Angeschlagener Lüneburg krönt Erfolgswoche!

Norderstedt setzt Siegeszug fort - verliert aber Marxen

05. Februar 2017, 18:34 Uhr

Erst verlängerte er seinen Vertrag um drei Jahre, dann erzielte er das Siegtor: Jan Lüneburg (3. v. re.). Archivbild: noveski.com

Seit mittlerweile dreieinhalb Jahren nennt Jan Lüneburg das Edmund-Plambeck-Stadion sein zu Hause. Unter der Woche wurde bekannt, dass mindestens drei weitere Spielzeiten hinzukommen werden. Denn der Torjäger von Eintracht Norderstedt verlängerte seinen Kontrakt bis zum 30.06.2020. „Sieben Jahre Norderstedt – das ist schon eine Hausmarke“, freute sich „Lüne“ über den Vertrauensbeweis des Vereins – und bedankte sich im ersten Spiel nach der Winterpause auf seine ganz eigene Art und Weise. Nämlich so, wie es ein Jan Lüneburg am besten kann...

59 Minuten lang mühte sich Eintracht Norderstedt mit einem äußerst destruktiven Gegner aus Braunschweig, der EN-Keeper Lars Huxsohl in der Nachspielzeit ein erstes und einziges Mal (!) prüfte, ab. Immer wieder lief der Ball durch die eigenen Reihen, während die Gäste oft nur zuschauten. In der 39. Minute standen sich die Garstedter sogar selbst im Weg, als Deran Toksöz einem Schuss von Jeremy Karikari in Folge eines Eckballes so unglücklich im Weg stand, dass die Kugel am linken Pfosten vorbei huschte. „Es ging ja sogar so weit, dass wir uns das Tor selbst nicht gegönnt haben“, scherzte Lüneburg – und hatte gut lachen. Schließlich war er es, der die persönliche „Erfolgswoche“ mit dem alles entscheidenden Treffer krönte.

„Ich wusste, dass er nicht der Schnellste ist“

Eintracht-Keeper Lars Huxsohl verlebte einen ruhigen und kalten Nachmittag. "Ich habe mich auf unsere gute Defensive verlassen." Archivbild: noveski.com

Dabei profitierte der 26-Jährige allerdings auch von einem haarsträubenden Aussetzer Gunnar Niemanns, der einen viel zu kurz geratenen Rückpass spielte, den Lüneburg 22 Meter vor dem gegnerischen Kasten erlief, am herausstürzenden Torwart Yannik Bangsow vorbeilegte und ins verwaiste Gehäuse schob! „Ich habe auf diesen Pass spekuliert, da wir den Verteidiger sehr gut zugestellt haben er keine andere Möglichkeit hatte, außer den Ball vielleicht etwas schärfer zu spielen“, erklärte Lüneburg und fügte selbstbewusst an: „Ich wusste, dass der Dogan noch hinter mir ist, aber der ist ja auch nicht der schnellste und hätte mich wahrscheinlich nur noch umhauen können.“ Jener Deniz Dogan war jahrelanger Kapitän des heutigen Zweitligisten, der seine Spiele an der Hamburger Straße austrägt, und kann auf die Erfahrung von 23 Bundesliga- und 74 Zweitliga-Einsätze zurückblicken. Sein Trainer, Henning Bürger, war nicht nur aufgrund des Gegentreffers „not amused“: „Auch wenn das ein halbes Eigentor war, bin ich mir nicht sicher, ob wir einen Punkt verdient gehabt hätten.“

„Konnten zu keiner Phase unsere Leistungsfähigkeit ausschöpfen“

EN-Coach Dirk Heyne konnte sich über den vierten Sieg in Folge freuen. Foto: noveski.com

