„Da musst du als Schiri richtig Eier in der Hose haben“

Uetersen dreht den Spielverlauf in der Nachspielzeit auf den Kopf

29. Februar 2016, 12:48 Uhr

Der Jubel kannte keine Grenzen mehr, als Philipp Ehlers (M.) in der Nachspielzeit vom Punkt die Nerven behielt und die lange Durststrecke der Rosenstädter beendete. Foto: KBS-Picture.de

Der Wedeler TSV reiste am Sonntag zum Auswärtsspiel ins Rosenstadion mit dem festen Vorhaben, drei Punkte zu entführen und somit weiter im Kampf um Meisterschaft und Aufstieg mitzuspielen. Doch nach 90 Minuten Kampf und herausgespielten Großchancen sollte es am Ende ganz anders kommen...

Die entscheidende Situation: Dominik Lange (l.) macht sich lang, trifft leicht den Ball, aber auch Gegenspieler Kevin Koyro (2. v. l.). Foto: KBS-Picture.de

Der TSV Uetersen nahm sich gegen den starken Gegner aus Wedel vor, hinten tief zu stehen und schnelle Konter zu fahren. „Das ist uns in der ersten halben Stunde einigermaßen gut gelungen“, analysierte TSV-Coach Peter Ehlers und fügte hinzu: „Dabei gab es auch schon in der ersten Halbzeit für Wedel ein paar hundertprozentige Torchancen. Wenn wir da nicht Christopher Knapp mit einer überragenden Leistung im Tor gehabt hätten, dann wären wir zur Pause schon uneinholbar hinten gelegen.“ So war es unter anderem gleich zweimal Aytac Erman, Toptorjäger des WTSV, der seine Großchancen nicht im Netz unterbringen konnte und am Heim-Keeper scheiterte (18., 31.). Entgegen des Vorhabens der Rosenstädter, fuhr die Zessin-Elf zum angeknockten Kellerkind mit dem Ziel, das Spiel zu machen und den Gegner unter Druck zu setzen. Auch wenn die erste Hälfte recht ausgeglichen war, erkannte man dennoch, dass die Gäste das Heft in der Hand hielten und dominant auftraten. Doch trotz aller Bemühungen ging es torlos in die Kabinen.

„Nicht eingeplante drei Punkte“

Philipp Ehlers (r.) bleibt ganz cool und verwandelt halbhoch ins rechte Eck. Foto: KBS-Picture.de

Der zweite Durchgang gehörte zu Beginn wiederum den Rolandstädtern. Ein Kopfball von Jan Eggers wurde von der Defensive, kurz vor dem Einschlag in die Maschen, vereitelt (53.). In der Folge nahmen jedoch die Fehler des WTSV zu, ein keineswegs berauschender Auftritt des Zessin/Barthel-Ensembles – trotz der Mehrzahl an Torchancen. TSV-Übungsleiter Ehlers räumte rein: „Wedel ist uns gerade in der zweiten Halbzeit absolut überlegen gewesen.“ Eine Flanke von rechts durch Dominik Lange flog scharf in den Sechzehner der Gastgeber. Doch Manuel Henkel rutschte hauchdünn am Ball vorbei und verpasste somit die ersehnte Auswärtsführung (78.)! Nichtsdestotrotz sollte das Spiel nicht ohne ein Torerfolg enden. Sechs Minuten vor Schluss bereicherte Kevin Koyro – für Yannick Kouassi eingewechselt – das Offensivspiel der Hausherren. Diese Hereinnahme machte sich wenig später bezahlt! In der Nachspielzeit nahm Koyro den Ball mit Zug zum Tor mit und wurde von zwei Abwehrspielern ein wenig in die Mangel genommen. Doch das gestreckte Bein von Lange sorgte dafür, dass der Stürmer fiel und Schiedsrichter Murat Yilmaz (FC Türkiye) auf den Punkt zeigte. „Aufgrund des gesamten Spielverlaufs weiß ich nicht, ob jeder Schiedsrichter das gepfiffen hätte und ich weiß nicht, ob man das hätte machen müssen. Von daher war das wirklich glücklich. Man kann ihn geben, aber zu diesem Zeitpunkt musst du als Schiri schon richtig Eier in der Hose haben, um den Strafstoß auch zu pfeifen“, gestand Ehlers. Den fälligen Strafstoß verwandelte Philipp Ehlers ganz souverän, schickte Wedel-Keeper Lucas Albracht ins falsche Eck, sicherte seiner Mannschaft „die nicht eingeplanten drei Punkte“, wie sein Coach und Vater hinterher zugab, und sorgte für überfallartige Jubelstürme seines Teams (90.+2)!

„Ein absoluter Lucky-Punch“

... Was folgte, war überschwänglicher Jubel beim Schützen und seinem Team. Foto: KBS-Picture.de

Durch die Niederlage im Kreisderby verlor Wedel nicht nur die Partie, sondern auch den Anschluss an Sasel und Osdorf. Mit aktuell 44 Punkten liegt man nun sieben Zähler hinter dem möglichen Relegations-Aufstiegsplatz. Wenn die Grün-Weißen sich die Chance auf Platz zwei noch bewahren möchten, müssen sie am kommenden Sonntag (11:00 Uhr) im Heimspiel an der Schulauer Straße gegen den viertplatzierten Hamburger SV III gewinnen. Der TSV Uetersen hingegen kann im Abstiegskampf etwas durchatmen. Nach acht sieglosen Spielen in Folge tut dieser Sieg nicht nur der Tabellensituation gut: „Das ist ganz klar ein Frustlöser! Dementsprechend haben wir uns riesig gefreut. Das brauchte auch die Mannschaft mal. Gerade wenn man so lange nicht gewonnen hat, zerrt das an einem. Nach diesem Sieg ist die Stimmung bei uns gleich eine ganz andere“, freute sich Ehlers. „Es gibt glückliche Siege, es gibt sehr glückliche Siege und es gibt Siege, mit denen man nie rechnet. Die bezeichnet man dann als `super, sehr glücklich´ – das ist einer von denen. Mit unserem Tor in der Nachspielzeit war das wie beim Boxen in der zwölften Runde. Da haust du den Gegner aus irgendeinem Grund um und hast das Ding plötzlich gewonnen – ein absoluter Lucky-Punch! Ich gehe fest davon aus, dass dieser Sieg für einen Aufwind innerhalb der Mannschaft im Abstiegskampf sorgt. Wir freuen uns über den Moment, aber das müssen wir jetzt in den nächsten Spielen auch bestätigen und nachlegen.“ Dazu hat seine Mannschaft am kommenden Sonntag (14:00 Uhr) im Auswärtsspiel bei HR II die Gelegenheit.

Autor: Mathias Merk