Testspiel

Eine (direkte) Ecke als Höhepunkt und „Spielball“ – Altonas „spannende Rasselbande“ stutzt die „Tauben“

03. Juli 2023, 10:54 Uhr

Altonas Neuzugang Ezra Ampofo (Mi.) machte in der ersten Halbzeit mächtig Dampf über die rechte Seite. Foto: Christoph Hellwig/USC Paloma

Mit „den ersten 20, 25 Minuten“ sei er „richtig zufrieden gewesen“, erklärte Marius Nitsch – und befand, dass sein USC Paloma „richtig gut ins Spiel gekommen ist und das Angriffs-Pressing häufig überspielen konnte“. Doch mit dem ersten Gegentor im Testkick gegen Liga-Kontrahent Altona 93 (die Highlights im LIVE-Ticker) sei eben jene Griffigkeit abgefallen. „Da haben wir uns ein bisschen zu sehr darüber geärgert und beeindrucken lassen, dass wir zwei Standards fressen. Das ist natürlich schade, weil wir aus dem Spiel heraus doch recht wenig zugelassen haben – gerade in der ersten Halbzeit“, so Nitsch, der die beiden Gegentreffer in den ersten 45 Minuten bereits ansprach. Vor allem das 0:1 war nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch auf eine gewisse Art und Weise sehr humoristisch…

Haron Sabah (re.) holt zum Schuss aus - letztlich ohne Gefahr. Vor dem gegnerischen Tor kam Paloma die Durchschlagskraft abhanden. Foto: Christoph Hellwig/USC Paloma

Altonas Standard-Experte Moritz Grosche machte sich zur Ausführung eines Eckballes bereits. Seine scharf gezogene Hereingabe wurde lang und länger, ließ Paloma-Keeper Tjark Grundmann überhaupt nicht gut aussehen – und schlug direkt im langen Eck ein (31.)! Grosches anschließender Jubel fiel ganz cool und lässig aus. Der Außenverteidiger stützte sich auf der Eckfahne ab, ließ sich vom neben ihm warmlaufenden Lawrence Schön eine Wasserflasche reichen und nahm daraus einen kräftigen Schluck. Der 21-Jährige war es auch, der mit einem „angeschnibbelten“ Freistoß nur wenig später das 2:0 einleiten konnte, weil Lion Mandelkau von Narek Abrahamyan übertölpelt wurde – und der Altonaer aus spitzem Winkel ins lange Eck traf (35.).

"Zum ersten Mal wieder auf einem ganz anderen Level gefordert"

Fynn Rathjen (Mi.) agierte im Zentrum als Ballverteiler bei Altona 93. Hinten im Bild ein weiterer Neuzugang: Gideon Baur (Heeslinger SC, 2. v. re.). Foto: Christoph Hellwig/USC Paloma

„Gut gefallen hat mir das Engagement. Die Jungs wollten, wir waren schon ganz gut im Umschaltspiel und haben in der ersten Halbzeit wirklich gar nichts zugelassen“, zeigte sich AFC-Coach Andreas Bergmann mit dem Auftritt seiner Mannen im ersten Abschnitt sehr zufrieden. Während sein Gegenüber dem Test ebenfalls viele positive Erkenntnisse abgewinnen konnte: „Wir wurden heute zum ersten Mal wieder auf einem anderen Level gefordert. Von daher war das ganz gut, nach drei Siegen gegen einen direkten Konkurrenten zu spielen, der uns auch mal etwas höher anläuft und attackiert. Gerade in der Anfangsphase haben wir das spielerisch oftmals ganz gut gelöst, kamen aber nicht wirklich ins letzte Drittel und haben uns keine klaren Torchancen erspielt. Aber es war schon mal ein guter Schritt, dass wir das erste Anlaufen überspielen konnten.“

"Man muss das ein Stück weit relativieren"

AFC-Neuzugang Pascal El-Nemr (Mi.) sieht sich der Gegenwehr von gleich drei Paloma-Widersachern gegenüber. Foto: Christoph Hellwig/USC Paloma

Auch in der neuen Konstellation mit ein, zwei neuen Jungs habe man „vernünftig verteidigt“, so Nitsch, der sich aber ein ums andere Mal „etwas mehr Körperlichkeit gewünscht“ hätte. „Es gab Pressing-Momente, wo wir nicht so zugepackt und den Gegner doch wieder verlagern lassen haben.“ Zudem hätte er sich „im letzten Drittel noch mehr Überzeugung, noch mehr Tiefenläufe, noch mehr Eins-gegen-Eins-Momente und etwas mehr Spielfreude gewünscht“, wie er sagte. „Aber man muss das auch ein Stück weit relativieren, weil wir eine harte Woche hinter uns haben.“ Während Altona 93 die Woche über spielfrei war, kickte der USC noch am Freitagabend gegen Oststeinbek (3:0). Hinzu kam, dass sich der Gast den Luxus erlauben konnte, in der Pause einmal durchzuwechseln. „Das sind nun mal diese Nuancen“, wusste Nitsch.

"Wäre vermessen, wenn wir Altona in Grund und Boden gespielt hätten"

Martin Schauer (Mi.) im Kampf um den Ball mit Palomas Martin Werner (li.). Vor allem zu Beginn gab es viele, heiße Zweikämpfe. Foto: Christoph Hellwig/USC Paloma

Froh war der Coach der „Tauben“ allerdings darüber, „dass wir zumindest die zweite Halbzeit gewonnen haben – auch wenn das Niveau vielleicht ein bisschen abgeflacht ist“. Insbesondere in der Anfangsphase ging es zwischen beiden Teams schon richtig zur Sache und hatte in weiten Phasen Pflichtspiel-Charakter. „Da wirkte es sehr hitzig. Beide wollten sich nichts schenken“, konstatierte auch Nitsch. „Aber man darf eben auch nicht vergessen, wo wir uns befinden, welche Spieler da sind und was die Beine machen. Insofern bin ich insgesamt mit der Leistung gar nicht so unzufrieden. Wir haben noch drei Wochen Vorbereitung. Von daher wäre es auch völlig vermessen, wenn wir Altona in Grund und Boden gespielt hätten. Das war vollkommen okay“, bilanzierte der USC-Übungsleiter.

"Haben wieder eine spannende Rasselbande"

Unterdessen sprach Bergmann im zweiten Durchgang von „ein paar naiven und individuellen Fehlern“. Einer davon wurde bestraft: Der für Julian Barkmann zwischen die Pfosten gerückte Alex Rieseler vertändelte ohne jeglichen Gegnerdruck den Ball gegen den nachsetzenden Tom Wohlers, der zuvor zwei Riesenchancen vergab, diesmal aber zum 1:2-Endstand „angeschossen“ wurde (90.). „Aber wir hätten auch selbst ein, zwei weitere Tore machen können, wenn nicht sogar müssen“, meinte Bergmann vor allem die Chancen von Damian Ilic, der Jonas Marschner per Kopf aus allerkürzester Distanz nicht überwinden konnte (54.), und Marcus Borgmann, der nach einem wunderbaren Angriff über Ilic und Schön nur am Quergebälk hängenblieb (84.), an. „Aber unterm Strich war das unser zweites Testspiel und wir haben wieder ein paar neue Jungs zu integrieren. Dafür war es gut – und wir haben wieder eine spannende Rasselbande, die Lust hat und sehr engagiert ist“, so Bergmann abschließend.

Autor: Dennis Kormanjos