Oberliga 01

Nach Ansetzungs-Irrsinn: Hamm-Coach Marschall „wütend und fassungslos“

11. Januar 2022, 17:17 Uhr

Sidnei Marschall fletscht die Zähne: Der Hamm-Coach ist brüskiert über die Ansetzungen des Hamburger Fußball-Verbandes. Foto: noveski.com

Am Montag verriet uns Elvis Nikolic, Trainer des VfL Lohbrügge, dass man aktuell sechs positive Corona-Fälle innerhalb der Mannschaft zu verzeichnen habe – und nun die Notbremse zieht: „Wir haben vereinsintern beschlossen, dass der Trainingsbetrieb bei uns in dieser Woche eingestellt und das Spiel am Samstag abgesagt wird!“ Für ihn sei es „absolut Irre, dass wir im Januar spielen müssen, obwohl die Vereine es nicht wollten. Wir machen das alle mit, weil wir unter dem Druck stehen, spielen zu müssen – da es um Auf- und Abstiege geht. Aber wir haben jetzt für uns eine Entscheidung getroffen. Und vielleicht fühlen sich andere Vereine dadurch ermutigt, den Wahnsinn mal ein bisschen einzudämmen.“

Marschall ärgert sich, dass er und sein Team keine Pause hatten. Foto: noveski.com

Apropos Wahnsinn: Eigentlich hätte Lohbrügge bereits am kommenden Samstag zum Oberliga-Nachholspiel gegen den Hamm United FC antreten sollen. Nicht nur für Nikolic, der betont, dass man mehr „an die Gesundheit unserer Spieler denken“ solle, ein absolutes Unding. Auch bei Hamm stößt die Terminierung von Seiten des Hamburger Fußball-Verbandes auf wenig Gegenliebe, um das mal sehr milde auszudrücken. HUFC-Coach Sidnei Marschall findet diesbezüglich klare Worte: „Das ist eine kleine Frechheit, was sich der Verband erlaubt!“ Und weiter: „Das Theater ging schon mit der Staffeleinteilung los. Das wurde ja so gehandhabt, um weniger Spiele zu haben und das Risiko, sich mit Corona zu infizieren, zu minimieren. Und dann ist der Pflichtspielstart in der Oberliga auf den 21. Januar datiert. Jeder Mensch weiß doch, wie die Temperaturen zu dieser Jahreszeit und in diesen Monaten sind. Ich verstehe nicht, wie man schon zu diesem Zeitpunkt mit der Rückrunde starten kann?!“

"Nach fünf Tagen Vorbereitung sollen wir ein Pflichtspiel absolvieren!"

Mehr noch. Für die „Geächteten“ hätte es ja eigentlich schon am kommenden Wochenende, also eine Woche vor dem offiziellen Start, losgehen sollen. „Wir mussten schon unser Nachholspiel in Curslack am 18. Dezember bestreiten. Das heißt. Unsere Jungs hatten gar keine Pause. Wir mussten zwischen Weihnachten und Silvester trainieren.“ Doch nun der Hammer: „Das Bezirksamt Mitte hat alle Plätze vom 20. Dezember bis zum 9. Januar gesperrt. Wir hatten also keinen Platz, um zu trainieren!“, echauffiert sich Marschall, der mit seinen Mannen am gestrigen Montag erstmals auf den „Court“ zurückkehren durfte. „Und dann sollen wir nach fünf Tagen Vorbereitung am Wochenende ein Pflichtspiel gegen Lohbrügge bestreiten! Wie soll das bitte funktionieren? Wie sollen wir die Spieler
schützen – und vor allem darauf vorbereiten?“

"Der Verband will das Risiko minimieren, erhört es aber"

Von offizieller Seite ist das Nachholspiel von Hamm beim VfL Lohbrügge am kommenden Samstag noch immer nicht abgesetzt. Foto: noveski.com

Hinzu kommt, dass die jeweiligen Testspielgegner des HUFC – der SC Victoria und der ETSV Hamburg – die Partien kurzfristig absagen mussten. „Wir haben zwischen den Tagen versucht, irgendwo in ganz Hamburg irgendwelche Plätze zu buchen, um trainieren zu können“, spricht Marschall über den ganzen Irrsinn. Mit Ausflügen in die Halle oder ins Fitnessstudio habe man versucht, alles Mögliche zu tun. „Wir sind sogar bei Minusgraden Laufen gegangen.“ Die Konsequenz: Auch in Hamm grassiert wieder eine Corona-Welle. „Wir mussten ja irgendwas tun, waren dazu gezwungen – und konnten ja nicht nichts machen, weil bereits ein Nachholspiel angesetzt war“, schimpft „Sid“.


Der Coach des HUFC findet klare Worte – und legt nach: „Der Verband macht die Einteilung, um das Risiko zu minimieren, erhöht es aber mit solchen Entscheidungen. Man kann einfach nur den Kopf schütteln. Es macht mich auch ein bisschen wütend und fassungslos, dass man solche Entscheidungen trifft, im Januar Fußball spielen zu müssen!“

Drei Abgänge bei Hamm: Innenverteidiger-Duo weg

Innenverteidiger Leon Osehi (re.) wird den "Geächteten" für mindestens drei Monate fehlen. Foto: noveski.com

Was das Personelle betrifft, hat es beim Tabellensiebten der Oberliga-Staffel 1, der noch drei Spiele mehr in der Hinterhand hat als ein Großteil der Konkurrenz, im Winter drei Abgänge gegeben: Während Jannis Niestädt zum Bremer SV zurückkehrt, zieht es Leon Osehi für mindestens drei Monate nach Mexiko. Damit kommt Hamm das bisherige Innenverteidiger-Duo abhanden! „Natürlich suchen wir noch neue Spieler – vor allem auf der Position. Da befinden wir uns auch schon in Gesprächen, aber noch ist nichts konkret“, lässt uns Marschall wissen. Auch Alpheo Diego gehört nicht mehr zum Kader des HUFC.

Autor: Dennis Kormanjos