Oberliga 01

Seidel: „Wir werden keinen Protest einlegen“

15. Oktober 2021, 17:37 Uhr

Cordi-Präsident Matthias Seidel (re.) - hier mit Sportchef Mato Mitrovic - verrät uns, dass man keinen Protest einlegen wird. Foto: noveski.com

Es war ein turbulentes Spiel und sorgte für ein Nachspiel: Am späten Donnerstagnachmittag fragten die Verantwortlichen von Concordia Hamburg ihre „Rock-it-Community“, ob nach dem 2:2 am vergangenen Sonntag gegen Curslack „aufgrund eines potenziellen Wechselfehlers durch den SVCN Protest eingelegt werden soll“ (HIER). Die Antwort der Schwarmintelligenz fiel recht deutlich aus – und lautete: Pro Protest. Nun aber lässt uns Cordi-Präsident Matthias Seidel wissen, dass der Verein keinen Einspruch einlegen wird!

Zunächst einmal schildert uns Seidel den Sachverhalt aus seiner Sicht. Er selbst war am letzten Sonntag im Sportpark Hinschenfelde nicht nur anwesend, sondern tickerte die Partie zugleich als Offizieller über „fussball.de“ – auch die Wechsel. Und genau darum geht es. Schiedsrichter Gerrit Breetholt (GW Eimsbüttel) vermerkte im offiziellen Spielbericht vier Curslack-Wechsel in vier verschiedenen Zeitfenstern (41., 49., 77., 85.) – drei Zeitzonen wären nur erlaubt gewesen. Aber: Der von Breetholt in der 49. Spielminute eingetragene Wechsel von Özgür Bulut, der den verletzten Marco Schubring ersetzte, ereignete sich in der 46. Minute. Da die Halbzeit nicht als neues Zeitfenster zählt, wartete Curslack-Coach Christian Woike ganz bewusst mit dem Spielertausch und agierte in der Schlussphase des ersten Abschnitts, Schubring verletzte sich ohne Fremdeinwirkung nach 42 Zeigerumdrehungen, sogar in Unterzahl.

"Auf all unseren Bildern ist zu sehen, dass dort nur unsere beiden Spieler standen"

Um die Einwechslung von Özgür Bulut (Mi.) ging es den Concorde. Dieser soll sich ohne vorherige Anmeldung zur zweiten Hälfte auf den Platz begeben haben. Foto: noveski.com

„Ich fand den Schachzug gut, dass gewartet wurde“, erklärt uns Seidel nun, „habe mich dann aber gewundert, dass kein neuer Spieler eingewechselt wurde“, nahm er zu Beginn des zweiten Durchgangs nur die beiden Cordi-Wechsel wahr. Denn: „Bei einer Einwechslung müssen die Spieler ja, damit es auch für alle klar ersichtlich ist, an der Mittellinie stehen und sich anmelden. Auf all unseren Bildern ist aber klar zu sehen, dass dort nur unsere beiden Spieler standen und eben nicht der Spieler von Curslack-Neuengamme.“ Schon während des Spiels habe Seidel „gesagt, dass dort ein Wechselfehler vorliegt. Wir haben aber abgewartet, bis der offizielle Spielbericht rauskam. Und dort hat der Schiedsrichter den Wechsel eben auch in der 49. Minute eingetragen.“

"Wir haben keinerlei Partei ergriffen"

Daraufhin habe man zu Beginn der Woche „intern viel und auch sehr kontrovers diskutiert“, verrät Seidel. „Und dann haben wir uns gesagt: Wenn wir schon so ein Projekt machen, dann fragen wir doch die User. Wir haben keinerlei Partei ergriffen, sondern das Ganze sehr neutral gehalten.“ Dabei macht Seidel auch keinen Hehl daraus, dass Curslack rein sportlich betrachtet „aufgrund der ersten 60 Minuten zurecht hätte gewinnen können. Wenn man die letzten 30 Minuten sieht, dann geht das 2:2 in Ordnung. Mit dem Elfmeter hätten wir sogar noch eine Spur weit glücklich gewinnen können.“

"Es gibt nun mal Regeln - und dann wäre es das Recht gewesen"

Viele heiße Duelle im Sportpark Hinschenfelde: Dallas Aminzadeh (Mi.), der ebenfalls zur zweiten Halbzeit reinkam, gegen Yanneck Schlufter. Foto: noveski.com

Nicht nur Cordi-intern habe man viel gesprochen und diskutiert, Seidel selbst hat am Dienstag mit einem Mitarbeiter des Hamburger Fußball-Verbandes telefoniert, „ihm die Situation dargestellt und sämtliche Argumente geliefert“. Da der Schiedsrichter „nicht verantwortlich für die Einhaltung der Anzahl der Wechsel und der Wechselfenster“ sei, habe er sich gedacht: „Er notiert, wie es ist und er es gesehen hat – in dem Fall mit einem vierten Wechselfenster.“ Da es sich dann um einen Regelverstoß handeln würde, war die Überlegung da, offiziell Protest einzulegen. „Es gibt nun mal Regeln. Und dann wäre es das Recht gewesen, das einzufordern, und vielleicht sogar Pflicht, weil es auch andere Mannschaften betrifft, wenn ein Wechselfehler nicht geahndet wird“, spricht Seidel auf die Konkurrenz an.

"Wir haben lediglich aufgrund der Faktenlage mit dem Gedanken gespielt"

Aber: „Der Schiedsrichter hat sich nun bei uns gemeldet und gesagt, dass ein ‚redaktioneller Fehler‘ vorgelegen habe. Und wir haben im Vorfeld definitiv gesagt: Wenn es ein Fehler vom Schiedsrichter war, dann belassen wir es dabei. Aber wenn Curslack einfach total fahrlässig handelt, dann ist es ein Vergehen, was der Verein zu verantworten hätte. Wir haben einfach aufgrund der Faktenlage, und das ist der offizielle Spielbericht nun mal, mit dem Gedanken gespielt, Einspruch zu erheben“, berichtet Seidel, dass das Gespann den Wechsel in der Pause wohl doch wahrnahm. Demnach habe man „entschieden, dass wir keinen Protest einlegen werden“. Im Endeffekt bleibt festzuhalten: Ein kleiner Zahlendreher mit großer Wirkung und ein Schiri-Fauxpas, der für viel Verwirrung und Konfusion gesorgt hat. Doch nun kann der Fokus wieder aufs Sportliche gelegt werden… 

Autor: Dennis Kormanjos