Stuhlmachers Rundumschlag – „Kann nicht klar denken!“

Nach Pleite bei BU: MSV-Coach schießt gegen eigenen Verantwortlichen scharf

05. September 2015, 18:32 Uhr

Will er seinen Rauswurf provozieren? "Nur auf die Missstände aufmerksam machen", so Matthias Stuhlmacher. Foto: KBS-Picture.de

Mit 0:2 unterlag der Meiendorfer SV beim HSV Barmbek-Uhlenhorst. An sich nichts großartig Ungewöhnliches – schließlich reitet BU zurzeit auf einer wahren Euphoriewelle. Während bei den Mannen von der B75 zuletzt die Konstanz fehlte. Doch nach dem Spiel ging es in einem Nebenraum im Borgweg-Stadion, wo die Pressekonferenz zum Spiel stattfand, richtig rund. MSV-Coach Matthias Stuhlmacher holte zum verbalen Rundumschlag gegen einen Verantwortlichen des eigenen Clubs aus und attackierte diesen scharf. Ein Auszug: „Mit der handelnden Person werde ich kein Wort mehr sprechen!“

Was war passiert? Vor rund drei Wochen fragte Barmbeks Liga-Beauftragter Volker Brumm beim MSV an, ob es möglich sei, die Partie vom ursprünglichen Termin, der ein Sonntag war, auf den Samstag vorzuverlegen. Dem stimmte Meiendorf zu – ohne davon jedoch Trainer Stuhlmacher in Kenntnis zu setzen. „Ich hätte einer Spielverlegung auf den Samstag nie und nimmer zugestimmt! Dieses Spiel haben wir schon vor drei Wochen verloren, als dem stattgegeben wurde.“ Der Grund für die Aufruhr Stuhlmachers: „Alle Personen, die für diesen Verein aktiv sind, sollten eigentlich wissen, dass wir Spieler im Kader haben, die alle 14 Tage an einem Samstag arbeiten müssen. Sie versuchen ihre Schichten extra so zu legen, dass sie an den Heimspielen dabei sein können. Leute, die so eine Entscheidung treffen, dürften nicht mehr klar bei Trost sein und nicht denken können. Sie sollten in ihrem Leben nie wieder etwas zu sagen haben! Wenn ich dann auch noch höre, dass der Gegner am Sonntag personelle Probleme gehabt hätte, dann sag ich nur: Herzlichen Glückwunsch!“

Harter Tobak von Stuhlmacher, der zwar keinen Namen nennen wollte, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass er mit seiner Kritik Manager Jens Malcharczik meint. „Es gibt nicht viele Leute bei uns im Verein, die eine Position inne haben, um ein Spiel zu verlegen. Intern herrscht alles andere als aufrichtige Ehrlichkeit. Es gibt Spieler, die laufen seit elf Monaten ihren Auflaufprämien hinterher. Das ist äußerst bedenklich.“ Auch um die Kommunikation scheint es nicht gerade rosig bestellt zu sein: „Nach der Anfrage von BU, das Spiel zu verlegen, erhalte ich von dieser Person acht Tage lang keine Antwort. Dann heißt es: 'Das Spiel ist verlegt.' Daraufhin antworte ich, das diese Entscheidung sofort rückgängig gemacht werden soll und erhalte wieder drei Tage lang keine Antwort, bis es heißt: 'Es bleibt beim 5.9." Dass das Verhältnis zwischen Stuhlmacher und Malcharczik schon seit Jahren ein angespanntes ist, war schon in den vergangenen Spielzeiten offenkundig, als es nahezu in jeder Winterperiode viele Irrungen und Wirrungen gab, was eine weitere Zusammenarbeit anbetraf. „Die Spieler haben keine Antwort erhalten, bis sie sich am Dienstag schriftlich an mich gewandt haben. Sie haben dem Verein die Pistole auf die Brust gesetzt und ein Ultimatum gestellt: sollte das Geld bis zum Freitag nicht da sein, werden sie am Samstag nicht auflaufen!“

Mit den beiden Facklam-Brüdern standen dem MSV lediglich zwei Mann auf der Ersatzbank zur Verfügung, wobei sich Fabian Facklam die Woche über auch noch mit einem grippalen Infekt herum plagte. Nicht mit dabei waren unter anderem der zweite Keeper, Marcel Reimers, sowie die Subasic-Brüder Robert und Gabriel. Christopher Lindenau und Yiner Arboleda Sanchez fehlten rotgesperrt. „Wir haben nicht einmal einen zweiten Torwart auf der Bank gehabt. Was passiert denn, wenn Tobi Sävke nicht gekommen oder während des Spiels ausgefallen wäre, soll ich mich dann selbst ins Tor stellen? Wir versuchen nicht wegen, sondern trotz einiger Personen guten Fußball zu spielen. Aber irgendwann ist das nicht mehr möglich.“ Stuhlmacher redete sich seinen ganzen aufgestauten Frust von der Seele. Auf die abschließende Frage, ob eine weitere Zusammenarbeit aufgrund des zerschnittenen Tischtuchs überhaupt möglich sei, wollte er „keine Aussage“ treffen. „Innerhalb der Mannschaft fühle ich mich wohl, ich sehe großes Potenzial. Aber das ganze Drumherum macht es mir und uns nicht einfacher. Leider ist es inzwischen auch kein Einzelfall mehr…“