Reinbeker Youngster lassen nach Titelgewinn die Hüllen fallen

Doppelter Club-Erfolg sorgt für feuchtfröhliche Nacht

09. Juni 2017, 11:55 Uhr

Der TSV Reinbek befindet sich mit seinen Youngsters „wieder auf dem richtigen Weg". Foto: Andrea Kuri

Mit einer vor zwei Jahren zusammengestellten Truppe, die zu diesem Zeitpunkt nicht mal das gesetzliche „Erwachsenen-Alter“ besaß, ging Trainer Rüdiger Neuhaus mit der TSV Reinbek einen Neuanfang an, der nun im Titelgewinn in der Kreisklasse 2 und dem damit verbundenen Aufstieg mündete. „Damit konnten wir den Alteingesessenen beweisen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, zeigt sich Neuhaus stolz. Am Tag der Entscheidung gelang aber nicht nur dem Liga-Team das Maximum, sondern auch die Zweitvertretung feierte auf dem selben Gelände zeitgleich den Klassenerhalt. Deshalb gab es im Anschluss eine riesen Sause, die die ganze Nacht anhielt - und bei der anfangs nicht nur alle Hemmungen fallen gelassen wurden...

Kein TSV`ler blieb nach dem Erreichen der Meisterschaft trocken. Foto: Andrea Kuri

Am Stammtisch im Vereinsheim der TSV Reinbek erinnern sich die etwas Älteren gerne an die Zeiten, als deren Liga-Mannschaft noch in der Landes- und Verbandsliga auflief. Das letzte Erscheinen in Hamburgs Beletage liegt allerdings schon 16 Jahre zurück. Doch aufgrund verschiedener Umstände gab es einen kompletten Umbruch mit einem absoluten Neuanfang, weshalb sich der Verein während der letzten drei Spielzeiten in der Kreisklasse wiederfand. Damit ist jetzt aber Schluss! Denn mit dem Erreichen des Meistertitels der Zweier-Staffel geht es nun wieder eine Etage höher, was durchaus mit Wohlwollen betrachetet wird. „Mit dem Titel konnten wir den Alteingesessenen beweisen, dass wir dabei sind, wieder etwas Gutes aufzubauen, und dass wir uns in der richtigen Bahn befinden“, freut sich Trainer Rüdiger Neuhaus, der seit seinem Amtsantritt 2015 hervorragende Arbeit leistet.

Denn damals wurde der Coach, der sich auch um die Jugendarbeit kümmert, gefragt, ob er die Liga-Mannschaft übernehmen könne. Sein Problem: Es gab keinen einzigen Spieler mehr, auf den er zurückgreifen konnte. Deshalb sah der Übungsleiter nur eine Möglichkeit: „Ich fragte die A-Jugend, die sich zu dem Zeitpunkt eigentlich auflösen wollte, ob sie sich das zutrauen würden, geschlossen in den Herrenbereich zu gehen.“ Dabei gestand Neuhaus seinen Jungs zu, dass sie durchaus Fehler machen dürfen, sodass die extrem junge Mannschaft gemeinsam das Projekt anging. Lediglich vier Spieler hatten zu diesem Zeitpunkt bereits ihr 19. Lebensjahr erreicht, womit sie die Ältesten des Teams waren. Dennoch mischten sie schon in ihrer ersten Herren-Saison die Klasse auf. Am Ende der Spielzeit 15/16 erreichte man direkt den sechsten Platz. „Wären wir in der Saison nicht noch etwas zu jung und naiv gewesen, hätten wir bereits aufsteigen können. Deshalb war ich in diesem Jahr der Meinung, dass der Aufstieg mit den Jungs einfach funktionieren muss“, so Neuhaus, der sich nun darüber freut, dass es tatsächlich geklappt hat: „Wir mussten zwar bis zum Schluss etwas zittern, aber letztlich haben wir es geschafft. Wir sind im Verein sehr froh darüber, dass das mit den jungen Spielern so gut läuft. Aus der Jugend haben wir weiterhin regelmäßig einen guten Nachwuchs, weshalb von dort künftig weitere talentierte Jungs nachrücken werden.“

Neuhaus: „Mit dem Abpfiff wurde es sehr feuchtfröhlich"

Den Triumph ihrer Jungs feierten Angehörige und Fans unter anderem mit bengalischen Fackeln. Foto: Andrea Kuri

Dennoch musste die Mannschaft im letzten Sommer noch auf einigen Postionen verstärkt werden, um das Ziel von der Kreisliga mit einer gewissen Erfahrung abzudecken. Doch auch diese punktuellen Verstärkungen sind nicht älter als Mitte 20. Dabei verpflichtete der Verein mit Florian Winter (V/W Billstedt II) und Pascal Wittenhagen (kam zur Rückserie von der TSG Bergedorf III) zwei Tor-Granaten, die zusammen für 35 Buden verantwortlich waren. Neuhaus: „Ich brauchte die neuen Spieler, um einfach noch ein bisschen Sicherheit auf bestimmten Positionen reinzubringen.“ Aufgrund der guten Leistung bekam Wittenhagen prompt Anfragen von Bezirksligisten, die der Angreifer jedoch allesamt dankend ablehnte. „Pascal möchte gerne bei uns bleiben, weil ihm das System so gut gefällt. Ich lege nämlich viel Wert auf ein sicheres Passpiel sowie Kondition und ich bin kein Freund von langen Bällen. Das ist nicht mein Spiel. Denn über langen Hafer kann jeder.“

