Börnsen verschluckt sich an Mandel

Brüderpaar schießt Rahlstedt bei 3:1 gegen Börnsen an die Spitze

15. Oktober 2016, 19:59 Uhr

Matchwinner: Louis und Moritz Mandel schossen den Rahlstedter SC gegen Börnsen an die Tabellenspitze. Foto: noveski.com

Zweite Niederlage in Folge – und dann auch noch eine ganz bittere: Im Spitzenspiel der Bezirksliga Ost unterlag der SV Börnsen dem Rahlstedter SC mit 1:3. In Abwesenheit ihres urlaubenden Cheftrainers Mike Breitmeier gelang es den Hausherren dabei nicht, allen voran zwei Rahlstedter in den Griff zu bekommen: Moritz und Louis Mandel, die an allen drei Treffern des Nachmittags beteiligt waren und dem RSC somit den Sprung auf den ersten Platz ermöglichten, den bis dato Börnsen inne hatte. 

Thorsten Koß resignierte. Und das mitten im Satz. „Das ist eine Sch....“, entfuhr es dem Co-Trainer des SV Börnsen in der 72. Minute des Heimspiels gegen den Rahlstedter SC, als ein Pass von Christopher Kleinert im Seitenaus anstatt beim Mitspieler landete. Koß brachte den Satz nicht zuende, drehte sich um und winkte ab.

Da allerdings wusste der eigentliche Assistenztrainer, der diesmal allein für die Mannschaft des SVB verantwortlich war, weil Coach Mike Breitmeier im Urlaub weilt, noch nicht, dass es noch schlimmer kommen sollte. Genau das aber tat es. In der 75. Minute, um genau zu sein. Louis Mandel brachte den Ball in den Börnsener Straftaum, am langen Pfosten stand sein Bruder Moritz und nickte den Ball zum 3:0 für Rahlstedt über die Linie. Dass Sebastian Tamm fünf Minuten vor Schluss – Rahlstedts Keeper Patrick Krysiak war unter einer Flanke durchgetaucht – noch auf 1:3 verkürzte, war nicht mehr als die berühmte Ergebniskosmetik.

Koß: „Wir haben verdient verloren“

Zum Haareraufen: Co-Trainer Thorsten Koß, der beim SV Börnsen den urlaubenden Mike Breitmeier als Chef vertrat, konnte nicht zufrieden sein. Foto: noveski,com

„Wir haben verdient verloren“, sollte Koß nach der Begegnung, die mit Hursit Köse einen weder starken noch souveränen Spielleiter hatte, treffend feststellen und lieferte einen Teil der Erklärung gleich mit: „Wir haben einfach nicht das abgerufen, was wir uns vorgenommen haben.“ Und der zweite Teil der Erklärung? „Hier hat heute nicht der SV Börnsen gegen Rahlstedt gespielt, sondern Börnsen gegen die Mandels. Die machen drei Tore, das tut weh“; brachte Koß ohne Umschweife auf den Punkt, was in den 90 Minuten zuvor passiert war.


Denn die Gastgeber verschluckten sich – sinnbildlich gesprochen – tatsächlich an Mandel. Oder besser gesagt: an gleich zweien davon. Mit Vornamen Louis und Moritz. Die beiden Brüder mit den Nummern zehn und neun auf dem Rücken des roten RSC-Dresses waren es, die am Hamfelderedder den Unterschied zu Gunsten der Mannschaft von Trainer Alexander Schäfke machten, die sich mit dem Sieg beim bisherigen Spitzenreiter nun vorerst den Platz an der Sonne sicherte.

Mandel-Gala, Teil eins: Moritz flankt, Louis köpft

Freude über das 1:0: Louis Mandel. Foto: noveski.com

Los ging die Mandel-Gala  in Minute 25: Moritz flankte, Louis köpfte. Der Ball landete im rechten oberen Eck des Börnsener Tores – 1:0 für die Gäste, die danach zwei Mal Glück hatten, als zunächst Alexander Tamm an Kyrsiak scheiterte (30.), dann Benjamin Bode ebenfalls seinen Meister im RSC-Keeper fand und Frank Punerts Nachschuss von Nazif Dowou abgeblockt wurde (31.). Wie es anders geht, zeigten wiederum die Gäste. Zum immer wieder gern zitierten psychologisch günstigen Zeitpunkt kurz vor der Pause gelang diesen das 2:0: Ferris Pressel brachte das Leder herein, Louis Mandel gab SVB-Torhüter Marc Brockmöller zum zweiten Mal an diesem Nachmittag das Nachsehen (45.).

