Oberliga
AFC trotzt dem Druck: „Wer nicht sieht, dass die Mannschaft alles versucht, der bekommt es definitiv mit mir zu tun!“
Nach dem überharten Einsteigen von Theo Behrmann gegen Papa Ndiaye bereinigen Fynn Rathjen (li.) und Felix Spranger (Mi.) die aufgeheizte Stimmung. Foto: MSSP-Sportphoto
Yavas machte auch keinen Hehl daraus, dass der AFC für ihn „normalerweise die drittgrößte Kraft in Hamburg“ sei, sich „aber für die halbe Osdorfer Mannschaft interessiert, die in der abgelaufenen Oberliga-Saison Zehnter geworden ist. Das zeigt einerseits, was für eine gute Arbeit wir machen, ist aber gleichzeitig auch nervig und wirkt ein bisschen unglaubwürdig“, nahm er Bezug auf die Zielsetzung der 93er, in die Regionalliga zurückkehren zu wollen. Mit Prince Hüttner und Abdul Saibou sind zwei Mann den Verlockungen des AFC erlegen. Während Hüttner auf der Bank saß, fehlte der angeschlagene Saibou im Kader.
AFC lässt "Entschlossenheit im Abschluss vermissen" - Osdorf beißt sich rein
Die „Blomkampler“ bissen sich aber nach hoher Fehlerquote in der Anfangsphase mit zunehmender Spielzeit ins Geschehen rein und hatten durch einen Kopfball von Papa Ndiaye, den Julian Barkmann entschärfte, ihre größte Gelegenheit (27.). Apropos Papa Ndiaye: Der Offensivakteur der Gäste wurde kurz vor der Pause von Theo Behrmann auf Höhe der Mittellinie ganz böse umgesenst. Mit Gelb war der Altonaer Außenverteidiger bestens bedient. Ndiaye musste gestützt vom Platz geleitet werden, TuS-Manager Yavas war außer sich – und sah von Referee Jarno Wienefeld die Ampelkarte (41.)!
"Dann kommt eine Mannschaft natürlich auch ein bisschen ins Nachdenken"
Per Strafstoß erzielte Kevin Prinz von Anhalt (li.) den Siegtreffer für den AFC. Foto: MSSP-Sportphoto
„Dann kommt eine Mannschaft natürlich auch ein bisschen ins Nachdenken und wir sind etwas unruhiger geworden, machen dann aber ein sensationelles 1:1“, sprach Bergmann auf die 69. Spielminute an, als Moritz Grosche in einem zunehmend vor sich hin plätscherndem Spiel vom rechten Flügel butterweich in die Mitte flankte und Michael Gries per Volley veredelte! Auch in der Folge war es ein „reiner Abnutzungskampf“, brachte es TuS-Coach Philipp Obloch auf den Punkt – allerdings: „Wir haben gesagt, dass es nicht 1:1 ausgehen wird, weil sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite Wackler drin waren – obwohl die ganz klaren Torchancen nicht da waren. Entweder du gewinnst es 2:1 oder du verlierst es 1:2.“
Der Prinz "flickflackt" wieder
Zuvor brachte Christopher Grünewald (re.) den durchstartenden Randy Gyamenah zu Fall. Foto: MSSP-Sportphoto
Letzteres war aus Osdorf-Sicht der Fall, da Christopher Grünewald mit letzter Kraft und etwas zu ungestüm im eigenen Strafraum gegen Randy Gyamenah zu Werke ging. Den folgenden „Elfer“ beförderte Kevin Prinz von Anhalt überaus sicher ins Altonaer Glück und zelebrierte seinen Torerfolg mit einem Flickflack (78.) Trotz einer Gelb-Roten Karte gegen Grosche, der wegen Ballwegschlagens vorzeitig zum Duschen geschickt wurde (85.), schaukelte der AFC den knappen Vorsprung über die Runden, weil dem eingewechselten Ali Can Sommer in der Nachspielzeit zweimal die nötige Zielsicherheit fehlte (90. +2, 90. +4).
„Es liegt im Endeffekt daran, dass wir es in der ersten Halbzeit nicht klar gemacht haben. So läuft man einem blöden 0:1 hinterher. Und dafür ist die Mannschaft noch nicht so gefestigt, manchmal noch zu naiv“, analysierte Bergmann – und fügte an: „Trotzdem ist der Sieg mehr als verdient – und nichts anderes!“ Zum frühen Zeitpunkt der Saison finde er die Leistung „okay“, so der Profi-erfahrene Übungsleiter. „Ich fand‘s auch nicht glücklich. Glücklich war vielleicht, dass wir am Ende so eine wilde Phase überstehen.“
"Es war ein Schritt vorwärts, ohne Belohnung"
AFC-Coach Andreas Bergmann treibt seine Mannen in den Schlussminuten verbal voran. Foto: MSSP-Sportphoto
Bergmanns Gegenüber bilanzierte unterdessen: „Altona hatte schon Box-Szenen. Trotzdem sind wir am Ende ein bisschen ‚unlucky‘. Aber vorne fehlte auch ein Stück weit die Durchschlagskraft. Dennoch: Die Jungs haben gefightet.“ Nichtsdestotrotz gestand Obloch auch: „Es ist eine schwierige Phase. Wir haben uns gerade erst gefunden. Da würde ein Erfolgserlebnis natürlich mal guttun. Aber es war ein Schritt vorwärts, leider ohne Belohnung. Wir müssen uns sortieren, finden und dürfen nicht den Kopf verlieren.“
Nach zwei Niederlagen zum Start und dem Pokal-Aus bei TBS Pinneberg wird der Druck auf die Obloch-Mannen nicht gerade kleiner. Es hätte auch andersherum kommen können – aber: „Für mich ist hier null Druck“, entgegnete Bergmann auf Nachfrage. „Auch auf die Mannschaft bezogen, lasse ich das nicht zu, sondern stehe total vor und hinter den Jungs. Wer das nicht sieht, dass die Mannschaft alles versucht und macht – und stattdessen versucht, mit irgendwelchem Druck anzukommen, der bekommt es definitiv mit mir zu tun! Aber natürlich tut so ein Sieg für das eigene Ego und für das Selbstvertrauen gut.“