Oberliga

Das „fünfte Rad“ und Saad bringen die „Mentalitäs-Monster“ in Fahrt: „Das war schon echt geil!“

BU dreht beim 3:2-Sieg gegen Cordi zwei Mal einen Rückstand

29. September 2019, 19:16 Uhr

Cordi zu Fall gebracht: Elias Saas (li.) und Edison Sa Borges Dju (Dritter v. re.) sorgten für den BU-Sieg. Foto: Heiden

Es brauchte keinerlei Erklärung mehr, um die Laune von Pascal El-Nemr herauszufinden. Nach dem Abpfiff des Spiels zwischen Concordia und dem HSV Barmbek-Uhlenhorst (Hier gibt’s die Highlights im Live-Ticker) trat der Mittelfeldspieler der Gastgeber erst imaginär in die Luft, so als wollte er am liebsten an irgendetwas seinen Frust auslassen und es einfach nur wegkicken. Dann ließ er sich deprimiert auf die Sitzfläche der Ersatzbank fallen – nicht allerdings, ohne noch einmal mit der Hand gegen die Wand zu schlagen. Der Unmut über die 2:3-Niederlage, die Cordi soeben vgegen den Ex-Verein El-Nemrs kassiert hatte, saß tief. Auf der anderen Seite hingegen hatte sich all der Ärger, der sich in den vorherigen Minuten, Tagen und Wochen angestaut hatte, verabschiedet. 

Das beste Beispiel dafür lieferte Elias Saad. „Das war schon echt geil. Unsere erste Hälfte war nicht so stark. Aber dass wir Moral gezeigt haben und das Spiel in der zweiten Halbzeit so drehen konnten – das war schon geil. Dass ich das entscheidende Tor schießen durfte, ist schön für mich. Da fällt alles an Frust runter. Man freut sich und feiert mit der Mannschaft“, sagte der 19-Jährige, der auf Vorlage von Edison Sa Borges Dju den Siegtreffer für BU erzielte, nach dem Match – und auch die Gelbe Karte, die Saad wegen des Ausziehens seines Trikot beim Jubeln sah, „war mir in dem Moment egal.“ Vielmehr sei es, so der Youngster „überaus wichtig, dass wir gewonnen haben. Wir möchten oben mitspielen und zu den Top Drei der Liga gehören. Das haben wir diesmal auch gezeigt, indem wir das Spiel gegen so eine Mannschaft drehen.“

Stier: „Solche dreckigen Spiele können wir eigentlich nicht gewinnen – umso mehr freue ich mich“

Voller Einsatz: BU-Kapitän Yannik Lux (re.) gegen Cordis Jeremy Baur. Foto: Heiden

Kaum hatte Saad nach dem Schlusspfiff seine Sicht der Dinge geschildert, da lief wenige Meter entfernt Edison Sa Borges Dju an ihm vorbei. Der wiederum hatte nicht nur Saads Treffer zum Siegtor vorberietet, sondern war vorher für die anderen beiden BU-Tore der verantwortlich gewesen und beinahe noch einen dritten Treffer erzielt hätte. „Trotzdem“, so sagte sein Coach Marco Stier nach dem Abpfiff, „würde ich ihn heute hervorheben. Er sollte eigentlich gar nicht spielen, war das 'fünfte Rad‘ am Wagen und rutscht nur rein, weil wir kurz vorm Anpfiff Jannis Korczanowski (Grippe, Anm. d. Red.) ersetzen mussten. Dann macht er zwei geile Tore und bereite eins vor, nachdem er bei uns viele Rückschläge hatte. Genau das erhoffen wir uns von ihm.“ Gleiches gelte übrigens auch für Saad, der BU gemeinsam mit Sa Borges Dju vor allem nach der Pause ordentlich in Fahrt gebracht hatte. „Er kann noch deutlich besser spielen, finde ich. Elias fällt durch seine Dribblings und sein Tempo natürlich auf und hatte gute Szenen, aber mit seiner Qualität muss er eigentlich in jedem Spiel zwei oder drei Tor machen, dann kann er noch höherklassiger spielen. Die Voraussetzungen dazu hat er. Da müssen wir ihn hinbringen“, konstatierte Stier nach der Partie.

