BZ Nord

„Charakter-Test bestanden“ – Falke trotzt den Eindrücken und kommt zurück

Sasel II gibt Spiel und Sieg aus der Hand

07. August 2019, 07:16 Uhr

Die Einwechslung von Falk Dethlefs (re.) brachte die Wende. Der Angreifer war an allen drei Toren beteiligt. Foto: Olaf Both

Es war eine Szene, die den HFC Falke offenbar wachrüttelte. Eine Aktion, die dafür sorgte, dass die „Hellmänner“ urplötzlich erwachten, immer bissiger, galliger sowie giftiger wurden – und die Partie gegen die bis zu diesem Zeitpunkt überlegene Zweitvertretung des TSV Sasel drehten. Doch zurück zur besagten Situation: Die Hausherren wollten eine vermeintliche Tätlichkeit von Armin Kafash Gohari an Benjamin Baarz gesehen haben. Das Schiedsrichter-Gespann sah das anders – und doch präsentierte sich der HFC in der Folge wie ausgewechselt…

„Man hatte nicht so richtig den Eindruck, dass wir nochmal zurückkommen“, gestand Falke-Coach Dirk Hellmann, nachdem seine Mannen „eigentlich ganz gut“ in die Partie reingekommen waren, das Geschehen dann aber komplett aus den Händen gaben, unsicher wirkten und sich immer wieder Unkonzentriertheiten leisteten. So auch in der 18. Spielminute, als Bennet Schlechtweg mit seinem Pass den Gegner förmlich zum Toreschießen einlud. Doch Fabian Bings konnte das Geschenk nach Querpass von Lars Oppermann nicht annehmen. Der Angreifer war es auch, der wenig später eine Flanke von Vinzenz Gelübcke nicht im Eckigen unterbringen konnte (24.), ehe Oppermann im Eins-gegen-Eins an Marco Wendt scheiterte (26.). Als die Gastgeber gerade wieder etwas mehr Zugriff auf das Spiel bekamen, wurden sie in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs doch noch eiskalt erwischt: Nach einem langen Ball stand die HFC-Defensive schlecht gestaffelt. Dies nutzte Bings, um den Ball an Wendt vorbeizulegen – allerdings wurde er dabei vom Keeper der Falken gefällt. Elfmeter! Diesen verwandelte Kapitän Fabian Becker sicher zur Führung (45. +1).

"Charakterlich und mental stark"

Philip Bröcker (re.) und Manuel Henkel arbeiteten im Zentrum stark gegen den Ball. Foto: Olaf Both

Auch zu Beginn des zweiten Abschnitts übernahmen die „Parkwegler“ gleich wieder das Ruder. Diesmal war es Erik Lüth, der blank vor Wendt auftauchte, aber an dessen herausragendem Reflex scheiterte (47.). Das hätte bereits das 2:0 zugunsten der Gäste sein können, und nur wenige Augenblicke darauf zielte Gohari mit seinem Versuch aus der zweiten Reihe nicht weit am langen Pfosten vorbei (50.). Der Zeitpunkt, in dem Hellmann offen zugab, dass nicht viel den Anschein machte, als würde sein Team nochmal zurückkommen – obwohl man nur mit einem Tor hintenlag. Doch neben der eingangs bereits erwähnten Szene sorgte auch eine Systemumstellung für die Wende. Stürmer Falk Dethlefs ersetzte Schlechtweg – und Hellmann stellte von einer Dreier- auf eine Viererkette um. „Jeder einzelne Spieler wurde immer giftiger. Ich habe es nachher auch im Kreis gesagt, dass es charakterlich und mental stark war, was die Jungs dann rausgehauen haben. Sie wollten es unbedingt“, konstatierte Hellmann.

Falke dreht innerhalb kürzester Zeit das Spiel

Die Folge: Erst verzog Henrik Petersen nach einem Baarz-Freistoß noch knapp (65.). Dann spielte eben jener Benjamin Baarz nach einem Ballgewinn im Zentrum einen starken Pass auf Marco Rohde. Der ehemalige „Deichkicker“ nahm Tempo auf, marschierte die Linie runter, schüttelte seinen Gegenspieler ab, zog bis in den Sechzehner und spielte dann von der Grundlinie mustergültig quer für Dethlefs, der keine Mühe mehr hatte, ins lange Eck zu vollenden – 1:1 (67.)! Keine fünf Zeigerumdrehungen später verlängerte Dethlefs einen langen Ball von Denys Karmazyn. Der herauseilende Sasel II-Fänger Marvin Krause und sein Verteidiger waren sich uneins. Rohde spritzte dazwischen, nutzte das krasse Missverständnis und schob aus 16 Metern ins verwaiste Gehäuse ein (72.). Spiel gedreht!

"Das war genau das, was man in der aktuellen Phase reinwerfen muss"

Das 1:1 erzielte Dethlefs (li.) selbst, das 2:1 bereitete er direkt vor und leitete das 3:1 mit ein. Foto: Olaf Both

Zwar hatte der HFC nun die Oberhand gewonnen, ließ den Türspalt aber weiter offen. Denn fünf Minuten vor Ultimo kam Sasels Jonathan Elsner nach einer Ecke aus sieben Metern frei zum Kopfball – vorbei. Stattdessen machten die Falken in der Schlussminute den Deckel drauf, als die Gäste alles nach vorne warfen und gnadenlos ausgekontert wurden. Dethlefs mit dem tiefen Ball auf Timo Riemer, der gegen die entblößte Abwehr der Saseler auf Alexander Briegert durchsteckte – und dieser besorgte das 3:1 (90.). „Sasel hatte in der ersten Halbzeit und zu Beginn der zweiten gute Möglichkeiten, mit einem 2:0 eine verunsicherte Mannschaft vor eine sehr schwere Aufgaben zu stellen“, so Hellmann. „Aber die 35, 40 Minuten in der zweiten Hälfte waren genau das, was man in der momentanen Phase einfach reinwerfen muss: Leidenschaft, das Kämpfen um jeden Ball und auch das Mitgehen der Wege für die Mitspieler. Das hat die Truppe richtig gut gemacht. Denn nur so kommst du aus einer solchen Phase raus“, bilanzierte Hellmann – und stellte abschließend fest: „Das war ein Charakter-Test, den hat die Truppe absolut bestanden. Denn das war ein sehr schweres Spiel gegen einen Gegner, der fußballerisch was zu bieten und eine gute Qualität hat.“