Blockade gelöst? Inter lädt Paloma zum Toreschießen ein!

USC-Manager findet vor dem Spiel deutliche Worte - Inter-Coach Mitteregger danach

29. Oktober 2017, 17:53 Uhr

Palomas Peter Iwosa (re.) wird bei der Ballannahme bedrängt

„Die letzten beiden Spiele hatten nichts mit dem zu tun, was wir von unserem Team erwarten können und dürfen“, fand Paloma-Manager Carsten Gerdey nach dem 0:3 gegen Elmshorn und dem ebenso überaus enttäuschenden 2:2 beim VfL Pinneberg II vor dem „Verfolgerduell“ gegen Inter Hamburg deutliche Worte in der „Stadionzeitschrift“. Gerdey sprach sogar von zwei „unakzeptablen Auftritten“ und nahm die Mannschaft in die Pflicht: „Zufriedenheit? Überheblichkeit? Nachlässigkeit? Egal was es ist, es muss dringend abgestellt werden!“ Und weiter: „Unsere Spieler müssen jetzt wirklich sehr fokussiert sein, damit von dem erhofften goldenen Oktober nicht nur ein böses Erwachen übrig bleibt.“

Luciano Dias (li.) ist eng dran an Youcef Madadi.

Um es vorweg zu nehmen: Ein „böses Erwachen“ gab es nicht. Vielmehr kam es zu einem regelrechten Schützenfest. Eine Reaktion der Mannschaft also? Zum Teil sicherlich ja, aber der spielerische Auftritt der „Tauben“ war über weite Strecken nicht wirklich überzeugend. Klingt nach einem 6:0-Kantersieg etwas weit hergeholt – doch der Gegner hatte einen riesengroßen Anteil an der Uhlenhorster Tor-Party. Dabei erwischten die Harms-Kicker eigentlich einen Start, der wie gemalt war. Denn es dauerte keine 90 Sekunden, da durfte Jannik Dreyer nach einem Freistoß von Dominic Ulaga bereits völlig ungehindert in die Höhe steigen und am ersten Pfosten zur Führung einköpfen! Aber in der Folge machten die „Palomaten“ das, was ihnen bereits in den vergangenen Wochen ein ums andere Mal das Genick brach: Sie schläferten sich selbst ein und stellten das Fußballspielen weitestgehend ein. Das Glück für die Hausherren war, dass die Gäste, die nun zwar mehr Ballbesitz hatten und bis zum gegnerischen Strafraum auch ganz gefällig – oftmals viel zu sehr klein-klein – kombinierten, kaum Torgefahr entwickelten. Obed Gyapon verzeichnete zwar den einen oder anderen Versuch – aber darüber ging es auch nicht hinaus. Nach der Pause scheiterte Emrah Oruc zweimal kläglich, als er beide Male von Dusko Pezerovic in Szene gesetzt wurde (58., 59.).

Inter lädt Paloma ein

Zu jenem Zeitpunkt stand es allerdings schon 0:2 aus Inter-Sicht, weil Christian Merkle unmittelbar vor dem Pausentee mit seinem Diagonalpass auf rechts Maxym Marx bediente. Dieser spielte Gyapon einen Knoten in die Beine, scheiterte im ersten Abschluss noch an André Alves Lopes – aber beförderte den Abpraller artistisch im Fallen in die Maschen (44.)! Es wirkte fast so, als würde der USC mit halber Kraft kaum in Gefahr geraten. Aber so wirklich erklären konnten sich wohl auch die „Tauben“ in diesem Moment nicht, wie und vor allem weshalb sie 2:0 führten. Das änderte sich jedoch nach Wiederanpfiff. Vor allem, weil Inter den Gegner nun mit haarsträubenden Fehlern regelrecht zum Toreschießen einlud. Erst segelte Alves Lopes an einer Ecke von Dominic Ulaga vorbei, sodass Max Krause – fast schon auf der Linie stehend – nur noch den Kopf hinhalten musste. 3:0 (54.)! Das vierte und das sechste Gegentor leitete Idrissa Sambou mit Fehlpässen im Spielaufbau ein. Erster Nutznießer war der bis dato fast unsichtbare Tom Bein, der nach Ulaga-Zuspiel per Lop vollendete (67.)! Dann passte der Torschütze auf dem rechten Flügel zum eingewechselten Leotrim Istrefi, der ohne Umschweife quer legte – in der Mitte „murmelte“ David Both das Runde vor dem zurückeilenden Sambou ins Eckige (81.)! Zwischenzeitlich sorgte Bein nach sehenswertem Vortrag über Lion Mandelkau und Youcef Madadi für das 5:0 (68.)!

"Die zweite Halbzeit war desaströs, dafür schäme ich mich!"

Dominic Ulaga bereitete drei Tore direkt vor und wurde bei seiner Auswechslung von Trainer Steffen Harms geherzt.

Zahlreiche weitere Chancen ließ Paloma ungenutzt. Während die Mitteregger-Equipe das Spiel nach einer Ampelkarte gegen Kaan Bayrak (85.) nur zu zehnt beendete. Es war irgendwie eine ganz seltsame Begegnung, die im Vorfeld durchaus als Spitzenspiel deklariert wurde, am Ende aber vom Ergebnis her so einseitig war, dass sich Dennis Mitteregger auf der Pressekonferenz wie folgt äußerte: „Was soll man nach einem 0:6 sagen?! Die zweite Halbzeit war desaströs, da schäme ich mich für!“ Und weiter: „Ich kann mir das wirklich nicht erklären. Unvermögen, Einstellungsprobleme, Mentalität, Frustrationstoleranz – da lag vieles im Argen.“ Eine mögliche Erklärung: „Wir haben vor dem Anpfiff eine schlimme Nachricht bekommen“, womit Mitteregger eine „familiäre Angelegenheit“ meinte. „Vielleicht waren wir auch deshalb ein bisschen von der Rolle.“ Eine Situation, in der das „Hobby“ natürlich und verständlicherweise in den Hintergrund rückt. Unterdessen bilanzierte Steffen Harms, der unter der Woche erst seinen Kontrakt an der Brucknerstraße über die Saison hinaus verlängert hat: „Das Ergebnis tut uns im Moment richtig richtig gut. Ich hoffe, dass das die Blockade gelöst hat und wir daraus für die nächsten Spiele etwas mitnehmen können.“


Autor: Dennis Kormanjos