Oberliga

Zessin: „Es wird in Wedel kein zweites Pinneberg oder Lurup geben“

Kaderplanungen beim Wedeler TSV gestalten sich schwierig

16. Mai 2019, 17:07 Uhr

Muss für die neue Saison einen konkurrezfähigen Oberliga-Kader auf die Beine stellen: Wedels Manager Thorsten Zessin. Foto: KBS-Picture.de

Am vergangenen Sonntag so gegen Mittag war die Welt für Thorsten Zessin einfach nur in Ordnung. Freudestrahlend lagen sich der Manager des Wedeler TSV und Trainer Andelko Ivanko in den Armen und jubelten ausgelassen. Beide feierten den Klassenerhalt – das „Wunder von Wedel“, das die Oberliga-Fußballer soeben mit einem 5:2-Sieg gegen Concordia zu 99,9 Prozent perfekt gemacht hatten, nachdem die Wedeler im Winter weit abgeschlagen hinter der Konkurrenz her hinkten und eigentlich fast schon abgeschrieben waren. Der Ligaverbleib – für Zessin war er zugleich der Startschuss, jetzt endlich vernünftig in die Planungen für die kommende Spielzeit starten zu können.

Denn was das angeht, hatte es in den vergangenen Wochen rund ums Elbestadion alles andere als gut ausgesehen. Aufgrund der ungeklärten sportlichen Zukunft des Wedeler TSV war es für Zessin und Co schwer, zum einen Zusagen aus dem aktuellen Kader zu bekommen und zum anderen potenzielle Zugänge davon zu überzeugen, sich in der neuen Saison dem Verein anzuschließen. Dass Matthias Jobmann vom Niendorfer TSV II als neuer Trainer in Wedel anheuert und dabei als „Co“ von seinem Bruder Olaf Jobmann (TuS Osdorf II) unterstützt wird, steht lange fest – die Hoffnung, dass Jobmann das eine oder andere Talent mit vom Sachsenweg ins Elbestadion bringt, hat sich bislang allerdings (noch) nicht erfüllt.

Der nächste erfahrene Spieler ist weg: Auch Richert geht

Sascha Richert verlässt den Club aus dem Elbestadion in Richtung Komet Blankenese. Foto: KBS-Picture.de

Und so soll es – dies besagen zumindest die Gerüchte, die in den vergangenen Wochen immer wieder aufkochten – nicht gerade positiv um die Zukunft des Wedeler TSV stehen. Nur wenige Spieler aus dem aktuellen Kader haben noch einen laufenden Vertrag, zudem sollen mit dem gerade erst von seinem Kreuzbandriss genesenen Gary Voorbraak und Kapitän Marlo Steinecke nur zwei weitere Akteure aus dem derzeitigen Team ihre Zusage für eine weitere Saison in Wedel gegeben haben. Am Sonntag vor dem Spiel gegen Cordi wurden Jorma Eggers, Nikolaj Rörström, Marcus Richter, Kjell Ellerbrock, Tim Vollmer und Christian Dirksen offiziell verabschiedet. Sie sind sicher weg. Die beiden Letztgenannten zieht’s zum Kreisliga-Aufsteiger Komet Blankenese

Dort wird nach unseren Informationen auch Sascha Richert anheuern, der uns gegenüber den Transfer bestätigt: „Es ist so, dass bei uns in der Familie Nachwuchs ansteht. Ich will bei Komet mit guten Freunden zusammenspielen“, sagt der 30-Jährige, den der zum Saisonende scheidende Coach Andelko Ivanko (geht zum SV Rugenbergen, wir berichteten) gemeinsam mit Wedels Kaderplaner Detlef Kebbe erst im Winter 2019 vom Hammonia-Landesligisten FC Türkiye ins Elbestadion lotste. Auch Torhüter André Alves Lopez wird in der nächsten Saison nicht mehr zum Aufgebot des neuen Trauner-Duos Jobmann/Jobmann zählen. „Das stand aber schön länger fest“, so Zessin, der zum Richert-Wechsel sagt: „Er will uns heute informieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass er zu Komet wechselt.“

Rückkehrer Ebbecke und Roesler stehen als Neuzugänge fest

Fernando Roesler (li, hier gegen Vickys Julian Schmid) wird ab dem Sommer wieder ins Wedeler Trikot schlüpfen. Foto: KBS-Picture.de

Klar hingegen ist: Hendrik Ebbecke kehrt vom FC Teutonia 05 II nach Wedel zurück. Auch Fernando Roesler, der von Concordia zurückkommt, wird in der neuen Saison wieder das grün-weiße Trikot tragen. Zwei Zugänge, da sist zweifellos ein bisschen wenig. Stimmen die Gerüchte um die in der Schwebe stehenden Zukunft also doch? Droht Wedel zum zweiten Lurup oder Pinneberg zu werden, wie man es schon läuten hörte!? Darüber kann Thorsten Zessin Auskunft geben. „Aufgrund unserer bis zum letzten Wochenende unklaren sportlichen Situation ist es bislang sehr schwer gewesen, Gespräche zu führen. Auch die Spieler aus unserem jetzigen Kader, waren sich unsicher, was sie machen und haben sich Zeit gelassen. Sie wollen natürlich alle am liebsten mit Sicherheit in der Oberliga spielen. So gesehen können wir jetzt erst richtig loslegen“, erklärt der Manager.  

Und „Zesse“ spricht Klartext: „Es wird kein zweites Pinneberg oder Lurup geben. Wir führen derzeit viele Gespräche, haben auch einige Spieler, mit denen wir sehr weit sind oder deren Wechsel schon fix ist. Aber wir wollen nicht jede Personalie einzeln kleckerweise vermelden. Da bin ich kein Freund von.“ Sowohl er selbst als auch sein Vater Walter (Vorsitzender), Kaderplaner Kebbe (bleibt auch weiterhin an Bord) „und die Trainer“ fahnden nach potenziellen weiteren Neuen, „wir haben einige Späher“, lacht Zessin und ist zuversichtlich, einen konkurrenzfähigen Kader auf die Beine zu stellen. Auch, wenn hinter dem einen oder anderen aus dem aktuellen Team noch ein Fragezeichen steht. Jannick Wilckens zum Beispiel „hat ein Angebot von uns vorliegen. Ich hoffe, dass er bleibt“, so Zessin. Das gilt auch für weitere Kicker – aber da ist ja auch die Frage, ob Noch-Coach Ivanko vielleicht den einen oder anderen Akteur nach Rugenbergen lotst: „Ich glaube nicht, dass Andelko die Spieler aktiv angeht. Davon gehe ich aus. Sonst hätte das schon einen Beigeschmack.“ 

Jan Knötzsch