grund dafür ist eine niederschmetternde Diagnose: „Am Ende der Vorrunde musste ich schon einige Zeit mit Schmerzen im Knie spielen. Deshalb habe ich entschieden, mich in der Winterpause untersuchen zu lassen. Dabei kam heraus, dass ich mich einer Operation unterziehen musste, da eine Schleimhautfalte entfernt werden sollte. Wir haben alle gedacht, dass ich zwei Wochen nach dem Eingriff wieder trainieren kann.“  Doch nichts da. Während der Operation wurde Schlimmeres festgestellt. „Ich hatte der Mannschaft noch gesagt, dass ich zum Trainingsauftakt wieder fit bin und musste ihnen nun verkünden, dass ich nie wieder Fußball spielen kann. Die Ärzte haben entdeckt, dass ich einen Knorpelschaden vierten Grades habe. Das war ein riesiger Schock für mich!“

Für das Team und auch für Jörg Franke war und ist diese Nachricht ebenfalls schwer zu verdauen. „Das ist natürlich ein mega Ding. Ich habe ja nun auch schon einiges an Erfahrung und als mir Norman mitteilte, dass er die ganze Zeit Schmerzen hatte, habe ich schon das Schlimmste befürchtet. Leider kam dann die traurige Gewissheit, dass es tatsächlich so ist“, sagt Trainer Franke. Der personelle Verlust ist schwer zu kompensieren, was der Coach nachhaltig unterstreicht: „Norman hat sich als Kapitän unglaublich gut gemacht. Wir konnten uns immer auf ihn verlassen und zudem war er immer auch einer der besten Torschützen. Ein typischer Führungsspieler, der uns jetzt leider wegbricht.“ Aufatmen kann Franke in diesem Fall nur, „weil ich froh bin, dass wir zuvor bereits ein paar neue Spieler zu uns holen konnten. Deshalb können wir zumindest die Lücke personell gut schließen, auch wenn Norman natürlich nicht zu ersetzen ist.“

Leßmann: „Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam den Aufstieg schaffen“

Coach Jörg Franke: „Norman bleibt bis Saisonende Kapitän. Das hat er sich verdient!" Foto: Mathias Merk

Dabei gilt es aber nicht nur, diese Lücke zu schließen, denn es ist bereits die zweite herbe Nachricht für die Mannschaft. Zuvor hatte sich Mittelfeldspieler Patrik Koßatz (31) im Testspiel gegen die SpVgg Billstedt-Horn seinen bereits dritten Kreuzbandriss zugezogen, was ebenfalls das Karriereende bedeutete. So schwer der Abschied vom Aktivendasein für die beiden Leidtragenden ist, stellen sie sich dennoch weiter in den Dienst der Mannschaft. Franke: „Es ist ein tolles Bild, wenn Paddy und Norman trotzdem zum Training oder zu einem Spiel erscheinen. Dabei ist Norman auf Krücken und Paddy holt ihn ab. Auch weit danach, wenn wir alle noch zusammensitzen, bleiben sie noch bei uns. Genau das ist das Familiäre, was bei uns ganz groß geschrieben wird.“ Deshalb wird für die Beiden im Verein auch noch nicht Schluss sein. „Sie sollen Aufgaben bekommen und werden weiterhin im Team integriert“, verrät der Coach, „sei es, dass sie ihre Trainerscheine machen oder eine andere Funktion bekleiden. Das müssen wir mal sehen. Im Fall von Norman ist es so, dass er ja im Verein bereits einer Aufgabe in der Geschäftsstelle nachgeht, der er natürlich weiterhin nachgeht. Außerdem habe ich entschieden, dass Norman trotzdem bis zum Saisonende Kapitän der Mannschaft bleibt. Das hat er sich einfach verdient.“

Auf Nachfrage, was diese Unterstützung in solch einer schweren Zeit mit Norman Leßmann macht, reagiert der Spieler gerührt: „Das ist eine große Ehre für mich. Es ist echt nicht einfach, jetzt zum Karriereende gezwungen zu werden. Aber ich werde versuchen, so oft wie möglich zu erscheinen, um den Jungs noch irgendwie weiterzuhelfen, dass wir dieses Jahr den Aufstieg schaffen.“ Was seine Tätigkeit in der Geschäftsstelle angeht, kann Leßmann die Arbeit auch von zu Hause aus erledigen. „Ich kümmere mich um das Passwesen der Fußballabteilung. Das klappt an meinem Rechner auch ganz gut. Da gibt es keine Schwierigkeiten. Auch was meinen Beruf angeht, kann ich zum Glück ein bisschen was an meinem Computer machen.“ Schmerzen hat Leßmann seit der Operation keine mehr. Dennoch ist das Knie weiterhin dick und darf nicht belastet werden. Deshalb gibt es im Alltag schon einige Problemfelder. Aber auch in diesem Bereich erfährt der Fußballliebhaber große Unterstützung: „Zum Glück habe ich meine Freundin. Ohne sie wäre ich völlig aufgeschmissen.“ Und trotz aller schwierigen Umstände und der Tatsache, die ein Fußballer auch mental erstmal verkraften muss, denkt Leßmann weiterhin ans Team: „Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam den Aufstieg schaffen. Und ich bin guter Dinge, dass das funktioniert“, schlägt sein Kämpferherz voll für den ASV Bergedorf 85.

Autor: Mathias Merk