Bezirksliga West

„Mit der Truppe, die wir haben, würden wir auch in der Landesliga bestehen“

08. Januar 2020, 15:19 Uhr

Von den FussiFreunde-Usern zum Spieler der Hinrunde gewählt: Philipp Ehlers. Foto: KBS-Picture.de

Das Votum fiel am Ende eindeutig aus. Mit 41,30 Prozent der Stimmen wurde Philipp Ehlers von den FussiFreunde-Usern zum „Spieler der Hinrunde“ gewählt und verwies damit mit Jeremy Wachter vom TuS Osdorf (33,92 Prozent) letztlich sogar einen Oberliga-Spieler auf den zweiten Rang. Grund genug, mit dem 28-Jährigen, der in der Bezirksliga West für Rasensport Uetersen am Ball ist, zu sprechen. Über seinen Titel, über seine bisherige Karriere, über die aktuelle Lage und die Perspektiven, die Raspo hat. Gesagt, getan.

„Es ist nicht selbstverständlich, dass ich diesen Titel 'Spieler der Hinrunde' tragen darf“, erklärt Ehlers direkt zu Beginn. Doch der Grund, warum er so viele Stimmen auf sich vereinigen konnte, liegt auf der Hand – das weiß auch der 28-Jährige: „Ich glaube, weil ich in zwölf Spielen mit 23 Treffern doch ziemlich viele Tore geschossen und 12 Assists gegeben habe, könnte man schon sagen, dass ich es verdient habe.“ Aber, so Ehlers direkt im nächsten Satz: „Das Ganze ist auch ein Verdienst der Mannschaft.“ Mit seiner Ausbeute übrigens liegt Ehlers in der Bezirksliga recht weit vorne in der Torjägerliste. Winkt ihm am Ende vielleicht sogar die Torjägerkanone, die das „kicker-Sportmagazin“ seit dieser Saison nicht nur für die Profis in den Bundesligen, sondern auch für Amateurfußballer ausgelobt hat? „Das mit der Kanone finde ich ganz cool, darauf arbeite ich hin“, konstatiert Ehlers.

„Im Gefängnis gegen Fuhlsbüttel zu spielen – das war ein großes Erlebnis, eine Erfahrung“

Mit Rasensport Uetersen gelang Philipp Ehlers in vier Saisons bislang drei Mal der Aufstieg. Foto: KBS-Picture.de

Wie es ist, tatsächlich doch ein bisschen mehr im Blickfeld zu stehen – das ist für den Mann im Raspo-Dress etwas gar nicht so Neues. Aus der Jugend von Concordia wechselte Philipp Ehlers einst zum TSV Uetersen. „Das war damals ein riesiger Schritt“, erinnert er sich, „wir hatten danach erfolgreiche Jahre. Der TSV war so eine Art Aufzugsmannschaft – wir waren zu gut für die Landesliga, aber zu schlecht für die Oberliga. Aber wir haben uns als Spitzenmannschaft in der Landesliga etabliert.“ So lange, bis schließlich in der Saison 2015/2016 der große Knall kam. „Dieser Bruch vor vier Jahren war persönlich sehr schade. Aber er war unvermeidbar“, sagt Ehlers und erinnert sich an den Hintergrund des Problems: „Die Fußballsparte fühlte sich benachteiligt. Beziehungsweise: Der Gesamtverein wollte den Fußball nicht mehr so fördern, weil er zu teuer war. Fußball ist ein Sport, der ein bisschen Geld kostet. Am Ende hat sich das überworfen.“ Damals wie heute hörte Philipp Ehlers' Trainer auf den Namen Peter Ehlers – der Onkel des Mittelfeldspielers. Coach Ehlers wurde im Zuge dieses Hin und Her seinerzeit vom TSV entlassen.

