Oberliga

Erfrischend ehrlicher Jeske: „Ich will meine eigenen Fußstapfen hinterlassen“

15. April 2020, 12:15 Uhr

Tim Jeske (re.) spricht offen über die Gründe für seinen Abschied bei BU und steckt sich mit dem TSV Sasel ehrgeizige Ziele. Foto: KBS-Picture.de

An der Seite von Spielern wie Ole Springer (jetzt Lüneburger SK), Jan Lüneburg (Eintracht Norderstedt) und Thorben Reibe (inzwischen Trainer beim FC Union Tornesch) oder aber damaligen Größen wie Heiko Ansorge, Dennis Gersdorf, Jan-Henrik Kaetow, Yannick Sottorf, Patrick Ziller sowie Antonio Ude, die mittlerweile allesamt ihre Laufbahn beendet haben, feierte Tim Jeske in der Saison 2012/13 seinen Durchbruch im Hamburger Amateurfußball. In jener Saison, seiner ersten in der Hansestadt, holte der zu jenem Zeitpunkt gerade einmal 23 Jahre junge „Blondschopf“ mit dem FC Elmshorn die Hamburger Meisterschaft – und hatte daran mit 14 Toren sowie neun Vorlagen in 30 Einsätzen keinen unwesentlichen Anteil. Heute ist Jeske 31 Jahre alt – und wechselt im Sommer nach zwischenzeitlichen Stationen beim VfR Horst, VfL Pinneberg, SV Halstenbek-Rellingen, Wedeler TSV und HSV Barmbek-Uhlenhorst zum TSV Sasel.

Am Saseler Parkweg möchte Jeske (re.) nicht in die Fußstapfen von Stefan Winkel treten, sondern seine eigenen hinterlassen. Foto: Bode

„280 Oberligaeinsätze mit einer Wahnsinns-Torquote sprechen Bände über Tim Jeske“, freuen sich die Saseler Verantwortlichen bei der Bekanntgabe des Transfers über ihren neuen Fixpunkt im Angriff, der bei TSV-Chefcoach Danny Zankl zudem als „menschlicher Anker“ gilt. „Es gab mehrere Gründe für meine Familie und mich, warum ich zu Sasel wechseln werde“, teilt uns Tim Jeske im Gespräch mit. Einer dieser Gründe sei, „dass ich schon letztes Jahr im Winter mit einem Wechsel zu Sasel geliebäugelt habe“, verrät er uns. Dass es letztlich nicht dazu kam, lag zu einem Großteil an BU-Coach Marco Stier. „Er hatte sich damals stark dafür eingesetzt, dass ich bei BU bleibe.“ Doch der Kontakt riss nicht ab. Zankl kontaktierte ihn ein weiteres Mal – und so traf man sich zu einem weiteren Gespräch. „Das war wirklich sehr gut, auch wenn der Ort merkwürdig war“, plaudert Jeske ein wenig aus dem Nähkästchen – und spricht auf das aufgrund der augenblicklichen Corona-Situation ungewöhnliche Treffen auf dem Parkplatz des Gastro-Betriebs „Coffee to Fly“ an.

"Ja, ich wäre weiter für BU auf Torejagd gegangen"

In 14 Partien für BU gelangen Jeske (re.) in dieser Spielzeit zwölf Tore und vier Vorlagen. Foto: KBS-Picture.de

