LOTTO-Pokal

„Eine Katastrophe!“ - Osdorf schenkt TuRa ein halbes Dutzend ein

Schwarzer bedient, Obloch gelöst: „Wenn Bennet schon einen mit dem Außenrist macht...“

08. Oktober 2019, 23:21 Uhr

Leon Cammann (re.) kommt zu spät, Toni Rohrbach trifft: Osdorf schenkt TuRa ein halbes Dutzend ein. Foto: Küch

Im Vorfeld war die Erwartungshaltung groß. Nicht umsonst hat TuRa Harksheide in der Liga noch kein Spiel verloren und 31 von 33 möglichen Punkten eingefahren. „Wir haben uns gesagt, dass wir uns mit Sicherheit nicht verstecken müssen – denn ein bisschen Fußball spielen können wir auch“, so Trainer Jörg Schwarzer. Während der Gegner aus Osdorf „großen Respekt vor der Aufgabe“ hatte, wie TuS-Coach Philipp Obloch mit vehementer Stimme bekannte. Doch letzten Endes wurde das Viertrunden-Duell im „LOTTO-Pokal“ zu einer überaus einseitigen Angelegenheit. „Ich bin schon mächtig enttäuscht – auch insgesamt von der Mannschaft“, gestand Schwarzer nach der 0:6-Abreibung (alle Highlights im LIVE-Ticker).

Torben Krause (Mi.) - entwischt hier Leonard Mai (re.) - bereitete den Führungstreffer mustergültig vor. Foto: Küch

„Gleich das erste Ding von ‚Jerry‘ (Jeremy Wachter; Anm. d. Red.) saß – und wenn Bennet Krause ein Tor mit dem Außenrist macht, dann weißt du eigentlich schon, dass heute nichts schiefgehen kann“, war Philipp Obloch bester Laune. Kein Wunder. Schließlich überrannten seine Osdorfer viel zu ängstlich und passiv agierende Harksheider und ließen überhaupt keinen Zweifel aufkommen, dass der Oberligist noch eine Nummer zu groß für den klassentieferen Hammonia-Landesligisten ist. „Tormaschine“ Wachter eröffnete den Torreigen, als er nach einer Balleroberung von Bryan Godts und anschließendem Traum-Zuspiel von Torben Krause den herauseilenden Jonah Basner überlupfte – und Dominik Mahnke auf der Torlinie beim Rettungsversuch ins Leere rutschte (24.). Wenige Augenblicke später folgte der Krause-Kunstschuss. Nicht von Torben, sondern von Bennet, der den viel zu weit vor seinem Tor stehenden Basner – nach einem langen Ball von Felix Spranger und Ablage von Wachter – übertölpelte (26.). „Wir hatten nicht viele Tormöglichkeiten – aber die ein, zwei, die wir hatten, die hätte Osdorf locker gemacht“, sprach Schwarzer damit unter anderem auf die Szene kurz vor der Pause an, als Leon Schulz nach mustergültigem Querpass von Daniel Meier den Ball und das komplett verwaiste Gehäuse nicht traf (40.).

TuRa ergibt sich, Saleh sieht als Ersatzspieler Rot

TuRa hatte nicht nur viel zu viel Respekt, sondern verteidigte auch haarsträubend – so wie beim 0:3, als die Hintermannschaft bei einem ruhenden Ball (!) von T. Krause geschlossen auf Abseits spielte. Das ging jedoch gründlich nach hinten los. Godts flankte auf den Kopf von Nico Kukuk – drin (49.). Anschließend echauffierte sich der nur auf der Bank sitzende Kapitän Nassim Saleh, der sich inzwischen hinter dem Tor warmmachte, so sehr, dass er für eine vermeintliche Beleidigung glatt Rot sah! „Danach war’s durch“, wusste auch Obloch, dass nichts mehr anbrennen konnte. Ganz im Gegenteil. Erst setzte Kukuk den emsigen Toni Rohrbach in Szene (55.), dann bediente er Wachter perfekt (76.) – 5:0 TuS. Letztgenannter stellte dann auch noch sein Auge für den Nebenmann unter Beweis, als er freistehend nochmal querlegte und Rohrbach den sechsten Treffer und das halbe Dutzend ermöglichte (89.).

„Erfolge helfen dabei, selbstverständlicher zu werden“

Nico Kukuk (li.) überzeugte mit einem Tor und zwei direkten Vorlagen. Foto: Küch

„Es lief gut, aber die Jungs haben es auch gut gelöst“, freute sich Obloch über den sehr souveränen Auftritt seiner Schützlinge. Dabei befand er: „In der ersten Halbzeit hatten wir noch leichte Probleme mit dem Zugriff, das war in der zweiten Halbzeit besser.“ Nach drei Siegen in Folge („Das tut uns gut“) könnte man fast meinen: „Jetzt ist Osdorf da“, hofft auch der Übungsleiter. Aber: „Wir müssen nachlegen.“ Nichtsdestotrotz sieht es so aus, „als wären Selbstvertrauen und Selbstverständnis zurück. Aber es ist halt die Frage, wenn es gegen Victoria einen Rückschlag geben sollte, ob das Selbstverständnis dann auch da ist, in der darauffolgenden Woche zu sagen: ‚Alles klar, weiter geht’s.‘ Oder wenn man hinten liegt, zu sagen: ‚Egal, wir spielen unser Ding trotzdem weiter.‘ Das wird man sehen. Aber natürlich helfen Erfolge dabei, selbstverständlicher zu werden.“

„Bälle ohne Sinn und Verstand“

Jeremy Wachter (Mi.) lässt TuRa-Torsteher Jonah Basner keine Chance - 5:0 TuS. Foto: Küch

Von dem Selbstverständnis der letzten Wochen war bei TuRa hingegen rein gar nichts zu sehen. „Natürlich kann man so ein Spiel verlieren. Dass es am Ende aber so ein Ergebnis wird, das finde ich schon brutal. Das muss man ganz klar sagen“, machte Schwarzer aus seiner Enttäuschung gar keinen Hehl. „Wir waren in allen Belangen, die elementar wichtig sind, unterlegen.“ In Sachen Handlungsschnelligkeit oder auch Zweikampfverhalten „war uns Osdorf bei weitem überlegen“, so Schwarzer. „Wir haben nicht mal drei, vier Ballpassagen hinbekommen. Auch die spielerische Komponente, die uns eigentlich stark macht, hat man überhaupt nicht gesehen.“ Zudem hätte man „Bälle gespielt, die teilweise ohne Sinn und Verstand waren“, ärgerte er sich – und führte fort: „Was uns nicht passieren darf, dass wir uns einfach ergeben, keine Absicherung mehr haben und uns in der zweiten Halbzeit noch vier Tore einschenken lassen. Das ist bitter, weil auch das Spiel gegen Nienstedten schon nicht toll war. Heute war’s eine Katastrophe“, konstatierte Schwarzer. „Natürlich ist es ärgerlich, dass wir uns hier sechs Dinger einschenken lassen, und ich will es auch absolut nicht gut heißen, was hier passiert ist – um Gottes Willen. Ich bin damit überhaupt nicht einverstanden und das wird die Mannschaft auch von mir noch zu hören bekommen. Aber andererseits hilft es uns vielleicht auch dabei, wieder ein Stück weit bodenständig zu sein. Denn jetzt wissen wir, dass uns da noch eine ganze Menge fehlt.“

Autor: Dennis Kormanjos