Testspiel

„Curslack hat Klasse aufblitzen lassen!“ – „Schubi“ zockt, doch dann der Schock!

05. September 2020, 17:04 Uhr

Marco Schubring (rechts, graues Triko) wird gestützt vom Platz getragen - während sich Sepehr Nikroo "entschuldigt". Foto: Kormanjos

Erst ging es munter zur Sache – und dann wusste der Hamburger SV III überhaupt nicht, wie ihm geschah, weil der SV Curslack-Neuengamme offenbar besonders große Lust hatte, eine Duftmarke zu setzen (alle Highlights im LIVE-Ticker). Insbesondere Marco Schubring war schon wieder anzumerken, dass der Saisonstart aus seiner Sicht eher heute als morgen kommen könnte – und das nur wenige Meter von prominenten Trainings-Gästen auf der Paul-Hauenschild-Anlage entfernt...

Zwei Tore machte er selbst, auch am Elfmeter war er beteiligt: Marco Schubring (li.) zauberte zu Beginn beim HSV II - nicht nur mit der Hacke. Foto: Kormanjos

Während sich die Deutsche U20-Nationalmannschaft um „Wunderkind“ Youssoufa Moukoko auf dem benachbarten Rasenplatz auf das Länderspiel gegen den Nachwuchs von Dänemark vorbereitete, wirbelte Marco Schubring nur einen Platz weiter schon wieder über das Kunstgeläuf, als hätte es die ewig lange Pause nie gegeben. Zunächst ließ sich der Torjäger des SVCN nach feiner Vorlage von Arnold Lechler nicht zweimal bitten und fackelte nicht lange, sondern jagte das Spielgerät aus 15 Metern mit seinem starken linken Fuß ins rechte untere Toreck (4.). Dann setzte er – nachdem Manuel Brendel mit einem Hundertprozenter am sensationell reagierenden Leon Giese scheiterte (5.) – Lechler in Szene. Dieser kam gegen HSV III-Fänger Eymen Usta einen Schritt zu spät. Doch Schiedsrichter Johannes Mayer-Lindenberg wertete die Situation andersherum und wähnte Lechler eher am Ball – Elfmeter. Diesen verwandelte Corvin Behrens mühelos und nahezu aus dem Stand zum 2:0 (6.).

Das Wadenbein: Schubring muss verletzt runter

Nach einer guten halben Stunde verletzte sich Schubring nach einem dem Ball geltenden Einsteigen von Sepehr Nikroo und musste raus. Foto: Kormanjos

In der Folge ging die „Schubi“-Show weiter. Ein fulminantes Solo nach eigenem Ballgewinn konnte er noch nicht mit seinem zweiten Treffer krönen – der Pfosten verhinderte dies (14.), ehe Lechler freistehend mit einem viel zu lässigen Heber kläglich vergab (16.). Aber dann: Florian Rogge sah den quirligen Özgür Bulut, dessen perfekt getimte Hereingabe von links in der Mitte vom eingelaufenen Schubring unter die Latte befördert wurde (25.). Doch dann der große Schockmoment: Nach einem Einsteigen von Sepehr Nikroo blieb Schubring verletzt liegen und hielt sich den rechten Knöchel. Erst wurde er behandelt, dann gestützt von Chefcoach Christian Woike und Torwart-Trainer Sven Eggers vom Platz getragen. Auch Nikroo, der in jener Situation den Ball spielte und auch kein Foulspiel gepfiffen bekam, entschuldigte sich beim Torjäger. Auf der Bank deutete dieser auf das Wadenbein und hatte sichtbar große Schmerzen beim Auftreten.

"Ich hoffe, dass es nicht schlimmer ist"

Zuvor duellierten sich Schubring (li.) und Nikroo (Mi.) bereits auf dem Platz. Foto: Kormanjos

„Meine ärztliche Ausbildung habe ich abgebrochen“, wollte sich Woike im Nachgang nicht zu einer Diagnose hinreißen lassen. „Aber grundsätzlich hoffe ich natürlich nicht, dass es schlimmer ist“, vermutete er „nur“ eine Prellung des Wadenbeins – und fügte an: „Wir sind jetzt in der Vorbereitung wirklich sehr oft extrem negativ belastet worden. Wir hatten einen Handbruch, einen Kreuzbandriss und zwei komplizierte Bänderrisse – also keine 0815-Dinge, sondern wirklich blöde Verletzungen. Und das bei durchaus entscheidenden Spielern. Deswegen hoffe ich – gerade auch, weil ‚Schubi‘ nach viel Arbeit, die er selbst investiert hat, auf einem richtig guten Weg war –, dass er nicht länger ausfällt.“