Ein weiterer Grund, so Jeske, der in dieser Saison in 14 Partien zwölfmal für BU traf und vier weitere Tore direkt vorbereitet hat, für seinen Abschied von BU sei gewesen, „dass der Informationsaustausch zwischen Vorstand und Mannschaft einfach nicht gut war. Viele Dinge – zum Thema Regionalliga oder dem Rücktritt von Marco Stier – haben wir über die Presse erfahren. Dort hätte ich mir eine viel bessere Kommunikation gewünscht. Mir hat nachher das Vertrauen vom Vorstand an die Mannschaft gefehlt“, gesteht er ganz offen. Er habe mit Stier-Nachfolger Jan Haimerl ein offenes Gespräch geführt, in dem er ihm den Wechsel aus seiner Sicht begründet habe, erklärt uns Jeske. „Er konnte das nachvollziehen, obwohl er und sein Trainerteam mich halten wollten.“ Und wären gewisse Umstände anders abgelaufen, wäre ein Verbleib von Jeske wohl auch im Bereich des Möglichen gewesen – oder sogar mehr als das. Denn auf die Frage, ob er in der kommenden Saison noch an der Dieselstraße auf Torejagd gegangen wäre, wenn Marco Stier Trainer geblieben wäre, entgegnet Jeske ehrlich: „Ja, ich wäre weiter für BU auf Torejagd gegangen.“ Und weiter: „Sicherlich wären noch ein, zwei Spieler mehr dem Verein treu geblieben. Aber nun ist es leider so mit Marco zu Ende gegangen.“

"Will nicht in seine Fußstapfen treten, sondern meine eigenen hinterlassen"

Unter Danny Zankl sehe er „einfach nochmal für mich eine neue Herausforderung und Weiterentwicklungspotenzial“, ergänzt Jeske, der am Saseler Parkweg in die Fußstapfen von Stefan Winkel treten soll. Dieser wird dem TSV den Rücken kehren und in der Offensive eine ordentliche Lücke reißen. Immerhin hat Winkel in der laufenden Spielzeit stolze 20 Buden und 15 Assists in gerade mal 25 Spielen zu Buche stehen. „Er hat diese Saison beeindruckend abgeliefert, das muss ich zugeben“, weiß auch Jeske um die Qualitäten seines Vorgängers – und fügt mit einem Augenzwinkern an: „Er hat sicherlich selbst nicht damit gerechnet, behaupte ich mal. Die Zahlen zeigen aber, welche Qualität er hat. Ich hatte gehofft, mit ihm nochmal zusammenzuspielen, aber das wird bei Sasel leider nichts mehr.“ Natürlich würde er selbst am Ende der nächsten Saison eine ähnlich „beeindruckende Statistik aufweisen wollen, aber wir sind zwei unterschiedliche Spielertypen. Daher will ich gar nicht in seine Fußstapfen treten, sondern meine eigenen Fußstapfen bei Sasel hinterlassen.“

Jeskes größtes Ziel: Der Pokalsieg!

Mit Sasel möchte sich Jeske (re.) in der Oberliga-Spitzengruppe festsetzen und den Pokal gewinnen. Foto: KBS-Picture.de

Seine Ziele mit dem TSV Sasel beschreibt Jeske wie folgt: „Mit dieser ‚jungen‘ Truppe will ich nächste Saison das Maximum rausholen. Realistisch ist es, unter die Top Drei zu kommen“, gibt er sich äußerst ehrgeizig und ambitioniert. Aber: „Man muss gegen die Top-Vereine wie Dassendorf, Teutonia, Vicky oder BU einfach mehr punkten, wenn man ganz oben mitspielen will. Diese Saison hat Sasel gegen die Top Fünf oft Punkte liegen gelassen.“ Sein allergrößtes Ziel sei es aber, „den Pokal nochmal zu gewinnen. Bisher musste ich mich im Finale leider zweimal unglücklich geschlagen geben, nächste Saison soll sich das ändern!“ Eine Kampfansage von Tim Jeske, der – sollte die laufende Serie überhaupt beendet werden – aber noch dem derzeitigen Oberliga-Dritten angehört und die Zeit an der Dieselstraße stets in bester Erinnerung behalten wird: „Ich möchte mich bei BU für die zwei erfolgreichen Jahre bedanken. Die Fans und die ehrenamtlichen Helfer sind einfach fantastisch. Großen Dank auch an die Mannschaft, dieser Zusammenhalt der durch die harte Arbeit entstanden ist, war großartig!“

Autor: Dennis Kormanjos