Oberliga

„Ich glaube, die jetzige Mannschaft ist ein ganzes Stück besser als die in der vergangenen Saison“

10. Oktober 2020, 19:20 Uhr

Das Duo an der Seitenlinie: Buchholz-Trainer Nabil Toumi (re.) und sein Assistent Jan Voß. Foto: Both

Vier Spiele, acht Punkte. Den VfL Lohbrügge und Union Tornesch bezwungen, dem HEBC und der TuS Dassendorf ein Remis abgetrotzt. Macht unterm Strich vorerst Platz zwei für den TSV Buchholz 08 und liest sich für einen Club, der in der vergangenen Saison im Tabellenkeller herumkrebste und nur aufgrund des Corona-Abbruchs in der Oberliga blieb, natürlich hervorragend. Wir haben mit Trainer Nabil Toumi und Torhüter Philipp Wilke nach dem Match in Dassendorf über die Gründe für den bisherigen Erfolg, die Unterschiede zur Vorsaison und die Ziele für die Spielzeit 2020/2021 gesprochen.

Und dabei sind Ziele, zumindest die in Form von Platzierungen, etwas, bei dem Nabil Toumi von Haus aus zurückhaltend ist. Schon früher, als er noch beim Harburger TB als Coach an der Seitenlinie stand, war Toumi einer, der nichts mit der Rolle als großer Lautsprecher am Hut hatte, wenn es lief. Eben eher einer aus der Kategorie derer, der Dinge sachlich, fachlich und im Falle von ausbleibendem Erfolg nicht minder kritisch beurteilt. Und so übt sich der Übungsleiter des TSV Buchholz 08 auch nach den anfänglichen Erfolgen seiner neuen Mannschaft eher im Understatement statt als Sprücheklopfer – obwohl er angesichts der Platzierung schon ein bisschen stolz auf seine Mannschaft und die bisher geleistete Arbeit sein und dies auch offensiv nach außen kund tun könnte. „Wer mich kennt, der weiß, dass ich kein Freund von Langzeitzielen und Definitionen über Tabellenplätze bin. Ich bin ein Anhänger davon, dass man sieht, dass das, was man sich unter der Woche oder in der Vorbereitung erarbeitet, auch auf dem Platz zu erkennen ist.“

„Wir haben ein paar andere Ideen – und die haben wir bislang ordentlich auf den Platz bekommen“

Coach Nabil Toumi (MItte) übernahm das Team aus der Nordheide erst in diesem Sommer. Foto: Both

Das ist es bislang in der Saison 2020/2021 fraglos. Aber warum? „Jeder, der die Mansnchaft in der vergangenen Saison gesehen hat, der wird erkennen: Wir haben ein paar andere Ideen – und die haben wir bislang ordentlich auf den Platz bekommen. Da gibt's natürlich Ziele, die wir mittelfristig haben, aber die haben nichts mit der Tabelle oder mit Punkten zu tun“, spricht Toumi darauf an, dass er vielmehr in erster Linie eine (Weiter-)Entwicklung sehen möchte. „Die Kadersituation bei uns ist jedem klar: Die Mannschaft von jetzt hat mit der aus der vergangenen Saison nicht mehr so viel zu tun. Der Vorteil den wir hatten war der, dass wir ein paar Wochen konzentriert arbeiten und im Gegenteil zu den Hamburger Vereinen auch frühzeitig Testspiele absolvieren konnten“, konstatiert Toumi und definiert weitere Faktoren: „Die Truppe ist jetzt jünger, sie ist athletischer. Und sie ist, so wie ich das wahrgenommen habe, lernwillig. Entsprechend überrascht mich die jetzige Situation nicht.“ Dennoch, so Toumi, sei es „besser, dass wir erst jetzt am vierten statt vielleicht schon am ersten Spieltag gegen Dassendorf ran mussten. Sowas kann ja schließlich auch in eine andere Richtung gehen.“ Eines aber, so erklärt der „08“-Übungsleiter, sei für ihn klar: „Ich glaube, die jetzige Mannschaft ist ein ganzes Stück besser als die in der vergangenen Saison.“

