Zinnbauer: „Kommt der Weihnachtsmann, sag ich: Feuer frei!“

U23-Rückkehrer im großen Interview vor Saisonstart

21. Juli 2015, 14:16 Uhr

Joe Zinnbauer (r.) bei der Taktik-Schulung . Foto: KBS-Picture.de

Mit demselben Elan, dem gleichen Tatendrang und dem nimmermüden Hunger auf den bestmöglichen Erfolg ist Joe Zinnbauer zurück bei „seiner“ U23 des HSV. Dass sich zwischen seiner acht Spiele andauernden Siegesserie zu Beginn der vergangenen Spielzeit, der Beförderung zum Cheftrainer der Profis, und der Rückkehr auf die Trainerbank der „Rothöschen“ eine ganze Menge getan hat, wurde dem 45-Jährigen schnell vor Augen geführt.

Außenverteidiger Dominik Jordan (r.) ist mit seinen 20 Jahren einer der erfahrensten Akteure in der neuformierten Mannschaft. Foto: KBS-Picture.de

Mit den beiden Torstehern Tino Dehmelt und Johannes Kreidl sowie Kerim Carolus, Dominik Jordan, Dongsu Kim, Tolcay Cigerci, Philipp Müller, Nico Charrier und Said Benkarit gehören lediglich neun Spieler, die bereits unter Zinnbauer im Aufgebot standen, dem aktuellen Kader an. Bis auf Kim, Cigerci und Charrier zählte jedoch keiner dieser Akteure zum festen Stamm. Während Mittelfeld-Allrounder Cigerci nach seinem furiosen Auftakt in die vergangene Regionalliga-Saison aufgrund einer hartnäckigen Fußverletzung bereits einige Partien zum Ende der Hinrunde/Anfang der Rückserie verpasste und ein Comeback auf dem Platz nach wie vor nicht in unmittelbarer Reichweite liegt, wurde es zuletzt auch um Charrier ein wenig still. Dem 21-jährigen Angreifer machte eine Bänderverletzung lange Zeit zu schaffen – nun ist er aber wieder an Bord und möchte an die Leistungen unter Zinnbauer anknüpfen. Gideon Jung, Ronny Marcos, Ashton Götz, Mohamed Gouaida und zuletzt auch Matti Steinmann sowie Ahmet Arslan schafften den Sprung in den Bundesliga-Kader der „Rothosen“, auch Dongsu Kim durfte bereits „Höhenluft“ schnuppern – Dominik Masek (SC Cambuur/Holland) und Christian Derflinger (SC Grödig/Österreich) sind inzwischen ebenfalls bei einem Erstligisten unter Vertrag. Sven Mende – ein Spielertyp, der Zinnbauer aktuell fehlt – wurde an den SV Wehen Wiesbaden in die dritte Liga verkauft. Alles nicht zuletzt ein Verdienst Zinnbauers!

„So schnell wie möglich 40 Punkte holen“

Tolcay Cigerci (r.) ist momentan noch zum Zuschauen verdammt. Foto: KBS-Picture.de

Deshalb betont der gebürtige Schwandorfer auch: „Man kann die Situation aus dem letzten Jahr und der heutigen überhaupt nicht miteinander vergleichen. Damals hatte ich die Möglichkeit, den Kader viel präziser zu planen, da die Entscheidung, dass ich Trainer der U23 werde, schon früh feststand.“ Sage und schreibe 83 Spieler (!) durften vergangenes Jahr unter Zinnbauer vorspielen. „Jetzt sind wir circa bei 49“, lässt der Coach die aktuelle Vorbereitung Revue passieren. Das Aufgebot umfasst aktuell gerade einmal 19 Mann – darunter befinden sich auch noch diverse verletzte Spieler wie eben Cigerci oder auch Armando Tikvic, Finn Porath und Gillian Jurcher, der am Wochenende im Test gegen Dassendorf (1:1) erneut etwas auf seine ohnehin schon lädierte Schulter abbekam. Der älteste Spieler des Kaders ist gerade einmal 21 Jahre jung (Nico Charrier). „Momentan wären wir eine bessere U19“, scherzt Zinnbauer. „Die Jungs müssen sich erst einmal an den Herrenbereich gewöhnen. Im letzten Jahr waren viele bereits mindestens ein Jahr dabei. Noch fehlt es an der Robustheit und auch an der Belastungsfähigkeit. Aber das kommt. Die Jungs ziehen im Training voll mit und sind gewillt, das Bestmögliche aus sich heraus zu holen. Unsere Aufgabe besteht darin, aus Spielern ohne jegliche Regionalliga-Erfahrung gestandene Regionalliga-Spieler zu formen.“ Viele Gründe, die dafür sprechen, dass die Erwartungshaltung in dieser Regionalliga-Saison eine andere ist. „Für uns kann und wird es nur darum gehen, so schnell wie möglich 40 Punkte zu holen. Alles andere wäre absolut unrealistisch.“

„Fühlen uns in Hamburg pudelwohl“

Dass ein Comeback Zinnbauers als U23-Trainer überhaupt erst zustande kam, lag auch an den Verantwortlichen des HSV, die ihm klarmachten, „mich unbedingt halten zu wollen“. Die Stadt tat ihr übriges dazu: „Wir fühlen uns als Familie in Hamburg pudelwohl! Überall, wo ich hinkomme, werde ich willkommen geheißen“, erklärt Zinnbauer und fügt eine interessante Anekdote an: „Als ich mir das Relegationsspiel gegen den KSC im Stadion angeguckt habe und die Fans meinen Namen gerufen haben, hatte ich ‚Pipi‘ in den Augen.“ Als die Entscheidung trotz anderer Anfragen auf eine Rückkehr zu den „Rothöschen“ fiel, stand das Telefon nicht mehr still. „Ich habe 13, 14 SMS von Spielern aus dem letzten Jahr bekommen, die sich tierisch darüber gefreut haben.“ Rückblickend erklärt er, dass ihn die Zeit in Deutschlands höchster Spielklasse als Trainer „deutlich verändert“ hat. „Auch in der Bundesliga laufen nur Menschen herum.“

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