Damit verriet der Zepterschwinger wohl das offensichtliche Erfolgsrezept, das nun zum Titel und zum Aufstieg führte, was gebührend gefeiert wurde. Allerdings geschah das nicht nur Mannschaftsintern, da sich die Zweite Herren zeitgleich auf dem selben Vereinsgelände mit einem 9:5-Sieg gegen den FC Veddel United den Klassenerhalt in der KK 3 sicherte. „Dementsprechend, weil beide Spiele zeitgleich endeten und die jeweils maximalen Ziele erreicht wurden, wurde es dann mit dem Abpfiff wirklich sehr feuchtfröhlich“, berichtet Neuhaus. Auch die Fans feierten mit bengalischen Fackeln und lauten Gesängen ihre Jungs, die sich ihre vorher bedruckten „Meister“-Shirts überschmissen und sich mit allem, was sie in die Hände bekamen, gegenseitig duschten. Dabei blieben selbstverständlich auch die Trainer nicht verschont, die kurz vor ihrer Ankunft am Kabinengang die volle Ladung abbekamen. Neuhaus: „Ich habe einfach nach Allem gestunken. Nach Sekt, Bier und Longdrinks. Aber das war voll okay, denn die Jungs haben einfach mal alles rausgelassen, was sich über die Saison an Anspannung bei ihnen aufgebaut hatte.“

Was die persönlichen Emotionen des Trainers anging, kamen diese erst am Tag danach richtig zur Geltung, da seine innere Anspannung ein so hohes Level erreichte, dass sie selbst während der Party nicht wich. „Als ich dann am nächsten Tag realisiert hatte, was wir geschafft haben, bin ich auch mit einem breiten Dauergrinsen durch die Gegend gelaufen. Denn wir sind nicht nur aufgestiegen, sondern haben zudem den Titel geholt. Ich bin ja so ein Verrückter, der immer das Bestmögliche erreichen will.“

Vor den Kabinen gab es nackte Tatsachen

Nach dem Abpfiff lagen sich die Spieler noch angezogen in den Armen. Später ließen sie teilweise die Hüllen fallen. Foto: Andrea Kuri

Apropos „Party“ und „verrückt“: Das die Jungs der TSV Reinbek nicht nur gut kicken, sondern auch ordentlich feiern können, stellten sie nämlich auch unter Beweis. Denn nach den obligatorischen Alkoholduschen floss anschließend jede Menge kühles Nass die durstigen Kehlen hinunter, sodass später sämtliche Hemmungen fielen. So kam es unter anderem sogar dazu, dass ein paar Spieler komplett blank zogen und vor den Kabinen in ihren Adams-Kostümen umhertanzten, was sich später – dann jedoch bekleidet – im Vereinsheim fortsetzte. Dort ging die Feier die ganze Nacht hindurch. Insgesamt wurden 16 Kisten Bier plus jede Menge Rum- und Wodkaflaschen geleert. „Die Letzten waren am nächsten Morgen gegen 06:30 Uhr zuhause. Die sind dann sogar von Reinbek bis nach Billstedt gelaufen“, schmunzelt Neuhaus, der insgesamt nicht nur mächtig stolz auf seine Jungs ist, sondern auch an die Menschen im Vereinsumfeld denkt: „Ich muss mal dem Team hinter dem Team danken: Dazu gehören mein Co-Trainer Jörg Wusttrak und mein Torwarttrainer Frank Walter. Aber genauso gehört Etienne Moch (Coach TSV Reinbek II; Anm. d. Red.) dazu, weil wir alle zusammen bei Null anfingen und das Beste daraus gemacht haben. Außerdem möchte ich auch den Spielerfreundinnen danken, die echt ein verrückter Haufen sind. Und auch Andrea Kuri gehört dazu, die pro Spiel locker 300 Fotos macht, um sie dann zur Verfügung zu stellen. Und natürlich möchte ich mich auch beim Vorstand, bei unserem Fußball-Abteilungsleiter Peter Nikolaus und Jens `Wischi´ Wischniewski, der alles ermöglicht, was mit dem Equipment zu tun hat, bedanken. Und na klar danke ich auch Tommy unserem Vereinswirt, ohne den wirklich gar nichts geht. Er macht innerhalb weniger Minuten alles möglich und ist genauso ein Verrückter wie wir.“

Neuhaus: „Auf lange Sicht schauen wir wieder in Richtung Bezirksliga"

Ob Vereinswirt Tommy auch nächste Saison eine große Feier ermöglichen darf, bleibt abzuwarten. Allerdings soll zunächst ein Schritt nach dem anderen gegangen werden. „Ich möchte mit den Jungs eine Truppe aufbauen, die vielleicht in den nächsten fünf, sechs Jahren mal etwas Höheres angehen kann. Das soll sich langsam entwickeln. Im nächsten Jahr wollen wir in der Kreisliga erstmal den Klassenerhalt schaffen, was für uns das A und O ist. Dann wollen wir aber auch mit den neuen, jungen Spielern vielleicht übernächstes Jahr schauen, ob wir einen weiteren Schritt gehen können um auf lange Sicht wieder in die Bezirksliga zurückkehren. Aber nur mit Nachwuchsspielern und ohne ein gewisses Budget ist unser Ziel wirklich erstmal lediglich der Klassenerhalt“, stellt der Trainer klar. Doch egal wie die Mannschaft im nächsten Jahr abschneidet. Fakt ist: Diese Saison holte sie sich den Meistertitel! Genau dazu gratuliert selbstverständlich auch die komplette FussiFreunde-Redaktion und bedankt sich außerdem bei Andrea Kuri für die tollen Bilder.

Autor: Mathias Merk