HOLSTEN-Pokal

Der krönende Abschluss: Unter Tränen zum Titel!

Niendorf-U23 krallt sich gegen starke Cordi-Reserve die Trophäe

01. Juni 2019, 00:16 Uhr

Der krönende Abschluss einer erfolgreichen Zeit: Mit dem HOLSTEN-Pokal-Sieg verabschieden sich Trainer Matthias Jobmann (li.) und zahlreiche Spieler von der Niendorf-U23. Foto: Kormanjos

Als Maximilian Danzer in der 73. Spielminute von seinem Trainer Matthias Jobmann vorzeitig vom Platz geholt wurde, reagierte dieser nicht etwa mit verärgerter Miene, bösen Blicken oder wütenden Worten. Das komplette Gegenteil war der Fall. Der Mittelfeldakteur der Niendorf-U23 hatte mit seinen Emotionen zu kämpfen und brach vor der prall gefüllten Ersatzbank – zahlreiche Liga-Spieler, Funktionäre und Spielerfrauen unterstützten die „Sachsenwegler“ – in Tränen aus. Für Danzer (wechselt zum HSV III) war es, wie für etliche weitere Akteure der NTSV-Zweiten, das letzte Spiel im Dress des Hammonia-Vierten – und ein ganz besonders zugleich: Im Finale um den HOLSTEN-Pokal triumphierte Danzers Equipe schlussendlich mit 5:1 gegen eine über weite Strecken stark dagegenhaltende Zweitvertretung von Concordia (alle Highlights im LIVE-Ticker).

Ibrahim Gyaase (Mi.) brachte den „Underdog“ in Front. Foto: Olaf Both

„Ich habe tatsächlich versucht, mir keinen Kopf drum zu machen“, wollte Moritz Niemann im Vorfeld nicht allzu viele Gedanken daran verschwenden, dass er ein letztes Mal das Niendorfer Trikot überstreifen würde. Allerdings: „Nach dem 4:1, als man wusste, dass es heute klappen könnte, mussten Colin und ich schon ein bisschen mit den Tränen kämpfen“, gestand er – und sprach damit auch auf seinen Teamkollegen Colin Blumauer an. Beide werden in der kommenden Saison für Oberliga-Aufsteiger USC Paloma gegen den Ball treten. Doch zuvor hatte das Duo noch entscheidenden Anteil am Pokal-Triumph der „Sachsenwegler“. Zunächst aber verschuldete Verteidiger Blumauer noch das 0:1 durch Cordis Ibrahim Gyaase (14.), machte seinen Fauxpas allerdings umgehend wieder gut, als er einen Freistoß von Niemann über den Hinterkopf ins lange Eck huschen ließ (18.). Es folgte der (wunderschöne) Niendorfer Führungstreffer durch Ilyas Afsin, der nach einem von Lennart Merkle verlängerten Reese-Einwurf zum Fallrückzieher ansetzte und aus 14 Metern traumhaft in den rechten Knick traf (24.)!

Pump: „Er hat das gepfiffen, ich akzeptiere das“

Der Fallrückzieher von Ilyas Afsin schlug über Henry Kern im Cordi-Gehäuse ein. Foto: Olaf Both

Der zwei Klassen tiefer kickende Kontrahent vom Bekkamp, in den Runden zuvor einmal im Elfmeterschießen und dreimal in Folge nach Verlängerung weitergekommen, hielt aber weiter beherzt dagegen, war zu Beginn des zweiten Abschnitts das spielbestimmende Team und erntete auch vom Gegner reichlich Lob: „Am Anfang hätten wir gleich in Führung gehen können. Dann wurden die Jungs auf einmal nervös. Cordi hat es dann wirklich gut gespielt. Da ziehe ich meinen Hut vor, sie haben eine tolle Leistung gebracht und waren ein würdiger und toller Final-Gegner“, befand NTSV-Coach Jobmann – und fügte an: „Nach der Halbzeit haben sie nochmal alles in die Waagschale geworfen. Wir waren ein bisschen zu verhalten.“ Doch plötzlich ertönte ein Pfiff des häufig unsicher wirkenden Unparteiischen Christoph Albrecht, der nach einem Duell im Concorden-Sechzehner einen Kontakt von Thomas Schmidke an Merkle gesehen haben wollte. „Das war keiner“, echauffierte sich Cordi II-Coach Rainer Pump. „Wir haben in der vergangenen Saison von Angriffen auf meine Spieler in der Halbzeit bis zu diversen anderen Dingen so viel erlebt, dass es mich nicht mehr wundert. Ich sage da auch nichts mehr zu. Er hat es gepfiffen, ich akzeptiere das.“ Sein Gegenüber erklärte derweil, die Szene „nicht so schnell gesehen“ zu haben, da er sich noch „in Gesprächen mit einem Spieler“ befand. Wie dem auch sei. Niemann blieb ganz cool und verwandelte den Strafstoß staubtrocken zum 3:1 (59.).

