„Ein scheiß Abend!“ - Geplante Geburtstagsfeier endet im Krankenhaus

Trotz TuRa-Überzahl: Torloses Spitzenspiel gegen Paloma

19. August 2017, 02:00 Uhr

Das Foul von Julian Hilbig, der in den durchstartenden Felix Feuerlein (re.) hineinrauscht. Der TuRaner muss daraufhin mit dem Krankenwagen abtransportiert werden. Foto: Christian Küch

„Das sind Szenen, wo man merkt und sich denkt: Es gibt leider Gottes Dinge, die wichtiger sind als der Fußball“, brachte es Steffen Harms auf den Punkt - und sprach damit auf jene Szene an, die sich in Minute 51 am Exerzierplatz ereignete: An der Außenlinie rauschte Julian Hilbig ohne Rücksicht auf Verluste in Felix Feuerlein hinein. Der TuRaner blieb aufgelöst am Boden liegen, musste minutenlang behandelt werden, ehe sogar der Krankenwagen anrückte. Die Nerven lagen blank - auf beiden Seiten. Sogar so sehr, dass sich der Bruder des am Knöchel verletzten Außenverteidigers, Lars Feuerlein, mit einigen Anhängern des USC Paloma anlegte.

Ein dämlicher Schlag in den Bauch bringt Dominic Ulaga die Rote Karte ein. Foto: Christian Küch

Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Fußball spielte an diesem Abend nur eine sehr untergeordnete Rolle. „Es war ein sehr torarmes Spiel“, hatte Harksheide-Coach Marcus Fürstenberg die Lacher auf seiner Seite, als er ein kurzes Fazit über die fußballerisch müde Nullnummer zog, ehe er anfügte: „Ich meinte natürlich, ein sehr torszenenarmes Spiel. Ich kann mich eigentlich an keine Chance von Paloma erinnern - und das in einem Spitzenspiel. Das habe ich eben auch im Kreis gesagt: Wenn man sieht, was da bei uns rumhüpft. Die Jungs sind fast alle 18 und `nen Keks. Dafür haben wir das defensiv echt gut gemacht“, lautete Fürstenbergs Einschätzung. Nichtsdestotrotz befand er: „Es war ein scheiß Abend!“

Der Grund für diese drastische Aussage war die schon eingangs erwähnte Verletzung von Felix Feuerlein. „Mir ist nach dieser Szene eigentlich alles egal! Ich wünsche ihm einfach nur gute Besserung. Er hat gerade erst eine Erkrankung in den Griff gekriegt und jetzt kommt so ein scheiß Ding. Ich bin da extra nicht hingegangen, weil ich weiß, wenn er schreit oder weint, dann ist da wirklich was passiert. Das wird lange dauern und ist tragisch“, so „Fürste“. Liga-Manager Philipp Penkwitt gab einige Zeit nach dem Abpfiff ein kurzes Update zur Verletzung Feuerleins, der mit dem Krankenwagen, der direkt vor der Paloma-Bank hielt, abtransportiert wurde: „Er kann die Zehen zumindest wieder bewegen, aber der Fuß ist taub.“ Am Tag danach herrscht die Gewissheit, dass sämtliche Bänder gerissen sind. Wir wünschen von dieser Stelle: Eine schnelle Genesung!

Ulaga erweist Paloma einen Bärendienst

Paloma neuer Flügelflitzer Francisco Ebongo konnte sich nicht entscheidend in Szene setzen. Foto: Christian Küch

Steffen Harms sagte zu jener Situation: „Da kommt unser ganz junger und auch noch ein Stück weit unerfahrener Spieler einen Schritt zu spät und geht da mit voller Energie rein. Sicherlich unglücklich, aber ich hoffe auch, dass da nix durch ist und nur der Schreck war.“ Schließlich führte er aus: „Ich war vor dem Spiel unglaublich angespannt und dann auch unheimlich in der Partie drin. Da brauchte man selbst als Trainer fünf, sechs, sieben Minuten, wenn dann da auf einmal ein Krankenwagen vor dir steht und man merkt, dass es Wichtigeres gibt. Das geht den Spielern nicht anders.“

Und dann war da ja auch noch jene Aktion von Dominic Ulaga, die so ein wenig als Knackpunkt angesehen werden dürfte: Unmittelbar vor dem Pausentee ließ er sich - trotz eines von Referee Thomas Bauer (Rahlstedter SC) geahndeten Foulspiels an den USC-Offensivakteur - zu einem Schlag in die Magengrube von Lucian-Octavian Vlasea hinreißen. Die Folge: Glatt Rot (44.)! All das unter den Augen einer riesigen Delegation von Staffel-Kontrahent HEBC.

