Oberliga

Endet die „Lovestory“ zwischen Osdorf und Wachter? „Ich kann ihn nicht zwingen!“

01. September 2022, 14:00 Uhr

Zwischen dem TuS Osdorf und Jeremy Wachter (li.) scheint das Tischtuch zerschnitten zu sein. Foto: noveski.com

Seit Sommer 2015 ist der Blomkamp seine sportliche Heimat. Mit dem TuS Osdorf hat er in all den Jahren eine rasante Entwicklung genommen – auch persönlich. Aus der Bezirksliga kommend, hatte er mit unzähligen Toren keinen unwesentlichen Anteil daran, dass der Verein in seiner ersten Saison den Sprung ins Hamburger Oberhaus schaffte. Auch dort mauserte er sich schnell zur Lebensversicherung. In insgesamt 189 Pflichtspielen für die „Blomkampler“ erzielte er insgesamt sage und schreibe 162 Tore – eine unglaubliche Quote!

Torjäger Wachter (li.) soll mit der einen oder anderen Personalentscheidung nicht einverstanden gewesen sein, heißt es. Foto: noveski.com

Doch in der laufenden Spielzeit fehlte bis dato jegliche Spur von Jeremy Wachter. Statt für die Liga-Mannschaft des TuS, ging der 29-Jährige zuletzt für die Zweite Mannschaft, die in der Bezirksliga West an der Tabellenspitze thront, auf Torejagd. Fünf Treffer hat er bereits in seiner Vita stehen. Bei der U23 läuft es – während die Liga-Equipe des TuS Osdorf mit bis dato erst einem Saisonsieg an vorletzter Stelle der Oberliga rangiert. Nach der 1:3-Niederlage gegen Primus TSV Sasel häuften sich auch in den „Sozialen Netzwerken“ die Forderungen an die Verantwortlichen: „Bitte Wachter zurückholen!“ Oder auch: „Ohne Wachter geht gar nichts. Alle an einen Tisch und wie erwachsene Männer die Aussprache suchen – egal, was vorgefallen ist. ‚Jerry‘ gehört in die Erste Mannschaft!“

„Er war mit personellen Entscheidungen nicht zufrieden“

In 189 Pflichtspielen für Osdorf erzielte Wachter 162 Tore. Nun knipst er "freiwillig" für die Zweite Mannschaft des TuS. Foto: noveski.com

Der Club kündigte unterdessen an: „Es wird in den nächsten Tagen ein offizielles Statement zu dem Thema Wachter geben!“ Auch von externer Seite häuften sich die Fragen, was zwischen Verein und Spieler vorgefallen sei. Liga-Manager Cemil Yavas bringt im Gespräch mit uns nun ein wenig Licht ins Dunkel, sagt: „Der Ersten Herren und mir wird vorgeworfen, dass wir ‚Streit‘ mit dem Spieler haben. Aber dem ist absolut nicht so! Keiner von uns hat Probleme mit ‚Jerry‘. Er war mit personellen Entscheidungen nicht zufrieden. Aber das kann ich nicht tolerieren“, sieht sich Yavas in der Verantwortung, dass kein einzelner Spieler wichtiger als das Gesamt-Konstrukt sei. Die Mannschaft steht am Blomkamp im Vordergrund – genau so, wie es all die Jahre über war.

„Ein einzelner Spieler hat nicht das Recht, mitentscheiden zu wollen“

Im Gespräch mit uns bezieht Osdorfs Liga-Manager Cemil Yavas zur Situation rund um den Torjäger Stellung. Foto: KBS-Picture.de

„Ein einzelner Spieler hat nicht das Recht, gewisse Dinge mitentscheiden zu wollen. Es gibt eine klare Aufgabenverteilung und jeder hat sein Tätigkeitsfeld und Aufgabengebiet.“ Unseren Informationen zu Folge brachte Wachter seinen Unmut unter anderem deshalb zum Ausdruck, weil der eine oder andere Leistungsträger abgegeben wurde. „Wir können nichts dafür und auch nichts dagegen tun, wenn gewisse Vereine auf einmal den Geldbeutel aufmachen“, so Yavas, der zudem den Rücktritt des langjährigen Kapitäns Bennet Krause – einer seiner Jugendfreunde – nicht minder doll bedauert.

„Das wäre ja blöd von mir!“

Dass man bei seiner Meinung geblieben sei, „wurde von der gesamten Mannschaft und vom kompletten Funktionsteam mitgetragen und akzeptiert“, betont Yavas, der aber auch keinen Hehl daraus macht, „noch immer mit ‚Jerry‘ in Kontakt zu sein. Es ist einzig und allein seine Entscheidung. Viele denken und vermuten, wir wehren uns gegen eine Rückkehr. Aber das wäre ja blöd von mir, wenn ich einen Jeremy Wachter im Verein habe und nicht alles dafür geben würde, ihn in meinem Team zu haben. Ich war derjenige, der ihn von Rugenbergen II geholt und ihn in all den Jahren – trotz zahlreicher Angebote – gehalten hat. Aber ich kann ihn nicht zwingen.“

„Wir haben keine schlechte Mannschaft“

Eine gemeinsame Zukunft zwischen dem TuS und Wachter scheint es nicht mehr zu geben. Foto: noveski.com

Doch auch ohne den Tor-Garanten blickt Yavas optimistisch in die Zukunft. Obwohl der Saisonstart verpatzt wurde, ist der Manager überzeugt davon, „dass wir keine schlechte Mannschaft haben! Man darf einfach nur nicht vergessen, dass wir den kompletten Sturm verloren haben“, spricht Yavas nicht nur auf Wachter, sondern auch auf Kay-Fabian Adam (SV Eichede) an. Zudem haben Leistungsträger wie Mustafa Ercetin (FC Süderelbe), Prince Hüttner, Abdul Saibou (beide Altona 93) oder eben auch Bennet Krause den TuS verlassen.

„Das Auftreten hat mich stolz gemacht“

„Wir haben ein paar ‚Wundertüten‘, einige Talente, aber auch viel Qualität im Kader“, glaubt Yavas fest an die Wende. „Aber das Team ist jung und auf Schlüsselpositionen neu aufgestellt – das braucht seine Zeit. Aber ich sehe uns schon auf einem guten Weg. Gegen Sasel hat die Mannschaft einen super Fight geliefert, die Einstellung, Leidenschaft und das Gen auf den Platz gebracht, die Osdorf über all die Jahre ausgezeichnet hat! Mit so einer Niederlage kann man dann auch leben. Das Auftreten hat mich stolz gemacht – und ich weiß, dass die Mannschaft die Qualität hat“, soll der Klassenerhalt auch ohne Jeremy Wachter gelingen.

Autor: Dennis Kormanjos