Eine besondere Situaton für den Spieler Ehlers, wenn der eigene Onkel gehen muss? „Das Eine ist das Familiäre, das Andere das Sportliche – das konnten wir immer ganz gut trennen. Aber es tut natürlich schon weh, wenn der eigene Onkel vor die Tür gesetzt wird und man nichts machen kann. Ich hab's sportlich gesehen – und letztlich hat es auch ein Großteil der Mannschaft sportlich gesehen und ist mit Peter zum neuen Verein gewechselt“, blickt Philipp Ehlers zurück. Der neue Verein – das ist Rasensport Uetersen. Der neugegründete Club musste ganz unten anfangen. „Als wir den Neustart gemacht haben, wurde gerade die Kreisklasse B eingeführt. Da haben wir dann zwei Mal im Gefängnis gegen Eintracht Fuhlsbüttel spielen müssen – da erinnere ich mich dran. Das war ein großes Erlebnis, eine Erfahrung – auch für die damals noch junge Truppe. Aber jedes Wochenende möchte ich da auch nicht spielen“, schaut Raspos Mittelfeldmann zurück auf die Zeit, in der die Equipe aus Uetersen in vier Jahren drei Mal souverän als Meister aufstieg.

„Wir sind stark besetzt – das haben wir in diversen Test und in Pokalspielen schon bewiesen“

Kein Grund zur Panik: Philipp Ehlers ist sich sicher, dass Uetersen auch in der Landesliga mithalten würde. Foto: KBS-Picture.de

Und auch jetzt steht Raspo schon wieder oben. In der Bezirksliga West führt das Team mit vier Punkten Vorsprung die Tabelle an. Ein Aufsteiger an der Spitze – ein Zeichen dafür, dass das Niveau in den Ligen nachgelassen hat? „Das würde ich nicht sagen. So sehe ich das aktuell nicht. In unserer Staffel sind mit Kummerfeld, Egenbüttel oder Heidgraben auch ziemlich starke Mannschaften vertreten, die starke Spieler mit Bezirks-, wenn nicht sogar Landesliga-Niveau haben.“ Vor allem Kummerfeld bereite Raspo derzeit – Achtung, Wortspiel – „ein bisschen Kummer. Am ersten Spieltag des neuen Jahres spielen wir gegen sie, da haben wir es selbst in der Hand“, wagt Philipp Ehlers einen Ausblick. Und der erstreckt sich dann auch auf die Liga, in die Uetersen im Falle eines Falles aufsteigen würde: „Mit der Truppe, die wir haben. Würden wir auch in der Landesliga bestehen“, ist er sich sicher, dass die „Rasensportler“ im Sommer nicht großartig aufrüsten müssten.

Nach der Landes- würde die Oberliga folgen – auch das ein Ziel, das man in Uetersen realistisch gesehen anpeilen kann? „Das erste Ziel zu Beginn des Projekt sei es gewesen „so schnell wie möglich in die Landesliga aufzusteigen. Dafür stehen wir aktuell ganz gut da und haben noch fünf Monate. Wir sind stark besetzt – das haben wir in diversen Test und in Pokalspielen auch schon bewiesen. In dieser Saison sind wir in der Ersten Runde nur knapp mit 2:3 gegen den SC Victoria rausgeflogen. Im Jahr davor haben wir gegen diverse Landesligisten bestanden und sind erst im Elfmeterschießen gegen den TuS Osdorf aus der Oberliga rausgeflogen. Ich glaube, dass wir mithalten können“, befindet Ehlers, der abschließend auf die Frage, ob er denn seine Karriere in Uetersen beenden werde, antwortet: „Man macht sich so ein, zwei Gedanken. Allerdings habe ich meinen Lebensmittelpunkt in Uetersen und wohne fünf Minuten vom Platz entfernt. Aktuell bin ich bei Raspo sehr zufrieden.“ Angebote aber würde er sich „anhören, das ist legitim.“ Doch große Gedanken daran verschwendet er nicht, eher an etwas anderes: „An den Aufstieg und eine geile Abschlussfahrt nach Malle...“

Jan Knötzsch