„Der Trainer wird gezwungen sein, auf mich zu setzen, wenn ich fit bin“

Lukasz Sosnowski: Rückblick auf Tangstedt und Ausblick auf Kosova

14. Juni 2017, 13:37 Uhr

„Natürlich wird es meine Funktion sein, in der Mannschaft eine Führungsrolle zu übernehmen“, sagt Lukasz Sosnowski. Archivfoto: noveski.com

Für den Klub Kosova lief es alles in allem in der zurückliegenden Saison mehr schlecht als recht. Zwar sorgte die Mannschaft von der Dratelnstraße für die eine oder andere Überraschung, nach dem Rücktritt von Trainer Thorsten Beyer jedoch zeigte die Kurve nach der Winterpause nur noch nach unten und der Abstieg war die Folge. In der kommenden Saison solle es nun in der Landesliga Hansa einen Neustart geben. Einer der großen Hoffnungsträger dabei: Lukasz Sosnowski. Wir haben mit dem 30-Jährigen über den Verein von der Dratelnstraße und seine Ziele gesprochen und lassen in der Rückschau auf die vergangene Spielzeit auch Kosova-„Boss“ Arton Mazrekaj zu Wort kommen. 

Bevor es ihn am vergangenen Montag erst einmal in den wohlverdienten Urlaub zog („Erst nach Polen, dann nach Belek und zum Schluss nochmal nach Mallorca“), hatte Lukasz Sosnowski noch einen wichtigen Termin hinter sich zu bringen. „Ich habe mich beim Physiotherapeuten im Hinblick auf die neue Saison durchchecken lassen“, verrät der 30-Jährige, „ich kann mich soweit fit melden. Ich hab zwar noch ein kleines Wehwehchen am Knie, das in den Rücken ausstrahlt. Aber das ist eine Kleinigkeit die man behandeln kann, so dass ich danach in Ruhe Gas geben kann.“

„Auf dem Spielfeld haben die Gegner nur getreten – darauf hatte ich keine Lust mehr“

„Ich hatte gute Gespräche mit Daniel Sager, in denen wir auf eine Wellenlänge lagen – das hatte ich in dieser Form noch nie so“, so Sosnowski über den neuen Kosova-Coach. Foto: KBS-Picture

Und genau das wird von Sosnowski gefordert sein, schließlich ist „Luki“ einer derjenigen, die seinem neuen Verein, dem Klub Kosova, für den Neustart stehen. Einer derjenigen, die mit anpacken und vorweg gehen sollen, um dem Club von der Dratelnstraße nach einer – rückblickend betrachtet – insgesamt nicht zufriedenstellend gelaufenen Saison im Oberhaus des Hamburger Fußballs nach dem Abstieg nun eine Liga tiefer, in der Landesliga Hansa, wieder auf die Beine zu helfen. Der Mittelfeldmann ist sozusagen eine Chance für den Klub- und auch für Sosnowski selbst ist das Engagement bei „KK“ ein Chance. Die nämlich, sich nun wieder in hamburg präsentieren und zurück ins Rampenlicht spielen zu können. Zuletzt schließlich stand Sosnowski beim WSV Tangstedt unter Vertrag, kickte vor den Toren Hamburgs – aber eben nicht wirklich im Blickfeld des Hamburger Amateurfußballs.

„Tangstedt hat viele Spieler aus Hamburg geholt, ich kannte Trainer Nico Peters, der Verein war in seiner Liga ein Topfavorit“, erinnert sich Sosnowski an seine Beweggründe, im Sommer 2016 vom SC V/W Billstedt zum WSV zu wechseln, zurück, sagt mit dem Wissen einer ganzen Saison in der Kreisliga Stormarn nun aber: „In der Pampa in Schleswig-Holstein zu spielen, ist uninteressant. Das Niveau dort war katastrophal: Es herrschten dort Vorurteile uns gegenüber, wie ich sie nich nie erlebt habe. Du kommst an und alle sind gegen dich. Du wirst als schlechter Mensch beleidigt, dass du wegen ein paar Euros nach Tangstedt gegangen bist. Und auf dem Spielfeld haben die Gegner nur getreten. Da hatte ich auf Dauer keine Lust drauf.“ Ergo kam Sosnowski das Interesse des Klub Kosova nach der angelaufenen Spielzeit gerade recht – auch aus einem anderen Grund: „In Schleswig-Holstein bist du ewig unterwegs zu den Auswärtsspielen. In Hamburg packe ich meine Tasche und bin vielleicht ein, zwei Stunden weg. Da ich geheiratet habe und in diesem Jahr Vater werde, passt das auch besser.“

„Ich will helfen, ein Teil des Erfolges zu sein“

„Es ist die richtige Entscheidung, dass Visar Galica jetzt unser Ligamanager ist", findet Kosovas Präsident Arton Mazrekaj. Foto: KBS-Picture