„Wir spielen ein ganz anderes System, das uns viel mehr Sicherheit bringt“

Philipp Wilke (re.) gehört zu den dienstältesten Spielern bei den Buchholzern. Foto: Both

Einer, der dies beurteilen kann, ist Philipp Wilke. Der Keeper stand auch schon in der zurückliegenden Spielzeit im Buchholz-Kader. „Wir sind ein ganz neues Team, vom Trainer angefangen bis hin zu vielen Spielern. Wir spielen ein ganz anderes System, das uns viel mehr Sicherheit bringt“, sagt der 28-Jährige und begibt sich auf die Ursache nach den Gründen für das aktuelle „Hoch“ bei den Nordheidern: „Buchholz hat immer davon gelebt, Spieler aus dem Landkreis Harburg zu holen. Die hatten, wenn überhaupt, Bezirksliga-Erfahrung. Dieses Jahr ist es uns dank Nabil und seinen Kontakten gelungen, auch mal Spieler zu holen, die Erfahrung in der Oberliga haben. Ljubisa Panic oder Dejan Sekac zum Beispiel. Das passt einfach. Die Jungs sind fit und schnell – das hat uns in der vergangenen Saison ein bisschen gefehlt. Und wenn man gut in die Saison kommt, dann kann man auch in Dassendorf mal gut bestehen und am Ende vielleicht mit einem weinenden Auge vom Platz gehen. Auch, wenn man sagen muss, dass Dassendorf zur Pause schon mit 3:0 oder 4:0 führen kann. Umso schöner ist es, dass wir einen Punkt mitnehmen konnten.“

„Wir haben einen krassen Zusammenhalt, aber trotzdem müssen wir beim Saisonziel auf dem Boden bleiben“

Beim Remis in Dassendorf bot der 28-jährige Schlussmann eine starke Leistung. Foto: Both

Das, was den TSV anno Okober 2020 auszeichne, sei „der neue Teamspirit“, befindet Wilke. „Der war in der vergangenen Serie zwar auch da, aber da waren wir in einem Negativlauf. Da hat eben nicht ein Rädchen ins andere gegriffen. Jetzt haben wir eine neue Spielphilosophie und alle ziehen mit“, so Wilke, der bejaht, dass der Unterschied auch darin liege, dass Buchholz eben richtigen Fußball spiele. „Das kann man so sagen. Die Neuzugänge sind keine Klopper, sondern Jungs, die einen guten Ball spielen können. Das versuchen wir auch. Wir müssen nur an unsere Stärke glauben. Wir trauen uns das jetzt zu, weil wir unsere Stärken kennen und uns der Trainer immer wieder sagt, dass wir es können. In der letzten Saison haben wir gegen Dassendorf einfach von der 1. bis zur 90. Minute jeden ball lang hinten raus geschlagen und gehofft, keinen Fehler zu machen“, führt Wilke aus.


„Dass, was wir jetzt auf die Platte bringen, kann gerne so weitergehen“, sagt der Torhüter. Um dann auf ganz andere Ziele zu schauen, als man vor der Saison vielleicht vermuten konnte? Stichwort Meisterrunde!? „Nein wir gucken nach wie vor nach unten. Wir sind eine komplett neu zusammengestellte Mannschaft. Wir haben Niklas Jonas als Stütze, dann mich als einen der Dienstältesten. Dazu Maximilian Fischer, der von Teutonia 05 zurückgekommen ist – das hilft uns ungemein“, sagt Wilke und präzisiert abschließend: „Wir haben einen krassen Zusammenhalt, aber trotzdem müssen wir beim Saisonziel auf dem Boden bleiben. Wir sind super reingekommen – das kennt man in Buchholz auch nicht. Wenn am Ende der Nichtabstieg steht, wäre das super...“