Im zweiten Durchgang machten die Börnsener dann zunächst die nächste Co-Produktion aus dem Hause Mandel zunichte, als Moritz' Schuss im Anschluss an ein Zuspiel von Bruder Louis von der Defensive zur Ecke abgewehrt wurde (60.). Aber: Der SVB versuchte sich nun auch nach vorne. Doch mit wenig Erfolg: Der Schuss des eingewehselten Moritz Kühn ging vorbei (69.).

Was folgte war ein fataler Fehlpass von Gerrit Knoblauch, den der sehr agile Yannik Hass nutzte, um alleine auf Brockmöller zu gehen, an dem er schließlich scheiterte (74.). In der Mitte hätte Louis Mandel freigestanden. Doch der hatte dann ja eine Minute später nach bereits zwei erzielten Treffern seinen Auftritt als Vorbereiter zum Tor seines Bruders Moritz. Börnsen vergab noch vor dem Anschlusstreffer durch Sebastian Tamm eine Chance durch Clemens Brinkmann, dessen Schuss über den Kasten ging (89.).

Schäfke: „Das Gegentor nervt mich, ich hätte gerne zu Null gespielt“

Moritz Mandel (li.) war einer der Aktivposten im Rahlstedter Spiel. Foto: noveski.com

„Das war eine überzeugende Leistung von uns – gerade in der ersten Halbzeit“, lobte Alexander Schäfke nach dem Schlusspfiff, „wir haben wunderschöne Tore gemacht. Das war richtig guter Fußball.“ In Börnsen, so der RSC-Coach weiter, „ist es immer schwer. Man spielt auf einem kleinen Platz, dann kommt hinzu, dass der Gegner eine aggressive, kompakte Mannschaft ist.“

Nach dem Seitenwechsel „hatten wir eine Phase von zehn bis 15 Minuten, in der wir nachgelassen habe. Zum Glück machen wir zum richtigen Zeitpunkt das 3:0. Es ist ärgerlich, dass wir unsere Konter nicht gut zuende spielen und keinen vierten Treffer erzielen. Und das Gegentor nervt mich, ich hätte gerne zu Null gespielt“, konstatierte Schäfke, der sich für die kommenden Wochen kämpferisch zeigt: „Unser Ziel ist klar Wir wollen oben mitspielen und aufsteigen. Wir haben bisher kein Spiel velroren, das soll möglichst lange noch so bleiben.“

Louis Mandel: „Es freut mich sehr, dass Moritz so ein geiles Spiel gemacht hat“

Die Grätsche ausgepackt: Börnsens Frank Lüdemann (re.) im Duell mit den Rahlstedtern Lukas Baake (li.) und Deniz Bekler. Foto: noveski.com

In Richtung Landesliga schielt auch Louis Mandel. „Es ist kein Geheimnis, dass wir uns als Team sagen, dass wir die Qualität zum Aufstieg haben. Dass man dann auch hoch will, ist klar“, erklärte der Doppeltorschütze, mahnt aber auch zur Vorsicht: „Die Konkurrenz schläft nicht. Wir hatten schon eine Phase mit vier Unentschieden in fünf Spielen. Da sieht man, wie schnell das geht. Wir müssen als Team begreifen, dass wir nicht nachlassen dürfen. Wenn wir nicht nachlassen, kommt keine Mannschaft gegen uns an.“

Vor allem dann nicht, wenn Louis Mandel vorne mit Bruder Moritz so harmoniert, wie gegen Börnsen. „Ich war sehr überrascht, wie gut das funktioniert hat. Ich dachte, wir brauchen noch ein bisschen Zeit, weil Mo lange verletzt war. Es freut mich sehr, dass er so ein geiles Spiel gemacht hat“, lobte der 20-Jährige, der der gesamten Mannschaft attestierte, dass sie „als Team extrem diszipliniert und engagiert von der ersten Minute an zielstrebig in Richtung des gegnerischen Tores agiert hat. Es war ein verdienter Sieg für uns.“

Jan Knötzsch