Auf Eigentor-Frust folgt Lohbrügger Lust

VfL feiert 2:1-Erfolg im Nachholspiel gegen Condor II

25. Februar 2017, 18:53 Uhr

Agit Aydin erzielte den Siegtreffer für den VfL Lohbrügge. Foto: noveski.com

Die Vorzeichen für den VfL Lohbrügge waren nicht die allerbesten: Mit Adrian Voigt, Pascal Bäker und Marco Braesen fehlten den Hausherren im Spiel gegen die Reserve des SC Condor drei wichtige Stützen in der Offensive. Als dann auch noch ein Slapstick-Eigentor für den Rückstand des VfL sorgte, schien der Tag aus Lohbrügger Sicht noch schlechter zu werden. Letztlich jedoch zog sich die Equipe von Coach Sven Schneppel beim 2:1-Erfolg in der zweiten Halbzeit noch einmal aus dem Schlamassel und fuhr drei wichtige Zähler im Kampf gegen den Abstieg ein. 

Sven Schneppel machte nach dem Spiel aus seiner Gefühlslage von vor dem Spiel keinen Hehl. „So aufgeregt wie heute war ich als Trainer noch nie“, erklärte der Coach des VfL Lohbrügge, als er nach dem Abpfiff der Nachhol-Begegnung gegen den SC Condor II die Treppenstufen vom Kunstrasenplatz am Binnenfeldredder hinab schritt, um sich auf den Weg in Richtung Kabine zu machen. Worte, die etwas heißen wollen. Schließlich ist der 44-Jährige auch nicht erst seit gestern als Trainer tätig. Doch die Situation des VfL in der Landesliga Hansa war angespannt vor diesem Match. Das böse Abstiegsgespenst sitzt den Kickern vom „Binner“ im Nacken, der Kader wurde in der Winterpause noch einmal durchgemischt, um bis zum Saisonende das rettende Ufer zu erklimmen. Kurzum: Der VfL muss(te) liefern.

Pallasch und Aydin lassen Asante-Sefas Unglücks-Aktion in Vergessenheit geraten

Wurde beim 0:1 vom eigenen Mitspieler bezwungen: VfL-Torwart Björn Garvs. Archivfoto: noveski,com

Und das taten die Schützlinge von Sven Schneppel auch. Allerdings lieferten sie zunächst die Splapstick-Nummer des Nachmittags. Nach einem Einwurf wollte Pascal Asante-Sefa den Ball zurück auf Björn Garvs spielen. Dabei stand Lohbrügges Mann mit der Nummer 12 auf dem Trikot halb mit dem Rücken zum Tor. Noch in der Seitwärtsbewegung spielte Asante-Sefa den Ball in Richtung seines Keepers, doch der stand nicht da, wo der Passgeber ihn vermutete. Die Kugel rollte an Garvs vorbei und landete im Netz – 0:1. Ausgerechnet Asante-Sefa und Garvs, die sich – so rechnete der Schlussmann der Hausherren nach der Partie aus – „mindestens schon seit 24 Jahren kennen“. Er habe, so Asante „nicht 'Torwart' sondern 'ja' gerufen. Das war falsch. Vielleicht hat das Pascal irritiert“, sagte Garvs im Anschluss an die Partie. Sei's drum: Der Rückstand der Gastgeber war nicht mehr wegzudiskutieren (24.).

Selbiges gilt auch dafür, dass das Spiel vor der Pause durch alles andere als Klasse begeisterte. „Bis zur Halbzeit“, so beschied Sven Schneppel später in seiner Analyse „waren wir noch in der Winterpause. Wir mussten erstmal richtig reinfinden.“ Zudem sei „unser Tabellenstand ein Rucksack, den die Spieler mitschleppen. Und wenn man dann auch noch durch so einen Treffer in Rückstand gerät, der so zustande kommt, wie die Jungfrau zum Kind kommt, dann muss man das auch erstmal wegstecken.“ Dies gelang den Lohbrüggern erst einmal nicht allzu gut. Die Chance, die Robert Pallasch schon vor dem 1:0 hatte, als er im Anschluss an eine Flanke von Peter Schild und eine Weiterleitung per Kopf freistehend über das Tor zielte, sollte die einzige bleiben. Nur gut aus VfL-Sicht, dass Condor II noch weniger zustande brachte. „Wir hatten alle Chancen des Spiels. Selbst das Tor für die haben wir ja gemacht...“, konstatierte VfL-Übungsleiter Schneppel im Nachgang der Partie.

