Regionalliga

Marcos‘ HSV-Rückkehr: „Fast in die falsche Kabine abgebogen“

Norderstedt-Duo kehrt an Ex-Wirkungsstätte zurück - „Sehr bitterer Ausgang“

02. März 2019, 23:48 Uhr

Ronny Marcos freute sich über seine Rückkehr, ärgerte sich aber über den Spiel-Ausgang. Foto: KBS-Picture.de

Zwei Jahre lang war der Hamburger SV sein sportliches Zuhause. 44 Mal lief er für die U21 der „Rothosen“ auf, neun Mal kam er für die Profis in der Bundesliga zum Einsatz. Nun kehrte Ronny Marcos mit Eintracht Norderstedt an die alte Wirkungsstätte zurück. An den Ort, wo ihm einst der große Durchbruch gelang. „Hamburg, Heimat – man fühlt sich auf jeden Fall wohl“, so der 25-Jährige im Anschluss an die unglückliche 1:2-Niederlage gegen seinen Ex-Club (alle Highlights im LIVE-Ticker), ehe er betonte: „Ich bin nicht zurückgekommen, um hier ein schönes Leben zu leben, sondern um Fußball zu spielen.“

Am Ausgleichstreffer seiner Eintracht war Marcos mit der Vorarbeit direkt beteiligt. Foto: KBS-Picture.de

Nichtsdestotrotz war die Freude bei Marcos groß, in sein „altes Wohnzimmer“, wie er die Anlage an der Hagenbeckstraße noch immer nennt, zurückzukehren. „Hier haben wir sehr viele Siege erlebt – gerade in der Saison unter Joe Zinnbauer. Das war ein sehr schönes Jahr. Man kommt immer wieder gerne hierher.“ Es war die Spielzeit 2014/15, als die „Rothöschen“ unter Zinnbauer mit erfrischendem Offensiv-Fußball begeisterten, den dritten Platz belegten, mit Ahmet Arslan zudem den Torschützenkönig stellten (19 Treffer) – und einen weiteren Akteur in den Reihen hatten, der mit zehn Treffern zweitbester Schütze im Team war: Nils Brüning (10). Auch der 24-jährige Angreifer, der die letzten dreieinhalb Jahre auf dem US-College von North Carolina verbrachte (wir haben mit ihm in einem Video-Interview über sein USA-Abenteuer gesprochen), feierte nun mit der Eintracht seine Rückkehr. Erst bereitete Brüning die erste ganz dicke Norderstedter Chance durch Jan Lüneburg mustergültig vor (10.), dann hatte er – nach dem aus dem sprichwörtlichen Nichts gefallenen 0:1 durch Manuel Wintzheimer (28.) – den Ausgleich auf dem Fuß, verzog jedoch (31.).

„Vielleicht haben wir uns mit der Roten Karte selbst geschlagen“

Doch da war ja noch ein gewisser Ronny Marcos, der kurz vor der Pause das 1:1 von Johann von Knebel einleitete und indirekt – Jonas David produzierte einen Querschläger – vorbereitete (39.). „Das Führungstor vom HSV kam überraschend“, befand nicht nur Marcos. Umso wichtiger war die Antwort der Garstedter. Dass es schlussendlich nicht für etwas Zählbares reichte, lag auch an der sehr harten Entscheidung von Referee Christian Scheper, der Marin Mandic eine Viertelstunde vor Schluss die Rote Karte aufs Auge drückte – nachdem dieser den schnellen Mats Köhlert direkt vor der HSV-Bank von den Beinen holte. Während sich EN-Coach Dirk Heyne über die Strafe echauffierte und selbst HSV II-Trainer Steffen Weiß gestand, dass er sich anstelle „des gegnerischen Trainers wahrscheinlich auch darüber aufgeregt“ hätte, konstatierte Marcos: „Wir haben uns mit der Roten Karte vielleicht selbst geschlagen. Ob man die geben muss, weiß ich nicht. Auch beim HSV waren sich einige unschlüssig. Danach ist es ein bisschen hitzig geworden.“ So hitzig, dass auch der bei den Hausherren eingewechselte Kusi Kwame das Spielende nicht mehr auf dem Platz erlebte – Gelb-Rot (83.).

„Im Endeffekt wäre ein Unentschieden gerecht gewesen“

Auch Nils Brüning kehrte an die ehemalige sportliche Heimstätte zurück. Foto: KBS-Picture.de

Es folgte die spielentscheidende Szene in Form „eines Standards, wo wir keinem richtigen Zugriff haben“, analysierte Marcos. Kwarteng spazierte nach der kurz ausgeführten Variante durchs Zentrum und ermöglichte dem freistehenden Wintzheimer dessen Doppelpack und zugleich den 2:1-Siegtreffer (85.). „Das ist sehr bitter und einfach ärgerlich gelaufen!“, zeigte sich Norderstedts Linksverteidiger enttäuscht. „Im Endeffekt wäre ein Unentschieden gerecht gewesen“, befand er. Und das in einem überaus umkämpften und wenig hochklassigen Derby. „Dass es kein schönes Spiel war, ist klar. Der Rasen war nicht ganz so einfach zu bespielen“, gab Marcos zu Protokoll – und führte erklärend aus: „Die Nachwuchs-Teams sind spielstarke Mannschaften und trainieren auch auf Kunstrasen – wir auch. Deswegen ist der Platz auch für uns kein Vorteil gewesen. Man hat ja gesehen, dass selbst der HSV viele lange Bälle gespielt und versucht hat, immer hinter die Kette zu kommen. Es war nicht einfach. Von daher kann man sagen, dass vielleicht von beiden Seiten mehr erwartet wurde.“

„Ich bin fast in die falsche Kabine abgebogen“

„Vielleicht haben wir uns mit der Roten selbst geschlagen“, mutmaßte Marcos. Foto: KBS-Picture.de

Auch wenn sein Team nun mit zwei Niederlagen aus der Winterpause gekommen ist, habe er „wieder eine Steigerung“ gesehen. „Klar ist es ein bisschen unglücklich – und man weiß ja, wie das ist: Wenn man nicht da oben steht, dann kommt auch noch Pech hinzu“, so Marcos, der abschließend zugab, vor dem Spiel „tatsächlich fast in die falsche Kabine“ abgebogen zu sein. „Ich war schon auf dem Weg in die Heim-Kabine, als mir gerade noch rechtzeitig einfiel, dass die Gäste-Kabine ja woanders ist“, verriet er mit einem Grinsen – und konnte dem Tag am Ende dann doch noch etwas Positives abgewinnen. Zumindest ein kleines bisschen: „Ich habe viele bekannte Gesichter wiedergesehen. Man kennt und schätzt sich.“ Viel lieber hätte er aber wohl die drei Punkte mitgenommen.


Autor: Dennis Kormanjos