Jansen kommt - und sieht Riesen-Bock

Nikroo (li.) eilt herbei und wünscht dem verletzten Schubring eine schnelle Genesung. Foto: Kormanjos

Ohne den 24-jährigen Goalgetter kassierten die „Deichkicker“ noch vor der Pause den Anschluss durch Levin Erik, der in die Abwehrlücke der Gäste stieß, von Yannis Büge geschickt wurde und eiskalt zum 1:3 einschob (40.). Jenen Aufwind nahmen die Rothosen zu Beginn der zweiten 45 Minuten auch mit, konnten aber keinen weiteren zählbaren Ertrag verbuchen. Im Gegenteil. Nur wenige Sekunden, nachdem Marcell Jansen bei der „Dritten“ das Geläuf betrat (62.), sah der HSV-Präsident einen kapitalen Bock von Marko Augustinovic, der den vierten Gegentreffer einleitete. Bulut sah im Rückraum Behrens, dessen 17-Meter-Schuss entscheidend abgefälscht wurde und ins linke untere Eck hoppelte (63.). Den Schlusspunkt setzte der emsige Bulut selbst, als er einen langen Ball von Rogge herrlich aus der Luft pflückte, seinen Gegenspieler nach Strich und Faden vernaschte – und dem Solo dann auch noch formschön per Chip die Krone aufsetzte (76.).

"Mir war wichtig, dass wir nach letzter Woche eine Verbesserung erzielen"

SVCN-Trainer Christian Woike (li.) und Torwart-Trainer Sven Eggers stützten Schubring beim Verlassen des Platzes. Foto: Kormanjos

5:1 bei einem Oberliga-Kontrahenten – eine echte Duftmarke des SVCN? „Nein“, entgegnete Woike, „ich finde das in der Vorbereitung immer schwierig, weil man einfach nicht weiß, wer wo steht. Ich weiß auch nicht, wie lange der HSV schon im Training ist.“ Für ihn sei wichtig gewesen, so Woike, „dass wir nach letzter Woche, da haben wir in vielen Bereichen kein gutes Spiel gemacht gegen Phönix Lübeck, eine Verbesserung erzielen. Das haben wir gemacht – und das war wichtig.“ Und das, obwohl der Übungsleiter der „Gramkowwegler“ auch noch auf das aus Dassendorf gekommene Duo Marcel von Walsleben-Schied und Finn-Lasse Thomas verzichtete. Auch Mark Hinze (BU) fiel kurzfristig aus. Dennoch sah der langjährige Condor-Coach viele gute Ansätze. „Gefallen hat mir die Aufteilung gegen den Ball. Wir haben relativ wenig aus dem Spiel heraus zugelassen – eigentlich gar nichts bis auf das Gegentor. Das machen wir allerdings schlecht. Aber nach vorne haben wir mit guten Laufwegen und Bällen zum richtigen Zeitpunkt natürlich relativ viel Gefahr ausgestrahlt. Das war gut.“

"Man hat die Klasse von Curslack aufblitzen sehen"

Oliver Doege (li., graues Trikot) fungierte als defensiver Stabilisator bei den "Deichkickern". Foto: Kormanjos

Mit süffisanter Miene konstatierte sein Gegenüber: „Ein richtig, richtig guter Test“, ehe Marcus Rabenhorst ausführte: „Ich glaube, dass das Ergebnis nicht ganz das Spiel wiedergibt. Wir hatten auch viele gute Aktionen – vor allem mit Ball. Aber was wir heute defensiv gemacht haben in der Umschaltbewegung – das war einfach zu wenig. Da hat man die Klasse von Curslack schon aufblitzen sehen und die Neuzugänge scheinen dort auch gefruchtet zu haben. Da sehen wir, dass wir noch Arbeit vor uns haben, um auch solche Mannschaften im Punktspielbetrieb vielleicht ein Stück weit mehr zu fordern.“

Autor: Dennis Kormanjos