Oberliga

„Ich bin nur ein Puzzleteil vom großen Ganzen“

Der Spieler der Saison: Dennis Bergmann (SC Victoria)

12. Juni 2019, 12:00 Uhr

Komm', lass' dir gratulieren: In der abgelaufenen Saison traf Dennis Bergmann (li.), der hier von Timo Stegmann beglückwünscht wird, in der Oberliga 23 Mal ins Schwarze. Foto: KBS-Picture.de

Dass diese Geschichte nicht mit dem Protagonisten selbst beginnt, sondern mit einem Satz über ihn, ist so gewollt. Manchmal passen die Worte anderer eben ganz gut. So wie im Fall von Dennis Bergmann. Jenem Spieler, den die FussiFreunde-Leser und -User in der vergangenen Woche zum Kicker der zu Ende gegangenen Saison 2018/2019 wählten. „Dass er von der Hamburger Amateurfußball-Community gewählt wurde, ist vollkommen richtig“, sagt Mathias Reß, der Pressesprecher des SC Victoria, „so wurden nicht nur seine Treffer sondern auch seine Gesamtleistung gewürdigt.“ Nach der Krone als bester Oberliga-Torschütze (23 Treffer, Anm. d. Red.) „hat er sich auch diese Auszeichnung absolut verdient“, lautet das Urteil von Reß.

Und einmal im Redefluss kommt Reß aus dem Schwärmen über „Diggy“, wie Bergmann im Team und von Freunden genannt wird, auch fast gar nicht mehr heraus. „Er hat Woche für Woche bewiesen, was für ein wertvoller Spieler er ist“, befindet Vickys Pressemann, der in Anlehnung an seinen eigenen Bundesliga-Herzensclub Eintracht Frankfurt sogar Vergleiche zieht: „Ich würde sagen, dass Dennis, zumindest in gewissen Teilen, die Spielintelligenz eines Sébastien Haller, die Geschwindig- und Wendigkeit eines Ante Rebic und die Kaltschnäuzigkeit eines Luka Jovic besitzt.“ Bergmann sei, so Reß abschließend, „in der Offensive wie eine Büffelherde, die kaum aufzuhalten ist und erst Ruhe gibt, wenn sie ihr Ziel erreicht hat.“

Lohmann: „Er ist ein angenehmer Zeitgenosse, mit dem es Bock bringt“

Unter Vicky-Coach Fabian Boll fühle er sich wohl, erklärt Dennis Bergmann. Foto: KBS-Picture.de

Mit seiner Einschätzung zu „Diggy“ steht Reß nicht allein da. „Es ist wirklich etwas ganz Besonderes, mit ihm zu spielen. Es ist in der Kabine immer witzig mit ihm. Ich glaube, in den Jahren, seitdem ich mit ihm zusammenspiele, habe ich noch nicht einmal gesehen, dass er schlecht drauf ist. Er ist einfach ein angenehmer Zeitgenosse, mit dem es Bock bringt“, sagt SCV-Keeper Dennis Lohmann, der Bergmann bereits seit gemeinsamen Zeiten beim FC Süderelbe kennt und fügt hinzu: „Fußballerisch braucht man glaube ich nicht viel sagen. Er hat Ideen wie kein anderer, ist mit einer Kreativität gesegnet, die ihresgleichen sucht und hat trotz seiner Torgefährlichkeit oft das Auge für den besser Stehenden. Ein absoluter Teamplayer! Am Elfmeterpunkt stehend hat er glaube ich einen Puls von 43.“ Und: „Im Tor hat er kürzlich im Saisonabschluss-Training ein lange verborgenes Talent zum Vorschein gebracht, zur etatmäßigen Nummer drei hat er sich schon hochgekämpft“, lacht „Lohmi“

Und noch einer, der es ganz genau wissen muss, stimmt ein Loblied auf „Diggy“ an: Mirco Bergmann, der beim FC Teutonia 05 spielt. „Sportlich zeichnen ihn Kreativität, Spielwitz und Technik aus. Im Eins-gegen-Eins auf engem Raum ist er top. Geb‘ ihm die Zehn, stell ihn vorne rein und geb‘ ihm alle Freiheiten, die er braucht – dann kann er jede Mannschaft bereichern und nach vorne bringen“, sagt der große Bruder über den kleineren und verrät: „Den einen oder anderen Spruch über seine tolle Statistik mit 23 Toren und zehn Vorlagen muss ich mir im Moment anhören, aber als Bruder kann man damit leben und man ist man natürlich stolz, dass er so eine Saison hingelegt hat – vor allem nach seinem kreuzbandriss von 2016 und dem Mittelfußbruch in dieser Saison. Als Torschützenkönig und Spieler der Saison muss er jetzt aber mal das eine oder andere Essen springen lassen…“

Mirco Bergmann: „Im Eins-gegen-Eins auf engem Raum ist er top“

Mit Tempo durchsetzen und dann das Auge für den Mitspieler haben - das ist eine der Stärken von Dennis Bergmann, befindet sein Teamkollege Dens Lohmann. Foto: Bode

Worte, die Dennis Bergmann sicher vernommen hat. „Ohne die Freiheiten, die ich vom Trainerteam und den Teamkollegen auf dem Platz bekomme, wäre dies nicht möglich gewesen. Ich denke, das ist eine Auszeichnung, die sich das Team in die Vita schreiben kann“, tritt der Viel-Gelobte ein wenig auf die berühmte Euphoriebremse, „mich freut es sehr, dass ich im Laufe der Saison der Mannschaft helfen konnte. Die Jungs waren in den schweren Zeiten, wo ich von Verletzungen geplagt war, für mich da, und ich bin froh, dass ich das mit Toren zurückzahlen konnte.“ Aber, so Bergmann weiter: „Ich bin nur ein Puzzleteil vom großen Ganzen. Ich sehe mich wie jeden anderen Spieler aus dem Teamgefüge und als einzelnes Zahnrädchen.“


Klar würde es ihn freuen, erzählt „Diggy“, wenn „ich in der neuen Saison nochmal eine gute Serie spiele und vielleicht wieder Torschützenkönig werde. Meine Kollegen und mein Bruder ziehen mich natürlich auf und sagen, dass ich dies nun bestätigen müsse – aber im Vordergrund steht immer die Mannschaft.“ Seine Treffer seien für ihn nur „die Kirsche auf der Torte“, sagt Bergmann, der neben Jean-Pierre Richter („Ich muss nicht viele große Worte erwähnen, er wie schon Bescheid“) und dem jetzigen Coach Fabian Boll („Ich fühle mich sehr wohl, ihn als Trainer zu haben“) auch „Co“ Marius Ebbers dankt und den von seinen Teamkollegen erwähnten Humor auspackt: „Ich bin froh, ihm mal zeigen zu können, wie man das in Hamburgs höchster Spielklasse mit dem Toreschießen macht. Ich glaube, den Titel Torschützenkönig hat er noch nicht. Da bin ich ihm jetzt einen Schritt voraus“, lacht Dennis Bergmann und verrät noch einen ganz besonderen Motivator: „Meine Freundin, die mir stets den Rücken frei hält.“

Jan Knötzsch