Schneppel: „Nach der Pause haben wir die Köpfe erhoben und mehr Mut gefasst“

Robert Pallasch traf nach 70 Minuten zum 1:1-Ausgleich: Archivfoto: noveski.com

Die erlebte im zweiten Durchgang einen Gastgeber, der nun vermehrt auf das Kurzpass-Spiel setzte – und beinahe schon früh belohnt worden wäre. Denn fast hätte Asante-Sefa seinen Fauxpas aus der ersten Hälfte nur fünf Minuten nach Wiederbeginn wiedergutgemacht. Doch nachdem er von rechts in den Strafraum der „Raubvögelchen“ eingedrungen war, traf er nur den rechten Pfosten des Gästetores (50.). 20 Minuten später aber sollte es dann für den VfL doch klappen: Javad Gurbanian startete in der Mitte durch, legte kurz nach der Strafraumgrenze rechts auf Robert Pallasch ab, der zum 1:1 vollendete (70.). Jetzt hatte der VfL nach dem anfänglichen Frust seine Lust wiedergewonnen – und legte nach.

In der 76. Minute rechnete Condor II nach einem vermeintlichen Foul an Lohbrügges Gurbanian ebenso wie der VfL mit einem Pfiff, doch der blieb aus. Das Spiel lief weiter, es wurde unübersichtlich – und schließlich war Agit Aydin am Ball und versenkte die Kugel an Condor II-Torhüter Sven Lund vorbei zum Führungstreffer für seine Mannschaft im Netz. Die Gäste reklamierten bei Referee Benjamin Stello, dass dessen Assistent die Fahne gehoben hatte, um eine Abseitssituation anzuzeigen. Doch der Assistent hatte nur das Foul an Gurbanian angezeigt, wurde jedoch vom Unparteiischen, der in einer nicht immer einfach zu leitenden Partie eine gute Leistung bot, überstimmt. Die Gäste kamen nur noch einmal in die Nähe dessen, zumindest einen Zähler mitzunehmen: Eine Minute vor Ablauf der regulären Spielzeit jedoch scheiterte der eingewechselte Tom Lenuck, der sich über die rechte Seite durchgesetzt hatte, an Garvs. Dann war Schluss.

Hüttig: „Das war das Spiel Not gegen Elend – und wir waren schlechter“

Condor II-Coach Robin Hüttig hatte wenig Spaß am Auftritt seiner Elf. Archivfoto: noveski.com/Herzog

„Bei uns fehlte von allem ein bisschen. Unser Spiel war geprägt von Fehlern. Wir hatten null Aktionen nach vorne“, ärgerte sich Gäste-Trainer Robin Hüttig nach dem Spiel. „Das war“, so fuhr Hüttig fort, „das Spiel Not gegen Elend. Und wir waren dabei schlechter und hatten keine richtig zwingende Chance. Trotzdem: Ich würde nicht unbedingt sagen, dass das ein verdienter Sieg für Lohbrügge war. Meiner Meinung nach war das eher ein typisches Unentschieden-Spiel, das von vielen Nicklichkeiten geprägt war.“

Sven Schneppel sah das erwartungsgemäß anders. „Wir sind der völlig verdiente Sieger“, urteilte Lohbrügges Übungsleiter, bekannte aber auch: „Als ich in der Halbzeit in die Gesichter meiner Spieler geschaut habe, da habe ich Verunsicherung gesehen. Ich habe ihnen gesagt, dass wir noch 45 Minuten Zeit haben, um ein Tor zu erzielen. Die Jungs haben die Köpfe erhoben und mehr Mut gefasst.“

Und das war ganz nach dem Geschmack des Trainers. „Jeder macht mal Fehler so wie Asante-Sefa beim 0:1. Wir müssen uns als Team gemeinsam an den eigenen Haaren aus dem Schlamassel ziehen. Wir sind unserer Linie treugeblieben und nicht durchgedreht. Das war endlich Erwachsenen-Fußball. Zum Schluss war Condor II körperlich am Ende und konnte nicht mehr zurückschlagen. Das war das Ziel, als ich meinen Spielern gesagt habe: Sabbelt nicht mit dem Gegner, sabbelt nicht mit dem Schiri und sabbelt nicht untereinander, sondern spielt weiter und haltet das Tempo hoch, statt dem Gegner durch Unterbrechungen Luft zu gönnen“, bilanzierte Schneppel. 

Jan Knötzsch