Während die Geburt des Stammhalters noch ein bisschen auf sich warten lässt, ist die neue Aufgabe bei „Luki“ trotz des Urlaubs, in dessen Anschluss er ab dem 1. Juli dann wieder auf dem Trainingsplatz stehen wird, schon präsent. „Ich hatte gute Gespräche mit dem künftigen Trainer Daniel Sager, in denen wir auf eine Wellenlänge lagen, was Meinungen und Ansichten zum Fußball betrifft – das hatte ich in dieser ausgeprägten Form noch nie so“, erklärt Sosnowski, „die Spieliedee von Daniel ist so wie meine. Zudem waren wir uns einig darüber, dass es wichtig ist, Struktur in eine Mannschaft und einen Verein zu bringen. Du brauchst in einem Team eine Hierachie.“ Bisher, so Sosnowski weiter, „kannte ich ihn nur aus der Presse. Und aus der Zeit, als ich beim FC St. Pauli in der Jugend war, er schon im Herrenbereich spielte und ich für mich festgestellt hab: Er ist ein guter Sechser. Genau das hat er später auch über mich gesagt. Vielleicht sehen wir auch deswegen Vieles ähnlich, weil wir eben auf der gleichen Position gespielt haben.“ Aller Lobeshymnen zum Trotz weiß natürlich auch Sosnowski um das Risiko, dass Sager seit fünf Jahren keine Mannschaft mehr gecoacht hat.

„Er war in dieser zeit fußballabstinent, weil er sich um seine Familie kümmern wollte, das ist richtig. Ich kann das verstehen“, sagt der Neu-Kosova-Kicker, „aber: Ich habe in den Gesprächen mit Daniel für mich rausgehört: Er ist heiß auf die Aufgabe, er brennt für diese Tätigkeit. Ich habe ein gutes Gefühl, dass er gute Ideen hat. Daniel ist ein Trainer der alten Schule, der diszipliniert arbeitet und das auch von der Mannschaft verlangt.“ Klar, das ergänzt Sosnowski, „gibt es ein Fragezeichen. Die Trainerposition ist die wichtigste. Wenn er den Spielern nicht vorlebt und vermittelt, was er will, dann wird das Schiff sofort sinken. Dann funktioniert es nicht.“ Um genau das zu verhindern „will ich helfen, ein Teil des Erfolges zu sein. Ich habe meine Macken und meine Vergangenheit, das lässt sich nicht wegdiskutieren. Aber natürlich wird es meine Funktion sein, in der Mannschaft eine Führungsrolle zu übernehmen. Davon gehe ich aus. Ich bespreche viel mit Daniel. Er wird gezwungen sein, auf mich zu setzen. Wenn ich fit bin, dann muss ich spielen.“

Mazrekaj: „Wir waren nicht reif für ein Jahr Oberliga-Fußball“

„Uns hat es einfach an der Qualität gefehlt. Wir waren nicht reif für ein Jahr Oberliga-Fußall“, blickt Mazrekaj zurück. Archivfoto: noveski.com

Klare Worte von einem, der verhindern soll, dass der Klub noch einmal eine Saison wie die letzte erlebt. „Uns hat es einfach an der Qualität gefehlt. Wir waren nicht reif für ein Jahr Oberliga-Fußall“, sagte Arton Mazrekaj, zuletzt Trainer, Manager und Präsident des Vereins in Personalunion bereits Ende Mai nach dem Abschluss der Spielzeit in seiner Analyse gegenüber den FussiFreunden, „wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht, die uns Punkte gekostet haben.“ Apropos Punkte: Was die Ausbeute nach dem Rücktritt von Thorsten Beyer im Dezember aufgrund der Vorfälle beim Hallenturnier in Buxtehude angeht (wir berichteten) habe die Lösung mit Mazrekaj selbst als Coach sowie den Assistenten Kai Oder und Ahmed Kücükler „nicht gut geklappt“, gibt der „KK“-Chef zu, findet aber auch: „Wir hatten keine Typen, keine Männer im Team. Einige haben nur sich selbst dargestellt, das macht man nicht.“

In schwierigen Situationen, so Mazrekaj, „lernt man die Leute kennen, die zu einem stehen.“ Einer davon ist Visar Galica, den Mazrekaj vom Spieler zum neuen Ligamanager machte – und das, obwohl der Routinier bei den Geschehnissen in der Halle in Buxtehude ganz vorne mitgemischt haben soll. „Fragen Sie doch mal den Präsidenten von Real Madrid, warum Zinedine Zidane dort Trainer werden durfte, obwohl er damals im WM-Finale den Kopfstoß gegen Materazzi gemacht hat?! Die ganze Sache mit Visar wird viel zu sehr überbewertet, da habe ich keine Lust drauf. Keiner springt aus Willkür von der Tribüne. Da hat es Provokationen geben.“ Aus Mazrekajs Sicht sei es „die richtige Entscheidung, dass Visar jetzt unser Ligamanager ist. Er ist eine vertrauenswürdige und loyale Person. Man kann es bei Entscheidungen nicht immer jedem recht machen.“

Jan Knötzsch