Denn auch nach dem Rückstand war nichts von einem großen Aufbäumen bei seinem Team zu sehen. Im Gegenteil. Hätte Norderstedt die eine oder andere Kontersituation noch besser ausgespielt, wäre die Entscheidung schon viel früher gefallen. Erst in der vierten Minute der Nachspielzeit musste Höcker-Ersatz Huxsohl zum ersten Mal wirklich eingreifen, als gleich zwei Braunschweiger Akteure bei einem Schuss des eingewechselten Ahmet Canbaz in seinem Blickfeld standen. „Das war ein fieser Ball für einen Torwart und nicht unbedingt einfach, weil beide den theoretisch noch abfälschen hätten können“, befand der Schlussmann, der den zu zentralen Versuch im Nachfassen hatte, ehe der Unparteiische beim Nachstochern ein Stürmerfoul ahndete. „Nach fünf Wochen Vorbereitung mit einer Niederlage zu starten, ist natürlich enttäuschend. Auch das Spiel an sich verlief nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Wir konnten zu keiner Phase unsere Leistungsfähigkeit ausschöpfen. Unsere jungen Spieler sind dem Stress noch nicht gewachsen. Auch in der ersten Halbzeit standen wir einige Male schon vor einem Rückstand“, bilanzierte Gäste-Coach Bürger, der auf den gerade erst aus Norderstedt nach Braunschweig gewechselten Haris Kevac verzichten musste, da für den „nicht EU-Spieler noch keine Spielberechtigung vorlag“.

Lüneburg angeschlagen zum Siegtor

Verletzte sich in der Nachspielzeit und musste gestützt vom Platz getragen werden: Juri Marxen. Foto: noveski.com

Auch wenn das Ergebnis eine enge Partie vermuten lässt, so war der Erfolg der Heyne-Schützlinge im Endeffekt „hochverdient“, wie auch der Siegtorschütze konstatierte. Allerdings wäre es beinahe gar nicht erst zu diesem Treffer gekommen. Denn Lüneburg plagte sich unter der Woche mit einer Erkältung herum, wie er anschließend verriet. Wirklich auf der Kippe stand ein Einsatz aber nicht. „Wenn der Trainer gesagt hätte, dass man damit nicht spielt, dann hätte ich es akzeptieren müssen. Aber ich wollte spielen, habe ein paar Tabletten genommen und dann ging’s auch.“ Erst drei weitere Jahre Norderstedt, dann das Siegtor: eine Woche wie gemalt für Jan Lüneburg. „Kommt drauf an, für wen man das als erfolgreich bezeichnen darf“, witzelte der Angreifer hinterher. „Im Ernst: natürlich war das für mich eine super Woche! Ich freue mich riesig, dass ich noch drei weitere Jahre hierbleiben darf. Das spricht ja auch von Vertrauen. Denn so viele Spieler gibt es nicht, die einen so langen Vertrag bekommen. Und in Hamburg gibt es ja auch kaum eine Alternative zu Eintracht Norderstedt. Deshalb bin ich froh, weiter in dieser super Mannschaft spielen zu dürfen. Denn es bringt wahnsinnig viel Spaß. Und wenn wir weiter so erfolgreich Fußball spielen wie heute und in den letzten Spielen vor der Winterpause, dann bringt es natürlich noch mehr Spaß.“

Leichte Entwarnung bei Marxen

Mit dem vierten Sieg – unterbrochen von der Winterpause – in Folge, kann man den kommenden Aufgaben positiv entgegenblicken. „Wir wollten den Sieg über eine gute und konzentrierte Defensivarbeit erreichen. Wir hatten einige gute Möglichkeiten, das Spiel im Griff, durften nur nicht hektisch werden. Das haben wir gut umgesetzt“, gab Heyne zu Protokoll. Einen Wermutstropfen gab es dennoch: in der Nachspielzeit bekam Außenverteidiger Juri Marxen einen Schlag aufs Knie, musste gestützt von Marin Mandic und Lars Huxsohl vom Platz – später dann vom Torsteher und Dane Kummerfeld in die Kabine getragen werden. „Als ich in die Kabine kam, lag er gerade auf der Pritsche und wurde behandelt. Aber es sah nicht ganz so schlimm aus, auch wenn man da ganz vorsichtig sein muss mit irgendwelchen Prognosen“, gab Heyne abschließend zumindest leichte Entwarnung.