„Haben uns geschworen, ihn nicht zu verteufeln, sondern für ihn zu arbeiten“

Foto: Christian Küch

Trotz dieses überaus dämlichen Vergehens von Ulaga nahm Harms seinen Linksfuß in Schutz: „Eine total dusselige Szene. Er reißt sich los, macht das aber wohl etwas zu kräftig. Eine nach dem Regelwerk vertretbare Entscheidung. Schade, weil weil es uns in der Phase aus dem Spiel rausnimmt. Aber jeder baut mal Mist, dann sind wir für unsere Spieler da. Das haben wir uns in der Halbzeit auch geschworen, dass wir ihn jetzt nicht verteufeln, sondern für ihn arbeiten, arbeiten, arbeiten. Das haben die Jungs vorbildlich gemacht und versucht, auch immer wieder ins Umschaltspiel zu kommen. Zudem haben sie leidenschaftlich verteidigt.“ Denn auch in Unterzahl ließen die Uhlenhorster nur eine richtig dicke Chance des Gastgebers zu, als Lukas Raphael nach schöner Stafette über Lion Jodeit und Tim Weber urplötzlich völlig alleingelassen vor Sebastian Voß auftauchte. Doch der ehemalige Niendorfer traf den Ball nach Weber-Hereingabe von links nicht voll (62.). Es passte ein wenig zum vermeintlichen Spitzenspiel, das eher von der Taktik geprägt war. Ebenso wie der Schlusspunkt, der die Geschichte des Duells zwischen dem Zweiten und dem Ersten komplett umschreiben hätte können. 17 Meter vor dem Tor erhielt der USC einen Freistoß nach Foul von Vlasea an Youcef Madadi. Doch Denny Schiemann beförderte das Spielgerät noch über den Fangzaun. Chance kläglich vertan (90. +7). „Ich glaube, der Ball fliegt immer noch“, scherzte Fürstenberg hinterher.

Die geplante Geburtstags-Nachfeier endet im Krankenhaus

In Unterzahl nahm der USC Paloma einen Punkt mit. Foto: Christian Küch

„Es war wie erwartet ein unglaublich intensives Spiel. TuRa hat es die ersten zehn Minuten richtig gut gemacht. Dann haben wir den besseren Zugriff gefunden, waren aber etwas ungenau im letzten Drittel. Trotzdem waren wir nicht unzufrieden mit der ersten Halbzeit, weil wir das Spiel offen gestalten konnten und nach und nach das gefühlt hatten, die Sicherheit zu bekommen, um das Spiel auf unsere Seite zu ziehen“, so Harms, dessen Elf sich dann aber selbst schwächte. „Ein bisschen unclever, dass wir die Überzahl nicht ausgespielt und etwas zu hektisch gespielt haben. Damit haben wir uns ein Stück weit selbst geschadet. Aber die Jungs wollten unbedingt“, bilanzierte Fürstenberg, der auch etwas Positives mitnahm: „Es war ein Spitzenspiel, das wir nicht verloren haben. Darauf können wir aufbauen.“ Sein Gegenüber konstatierte abschließend: „Was man Gutes mitnehmen kann: Wir sind wieder zu Null geblieben und stehen mit zehn Punkten nach vier Spielen sehr gut da. Das ist absolut in Ordnung und das nehmen wir mit, dass wir auch zu zehnt gut verteidigt haben.“ Aber am Ende überwogen die Höhepunkte der negativen Art. So auch, als der kurz zuvor eingewechselte Lars Hartmann im Kopfballduell mit Lennard Wallner zusammenrauschte. Beide mussten mit einer dicken Beule am Kopf raus. Damit waren die Planungen der einstigen „Barsbüttel-Clique“ endgültig über den Haufen geworfen: Denn eigentlich wollten Feuerlein, Wallner und Co. den 22. Geburtstag des TuRaners nachfeiern. Stattdessen endete der Abend im Krankenhaus…

Autor: Dennis Kormanjos

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