Losgelöst von seinen beiden Matchwinnern sei er insgesamt „mit den drei Punkten zufrieden, Wir haben in den letzten paar Wochen und Tagen so viele Rückschläge gehabt. Mit Louis Mandel, Tim Jeske und Abdel Hathat sowie Korczanowski ist bei uns viel Qualität in der Offensive ausgefallen. Das waren herbe Schläge“, bekannte Stier und erklärte: „Wir wussten, dass wir heute keinen Zauber-Fußball an den Tag legen können. Aber das wollten wir auch nicht. Uns war klar, dass das ein ekliges und dreckiges Spiel wird. Solche Spiele können wir eigentlich nicht gewinnen, dafür sind wir ja bekannt. Umso mehr freue ich mich, dass wir dieses Spiel dreckig gewonnen haben.“ Zunächst aber produzierte sein Team in der Vorwärtsbewegung einen Fehlpass (Stier: „Das war dumm gemacht“) aus dem das 0:1 resultierte und dann agierte Keeper Johannes Höcker beim 1:2 nach einer Ecke unglücklich. „Es ist ja bekannt, dass wir immer so Eier-Tore bekommen“, ärgerte sich Stier, vergaß seinen Unmut darüber allerdings schnell wieder: „Ich habe in der Pause in der Kabine ein kleines Feuerwerk gezündet – positiv. Weil ich wusste, dass wir das Spiel noch drehen können. Cordi hatte auch nicht den besten Tag. Meine Jungs waren heute echte Mentalitäts-Monster, haben brutal alle Rückschläge weggesteckt und am Ende verdient gewonnen. Wir hätten das Ergebnis noch höher stellen können, so mussten wir am Ende noch zittern.“

Pieper: „Es fällt uns schwer, die Ruhe zu bewahren und das Spiel frühzeitig zu entscheiden“

In den Weg gestellt: Cordis Lorenz Lahmann-Lammert (li.) will Chris Pfeifer stoppen. Foto: Heiden

„Wir waren hervorragend auf BU eingestellt. Das hat man in den ersten 45 Minuten gesehen. Da haben wir alle Schwachpunkte beim Gegner aufgedeckt, die wir vorher gesehen hatten. Wir hatten damit gerechnet, dass BU tief steht und auf Konter geht. Wir wussten genau, wo wir anpacken mussten“, bilanzierte derweil Frank Pieper-von Valtier nach dem Schlusspfiff. Sein Team sei „zurecht in Führung gegangen“, stellte der Cordi-Coach fest, musste aber auch zugeben: „Es ist ärgerlich, wie danach das Tor zum 1:1 entsteht, weil wir im Mittelfeld keinen Zugriff bekommen und mit einem Doppelpass ausgehebelt werden.“ Nach dem Seitenwechsel sei seine Mannschaft „nicht ganz optimal“ wieder ins Spiel reingekommen. „Es war uns klar, dass BU Druck machen würde. Wir haben uns da aber zu viel zurückgenommen, Wir hatten mehr als eine Möglichkeit, das Ergebnis hochzuschrauben. Es fällt meiner jungen Mannschaft aber schwer, die Ruhe zu bewahren und das Spiel frühzeitig zu entscheiden. Das ist ärgerlich und schade, aber eben ein Lernprozess. Das 2:2 darf so nicht fallen. Es kann nicht sein, dass da zwei Spieler auf einmal so blank sind. Beim dritten Gegentreffer rutscht Niel Lüthje blöd aus. Das sind die Unterschiede, da liegen unsere Schwächen, wegen denen wir in der Tabelle da stehen, wo wir stehen. Dass Niel das nicht mit Absicht macht, ist klar. Er tut mir sehr leid“, schloss Pieper-von Valtier sein Statement zum Spiel.

Jan Knötzsch