Niemann krönt Leistung - „im Fußball war das die beste Zeit!“

Moritz Niemann (li.) glänzte in seinem letzten Spiel für die NTSV-U23 mit zwei Treffern und zwei Vorlagen. Foto: Olaf Both

Ein Tor, ein Assist – aber der scheidende Spielgestalter der Niendorfer hatte noch nicht genug. Erst zirkelte er einen 23-Meter-Freistoß sensationell in den rechten Winkel (83.), dann servierte er Simon Flandrin das 5:1 auf dem Silbertablett (85.). Was folgte, war purer Jubel! „Es ist ja nicht nur für mich das Abschiedsspiel gewesen, sondern für einige Spieler. Von daher war es einfach etwas ganz Besonderes und ein richtig geiles Gefühl“, so Niemann. „Wir wussten, wenn wir das – schon wieder – verlieren, dann können wir das nicht mehr reparieren. Von daher wollten wir die vier Jahre einfach geil beenden. Das ist uns heute Gott sei Dank gelungen“, machte er aus seiner Erleichterung keinen Hehl – und unterstrich noch einmal die besondere Bedeutung des Teams: „Das war wirklich wie eine kleine Familie – sonst wären wir auch nicht so lange dageblieben, das muss man ganz ehrlich so sagen. Es war vier Jahre lang ein ungemeiner Zusammenhalt – auch mit ‚Jobbi‘ als Trainer. Das war wie eine kleine Vater-Sohn-Geschichte.“ Und weiter: „Im Fußball war es die beste Zeit! Deshalb tut es einerseits weh, andererseits hat man sich mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf das Spiel gefreut. Deshalb werden wir die Nacht nochmal schön zum Tag machen und das gebührend feiern.“

„Wenn es eine Zweite Mannschaft in Hamburg verdient hat, dann wir!“

Der scheidende Coach Matthias Jobmann (re.) wurde nach Schlusspfiff mit reichlich Sekt „geduscht“. Foto: Olaf Both

Gefeiert wurde auch auf der anderen Seite – und das nicht zu Unrecht. „Wir haben als Aufsteiger eine super Saison gespielt, sind Dritter geworden, weit vor unseren beiden Mitaufsteiger-Konkurrenten gelandet und haben um den Aufstieg mitgespielt. Leider hat das nicht geklappt. Aber wir sind ins Pokalfinale gekommen. Also, was wollen wir noch mehr?! Wir haben alles gegeben und es sollte heute nicht sein. Von daher: Ich kann meiner Mannschaft auf keinen Fall etwas vorwerfen“, bilanzierte Pump. „Wir haben unsere Möglichkeiten nicht genutzt und die haben es clever ausgespielt.“ So clever, dass sich Matthias Jobmann nach sieben Jahren mit einem Titel vom Sachsenweg verabschieden kann, ehe er seine Zelte beim Wedeler TSV aufschlägt. „Das ist natürlich ein riesiges finales Erlebnis mit den Jungs. Einmal haben wir den Pokal nicht gewinnen können, heute hat es geklappt“, strahlte der Niendorf II-Dompteur – und meinte: „Wenn es eine Zweite Mannschaft in Hamburg verdient hat, dann sind wir das. Wir haben ein tolles Team – auch im Drumherum. Zum Abschluss über die Jahre, die wir jetzt gute Arbeit gemacht haben, haben wir es einfach verdient. Das ist ein super Abschluss und das i-Tüpfelchen einer tollen Saison.“

„Die Jungs sind mir alle ans Herz gewachsen“

Kapitän Moritz Niemann (Nr. 6) reckt den Pokal in die Höhe. Foto: Olaf Both

Abschließend ging „Jobbi“ noch einmal auf die von Niemann bereits angesprochene besondere Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft ein: „Es ist jetzt schon seit Wochen sehr emotional. Ich bin den Weg mit den Jungs zusammen über viele Jahre gegangen. Sie sind mir alle ans Herz gewachsen – und die Beziehung zu vielen ist inzwischen viel enger als die zwischen Trainer und Spieler.“ Da es für viele Spieler der letzte Auftritt für das „Team Niendorf“ war, sei der Ehrgeiz im Vorfeld besonders groß gewesen. „Die Jungs wollten den Sieg unbedingt!“ Und sie bekamen ihn – nachdem man im Jahr 2016 gegen Sternschanze II (1:3) noch den Kürzeren zog. Der Beginn einer langen Nacht…

Autor: Dennis Kormanjos

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