LL Hammonia

„Cooler“ Kunter holt Pinneberg vom Siegerthron runter

Nach Last-Minute-Punkt: Lokstedt-Coach Josipovic gibt sich selbstkritisch

07. Oktober 2019, 17:17 Uhr

Tamino Kunter - hier geherzt von Co-Trainer Ihsan Azizmahmutogullari - erzielte den Last-Minute-Ausgleich. Archivfoto: Kormanjos

In der 93. Minute machte Eintracht Lokstedt aus einem völlig verkorksten und gebrauchten Nachmittag doch noch einen zumindest akzeptablen: Nach einer weit gezogenen Ecke und anschließendem Cavus-Schuss war Tamino Kunter aus dem Getümmel heraus zur Stelle und besorgte den 1:1-Ausgleich. Jener Kunter, der gut 25 Minuten zuvor von Trainer Anto Josipovic von hinten nach ganz vorne beordert wurde. Dafür kam Sandro Mischkowski für Tom Münster, übernahm den Part auf der „Sechs“ – während Alexander Gäde nun den rechten Außenverteidiger gab. Eine Umstellung, die im Endeffekt Früchte trug!

Nichtsdestotrotz war Josipovic hinterher „not amused“ – zumindest befand er sich in einem „Zwiespalt“, wie er meinte: „Einerseits muss ich die Jungs loben, dass sie nie aufhören und immer versuchen, noch ein Tor zu machen oder wenigstens einen Punkt zu holen. Andererseits bringen wir uns immer wieder in Situationen, in denen wir durch leichtfertige Fehler einem Rückstand hinterherlaufen müssen.“ Seit Dienstag habe er seine Mannen auf die Partie vorzubereiten versucht und „gepredigt, dass wir im Kopf drauf vorbereitet sein müssen“, so Josipovic. „Leider haben wir es die erste Halbzeit nicht aufs Spielfeld gebracht und hatten nicht die richtige Einstellung zum Spiel. Wir waren vom Kopf her nicht auf dem Platz, fahrig, langsam im Aufbau, haben uns auf Nebensächlichkeiten konzentriert und hatten eine extrem hohe Fehlpassquote.“

"Wir sind zu zaghaft und lassen die letzte Konsequenz vermissen"

VfL-Trainer Wojciech Krauze musste mit seinem Team den späten Ausgleichstreffer hinnehmen. Foto: KBS-Picture.de

Zwei, drei Situationen hätten jene „Einstellung widergespiegelt“. Vor allem die Art und Weise des Gegentores schmeckte dem Lokstedt-Coach gar nicht: „Nach einem eigenen Standard kriegen wir in der zehnten Minute einen Konter, das darf niemals passieren!“ Und weiter: „Wir haben noch zweimal die Möglichkeit, am eigenen Sechzehner zu klären, sind aber zu zaghaft und lassen die letzte Konsequenz vermissen.“ Und so konnte sich Kenneth Schuster über den Flügel durchtanken, bekam das Leder nach den missglückten Abwehrversuchen der Gäste wieder und beförderte es aus 18 Metern über Jan Giesecke hinweg zur Führung für das Schlusslicht ins Glück (9.). Aus „leistungstechnischen und disziplinarischen Gründen“ war Josipovic bereits nach einer halben Stunde zu einem Doppelwechsel gezwungen. „Egal was passiert, ich erwarte einfach, dass wir diszipliniert fürs Team weiterspielen und kühlen Kopf bewahren – vor allem die älteren und erfahreneren Leute“, erklärte er anschließend.

"Ein paar Sachen ganz sachlich angesprochen"

Noch vor der Pause verhinderte VfL-Keeper Timo Herrmann mit einem klasse Reflex gegen Ersin Cavus den möglichen Ausgleich. Trotz der enttäuschenden Vorstellung seiner Jungs sei es in der Halbzeit in der Kabine „ganz ruhig“ zugegangen, so Josipovic. „Ich habe ein paar Sachen ganz sachlich angesprochen.“ Fortan habe man es „besser gemacht, auch wenn wir weiter nicht wirklich zwingend waren, aber wir haben das Spiel angenommen“. Kurz nachdem der Eintracht-Dompteur den dritten Wechsel tätigte und umstellte, verletzte sich Cristiano Mirolho und musste mit Verdacht auf einen Muskelfaserriss raus. So musste Lokstedt die letzten 20 Minuten in Unterzahl bestreiten, kam auf den allerletzten Drücker aber noch zum Ausgleich.

"Ich habe aus eigentlich guten Gründen die falschen Entscheidungen getroffen"

Lokstedt-Trainer Anto Josipovic gab sich nach dem 1:1 in Pinneberg auch selbstkritisch. Foto: Sebastian Neumann

Nach der Partie gab sich Josipovic sehr selbstkritisch und bekannte: „Ich habe in der Aufstellung Fehler gemacht“, ehe er erklärend ausführte: „Aus eigentlich guten Gründen habe ich die falschen Entscheidungen getroffen. Das muss ich mir auch ankreiden lassen. Vielleicht muss ich noch mehr nur nach Leistung gehen und weniger das Menschliche sehen.“ Auch wenn der späte Gegentreffer für Pinneberg „natürlich extrem bitter“ sei, wäre der Punktgewinn für sein Team „aufgrund des Spielverlaufs und aufgrund dessen, dass wir selbst mit zehn Mann den Ballbesitz, die Chancen hatten und Pinneberg nur verwaltet hat, auf jeden Fall verdient“, bilanzierte er. „Nach so vielen Schwierigkeiten doch noch einen Punkt zu holen, ist dann schon auch okay für uns“, konnte der 34-Jährige dem einen Zähler doch noch etwas Positives abgewinnen.

Autor: Dennis Kormanjos